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Ein neues  Rekordjahr

Foto: Andreas Drouve
So einsam ist es nicht mehr häufig. Pilger auf dem Weg hinein nach Hontanas.

Ein neues Rekordjahr

Von: Andreas Drouve | 22. Januar 2023
Der Jakobsweg setzt seine Erfolgsgeschichte fort und ist beim Zulauf in eine neue Dimension vorgestoßen. Die Entwicklung hat nicht nur positive Seiten.

Die Glättung der Corona-Wogen ist 2022 mit einem riesigen Nachholbedarf einhergegangen und das hat dem Jakobsweg eine abermalige Rekordmarke beschert.  438 323 Pilger, so die von spanischen Medien veröffentlichte Zahl, durften sich im Laufe des vergangenen Jahres im Pilgerbüro von Santiago de Compostela ihre Pilgerurkunde abholen. Vorausgesetzt, sie konnten mit der Stempelfolge im Pilgerausweis belegen, mindestens die finalen 100 Kilometer bis zur Apostelstadt zu Fuß beziehungsweise die letzten 200 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt zu haben. Niemals sind nachweislich mehr Ankömmlinge verzeichnet worden; der bisherige Rekord von 2019 (347 578) wurde um Längen übertroffen.

„Fast wie am Ballermann“

Für einen Experten wie Heino von Groote, den Vorsitzenden des Paderborner Freundeskreises der Jakobuspilger, war das Rekordjahr keine Überraschung. „Aber es fand meines Erachtens überwiegend auf den letzten 100 Kilometern des Weges statt“, räumt er ein. Generell scheinen sich mehr und mehr die Verhältnisse zu verschieben: weg vom Grundgedanken des Glaubens hin zum Lifestyle-Pilgern. „Unter den Europäern ist der Trend sicher da, dass man mal in Santiago gewesen sein muss“, hat von Groote ausgemacht, wobei er keine Einschätzung für Nichteuropäer wie die zunehmende Zahl an Südkoreanern treffen will.

„Hier ist es fast so geil wie am Ballermann. Nur der Strand und das Meer fehlen“, zitierte die Deutsche Presse-Agentur in einem Bericht einen 21jährigen Pilger aus Hamburg, der sich in Santiago de Compostela gerade den Trinkfreuden hingab. Doch das geht vereinzelt auch andernorts.

In Foncebadón, dem letzten Pilgerdorf vor dem Eisenkreuz, dem höchsten Punkt des Jakobswegs, dringen aus einer Kneipe poppige Klänge und rauben dem Jakobsweg die Stille. Ein Werbeschild preist einen Mojito-Cocktail für fünf Euro an, ein anderes die „Happy Hour“ mit preisreduzierten Drinks. Draußen sitzen junge Pilger zusammen und genehmigen sich einen Tropfen. Die Füße wippen im Takt.

Steigende Zahl der „Touristenpilger“

In Santiago de Compostela häufen sich die Anwohnerbeschwerden über jene, die zur frühesten Morgenstunde jubilierend und ohne Rücksicht auf Lärmbelästigung in die Altstadt einziehen – und ihren Triumph der Ankunft in die Nacht hinein ausgiebig begießen. Dabei handelt es sich oftmals um „Urkundenjäger“, deren Fußpilgerschaft sich lediglich auf die letzten 100 Kilometer beschränkt, wie von Heino von Groote richtig ausgemacht hat.

In die sozialen Medien haben Anwohner Videos von grölenden Pilgermassen gestellt, Zeitungen und Fernsehsender über die Problematik der Überflutung berichtet. „Die vertreiben uns aus unserer Stadt“, ließ ein Anwohner seinem Frust im Sommer freien Lauf. Juli und August waren einmal mehr die stärksten Monate; im Juli trafen 67 374, im August 85 842 Pilger in Santiago de Compostela ein, im Schnitt also 2500 Menschen pro Tag. Dazu gesellten sich die normalen Besucher, übers ganze Jahr verteilt mehrere Millionen. Logisch also, dass die Stadt, die nur 100 000 Einwohner zählt, an die Grenze ihrer Kapazitäten stößt.

Frauenpower und E-Bike-Pilger

Was bei einer detaillierteren Betrachtung der Pilgerstatistik ebenfalls auffällt: Die Frauen waren in den wichtigsten Monaten zwischen Mai und Oktober in der Mehrzahl. Der Jakobsweg gilt als sichere Route. Der Raubmord an einer Pilgerin vor Jahren bei Astorga war eine tragische Ausnahme.





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