Seit fast 200 Jahren kleidet das Unternehmen Barbiconi in Rom Priester ein. Auch neu ernannte Kardinäle sind darunter – der letzte Auftraggeber wird seine Ausstattung einen Tag vor der feierlichen Zeremonie Ende September erhalten. Der Seidenstoff für die leuchtend rote Ausstattung der Kardinäle ist seit Corona schwer zu bekommen.
Die Seide macht ihm Sorgen. Im Stockwerk unter dem Verkaufsraum holt Gabriele Barbiconi, Mitinhaber eines Herrenausstatters für Priester in Rom, einen Stoffballen aus dem Regal. Rot glänzt das glatte Material, das sich zwischen den Fingern erstaunlich fest anfühlt, ein bisschen wie Backpapier.
Der Stoff sei nicht eingefärbt, sondern aus rotem Seidengarn gewebt, erklärt Barbiconi. Nur wenige Meter kann er derzeit auf dem Markt ergattern. Gerade genug für seine Auftraggeber, die am 30. September einen wichtigen Termin im Petersdom haben, wo Papst Franziskus 21 neue Kardinäle ernennen wird. Darunter werden auch einige von Barbiconis Kunden sein, die bei der Gelegenheit zum ersten Mal ihre neuen – kardinalsroten – Gewänder tragen werden.
Über Namen und Zahlen schweigt sich der Geschäftsinhaber aus. Nur so viel: Die meisten sind dem fast 200 Jahre alten Traditionsunternehmen schon lange verbunden, haben sich bereits als Bischof in der Via Santa Caterina da Siena einkleiden lassen. Ganz in der Nähe des Pantheons zeigt das Schaufenster cremefarbene Messgewänder mit goldenen Verzierungen. In kleinen Gruppen treten schwarz gekleidete Männer mit Priesterkragen durch die Glastür und werden von einer Verkäuferin diskret begrüßt.