Der Tag vor Heiligabend ist noch jung an Stunden, und die Dunkelheit ist noch nicht dem Tageslicht gewichen: 40 Kinder und Erwachsene haben sich zur Frühschicht in der St.-Michael-Pfarrkirche in Kirchen im Pastoralen Raum Betzdorf versammelt. Genauer gesagt: zur 300. ökumenischen Andacht mit anschließendem Frühstück im Pfarrheim.
Seit 32 Jahren gehört es für viele dazu, dass sie Impulse für den Tag mitnehmen, gemeinsam singen und beten, und eben eine Zeit bei Kaffee und Brötchen verweilen. „Es sind 32 Jahre gelebte Ökumene am frühen Morgen“, sagt Mitorganisatorin Elisabeth Hambürger, die diesen besonderen Tag inhaltlich mitgestaltet hat.
1990 hatten Martina Litzau und Claudia Schnittchen mit der Kolpingjugend der Pfarrei St. Michael Kirchen im damaligen Dekanat Kirchen die Aktion ins Leben gerufen. „Anfangs war sie als Angebot für die Jugend gedacht, und ökumenisch sollte sie sein“, erklärt Hambürger. Schnell habe sich etwas generationsübergreifendes entwickelt, das von den Gemeindemitgliedern der evangelischen, katholischen und der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Kirchen angenommen wurde.
„In Hochzeiten trafen sich rund 70 Leute in diesen frühen Morgenstunden.“ Zunächst habe noch der Anteil der Katholiken überwogen, was sich spätestens in den 1980er-Jahren wandelte: Als St. Michael renoviert wurde, durfte man mit der Frühschicht in die evangelische Luther-Kirche ausweichen. Seit 2010 findet sie im Advent in der evangelischen, in der Passionszeit in der katholischen Kirche statt. Unterschiedliche Gruppen übernehmen die inhaltliche Ausarbeitung, seit 2011 auch eine Gruppe der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, was eine Bereicherung der Vielfalt sei.