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Über den eigenen Tellerrand blicken

Foto: Sarah Schött
Student Lars Jücker (rechts) mit dem Lehrstuhlteam: Elena Wirtz, Wanja Kirchhoff, Dr. Dennis Halft OP (von links).

Über den eigenen Tellerrand blicken

Von: Sarah Schött | 21. Juli 2023
Ein Studium mit Bezug zu Theologie oder Religion aufzunehmen, ist für viele junge Menschen heute eher schwer vorstellbar. Dabei bieten die Universitäten und Fakultäten zahlreiche Studiengänge aus den Bereichen, die Wege in verschiedenste Berufsfelder öffnen können. In einer lockeren Reihe stellt der „Paulinus“ einige Studienmöglichkeiten vor.

Wer sich im Studium mit Religion beschäftigen möchte, ist längst nicht nur auf das Christentum festgelegt. An der Theologischen Fakultät Trier und der Universität Trier etwa wirft der Masterstudiengang „Interreligiöse Studien – Judentum, Christentum, Islam“ auch einen Blick über den christlichen Tellerrand.

Der Fokus des Studiengangs, der erst seit zwei Semestern angeboten wird, liegt auf der Interaktion und der Beziehungsgeschichte der drei großen monotheistischen Religionen. „Wir betrachten den Gegenstand historisch, aber auch unter gegenwartsbezogenen Fragen. Wir haben eine religionswissenschaftlich-vergleichende und eine historische Herangehensweise und fragen auch theologisch nach der Bedeutung der Beziehungen zwischen den Religionen“, erklärt der Studiengangsverantwortliche, Dr. Dennis Halft.

Zwar nehme in Zeiten fortschreitender Säkularisierung die Religiosität ab, dennoch gebe es durch die Migrationsgesellschaft eine steigende Vielfalt der Religionen. „Daher ist es umso wichtiger, mit dieser religiösen Vielfalt produktiv umgehen zu können, da sich die Begegnungsräume zunehmend überschneiden.“ In welchen Bereichen Absolvierende später tätig sein können, ist laut Halft breit gefächert. „Das können klassische geisteswissenschaftliche Felder im Bereich Kommunikation, Personalführung, Kulturvermittlung sein. Der ganze Bildungsbereich gehört dazu. Es ist keine Grenze gesetzt. Selbst Unternehmen brauchen Menschen, die diese Kompetenzen im Feld der verschiedenen Kulturen und Religionen haben, weil alle von dieser zunehmenden Vielfalt erfasst werden.“

Lars Jücker weiß noch nicht genau, in welchen Bereich es ihn später einmal verschlagen wird. Der 23-jährige Korlinger studiert den Master im zweiten Semester. „Ich habe mich schon immer für Religionen interessiert, für das, was Menschen glauben, wieso sie glauben und wie sie glauben.“ Nach dem Abitur entscheidet er sich aber zunächst für ein Geschichtestudium mit Theologie im Nebenfach. „Und dann war ich gerade mit dem Bachelor fertig und habe die Werbung für den neuen Studiengang gesehen. Das hat mich direkt angesprochen, denn letztlich war es das, was mich schon lange interessiert hat. Ich habe mit Freunden, Familie und Dozenten darüber gesprochen, und da kam teilweise als Reaktion: ,Als ich von dem Studiengang gehört habe, musste ich sofort an dich denken.‘“

Das Thema bleibt nicht abstrakt

Am Studium gefalle ihm, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht abstrakt bleibe, sondern vieles auch greifbar gemacht werde. Sein bisheriges Lieblingsmodul ist daher auch „Interreligiöser Dialog in Theorie und Praxis“. „Wir haben geschaut, wie interreligiöser Dialog funktioniert, wer Akteure sind, wo Herausforderungen und Chancen liegen. Wir haben eine Moschee besucht, wir haben das Emil-Frank-Institut besucht, wo der Dialog im Hier und Jetzt, in Trier, im Leben geführt wird“, erklärt er.

Natürlich muss man sich in einem solchen Studiengang häufig die Frage gefallen lassen, was man später einmal damit machen möchte. Das kennt auch Lars Jücker. „Eine Antwort zu finden ist schwierig. Mein Bruder studiert Architektur, da ist mehr oder weniger klar: Wenn er fertig wird, ist er Architekt. Bei mir – auch mit Geschichte vorher – war immer die Frage: Was willst du damit machen. Mit dem Master jetzt haben sich viele Türen geöffnet, einige auch geschlossen. Aber im großen Ganzen will ich mir so viele Türen offenhalten wie möglich.“ Er habe am Ende viele Möglichkeiten, etwa im politiknahen Bereich, der Politikberatung, bei Stiftungen, in der Flüchtlingshilfe oder der Entwicklungsarbeit, im Journalismus, in musealen Kontexten oder auch in der universitären Forschung. Aktuell könne er sich eine Entwicklung in Richtung Flüchtlingsarbeit gut vorstellen. „Etwas, wo man aus Trier hinausschauen kann in die Welt.“

Ein Grundinteresse am Thema haben

Einen ersten solchen Blick wird er im Herbst bekommen. Denn dann absolviert er das zum Studium gehörende Praktikum. Dafür hat er sich das kirchliche Hilfswerk missio in München ausgesucht. „Sie bieten immer im Kontext des Weltmissionssonntags Praktika an, weil sie da Gäste aus verschiedenen Weltregionen einladen. Dieses Jahr kommen Gäste aus dem Nahen Osten, vornehmlich aus Syrien, Ägypten und dem Libanon, die dann über ihr Leben dort als Christen berichten. Da wird sicher ein dominierendes Thema der Umgang mit dem Islam sein, aber auch mit dem Judentum und anderen Religionen, die es dort in Minderheitensituationen gibt.“

Über den eigenen Tellerrand schauen wollen – sicherlich eine Grundvoraussetzung für den Studiengang. Daneben, so Jücker, sollte man begeisterungsfähig dafür sein, viel zu lesen und sich Gedanken über Dinge zu machen, über die auch schon andere nachgedacht haben. „Man muss offen für Neues sein und ein Grundinteresse am Thema haben. Ich hab’s bisher noch nicht bereut, Geschichte hinter mir zu lassen, und bin durchaus komplett zufrieden mit der Entscheidung.“

  • Info
    Der Master umfasst vier Semester. Zulassungsvoraussetzung ist ein Bachelorabschluss im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Das Studium kann zum Winter- oder Sommersemester begonnen werden. Ein religiöses Bekenntnis wird nicht erwartet. Infos im Internet unter www.t1p.de/interreligioesestudien, telefonisch unter (06 51) 2 01 35 42 oder per E-Mail an halft@uni-trier.de.



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    Weitere Videos des Paulinus finden sich auf www.youtube.com/PaulinusTrier




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