Foto: KNA
Papst Franziskus empfängt die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am 17. November beim Ad-limina-Besuch im Vatikan. Am Mikrofon (Mitte) Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der DBK.
Kontroversen in Rom
Von: KNA/bs/jr | 27. November 2022
Zwischen deutschen Bischöfen und führenden Vatikanvertretern gibt es erhebliche Meinungsverschiedenheiten über den deutschen Synodalen Weg. Das wurde beim Ad-limina-Besuch der Bischofskonferenz in Rom deutlich.
Sieben Stunden nach einer mehrstündigen Begegnung zwischen den deutschen Bischöfen und Kurienkardinälen unter Führung von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am 18. November wurde am Abend ein gemeinsames Kommunique des Heiligen Stuhls und der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht. Das Treffen war Teil des mehrtägigen Ad-limina-Besuches der Bischöfe in Rom.
In dem Kommuniqué heißt es, in einer „Perspektive des offenen und brüderlichen Austauschs wurden einige Vorschläge gemacht, darunter auch die Möglichkeit eines Moratoriums“ für den deutschen Synodalen Weg, „was jedoch verworfen wurde“.
Dem Vernehmen nach hatte der Chef des Dikasteriums für die Bischöfe, Kardinal Marc Ouellet, einen solchen vorübergehenden Stopp der Gespräche zwischen den deutschen Bischöfen und Laienvertretern vorgeschlagen. Er habe damit verhindern wollen, dass dort Veränderungen beschlossen werden, die auf nationaler kirchlicher Ebene nicht entschieden werden dürfen.
Nachdem nur wenige deutsche Bischöfe diesem Vorschlag zustimmten und viele ihm widersprachen, wurde stattdessen die Idee vertieft, dass es notwendig sei, „angesichts der entstandenen Missverständnisse weiteres Nachdenken und gegenseitiges Zuhören zu fördern“.
Ferner verständigte man sich darauf, dass es notwendig sei, „einige der angesprochenen Fragen zu definieren und zu vertiefen, wie zum Beispiel diejenigen, die sich auf die Strukturen der Kirche, das Weiheamt und seine Zugangsbedingungen, die christliche Anthropologie und weitere Fragen beziehen“. In der Debatte wurde laut Kommuniqué auch darauf verwiesen, „dass einige Themen nicht verhandelbar sind“.
Zu Beginn der streckenweise emotional geführten Aussprache warb nach einer Einführung durch Kardinal Parolin der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, in einem grundlegenden Vortrag für den Synodalen Weg.
Danach benannten die Kurienkardinäle Luis Ladaria und Ouellet die Bedenken und Vorbehalte, die im Vatikan, aber auch in anderen Ortskirchen, gegenüber Methodik, Inhalten und Vorschlägen des deutschen Reformprozesses bestehen.
Sie machten, so das Komunique, „zugunsten der Einheit der Kirche und ihres Evangelisierungsauftrages“ Vorschläge, die bisher im deutschen Synodalen Weg vorgebrachten Anliegen „in die Synode der Gesamtkirche einfließen zu lassen“.
Der Text endet mit dem Satz: „Man war sich einig, dass das Zuhören und der gegenseitige Dialog in den kommenden Monaten fortgesetzt werden sollen, so dass sie eine Bereicherung für den deutschen Synodalen Weg und den synodalen Prozess der Kirche auf Weltebene darstellen.“
Bischof Bätzing zog nach den kontroversen Debatten in Rom eine gemischte Bilanz. In einer Pressekonferenz sagte er am 19. November, er fahre „mit Erleichterung und mit Sorge nach Hause“.
Es bereite ihm Sorge, dass die Laien, die den größten Teil des Gottesvolkes ausmachten, immer noch keine Gelegenheit hatten, ihre Standpunkte in Rom vorzutragen. An der katholischen Basis in Deutschland sei der Druck groß. „Das Volk Gottes in Deutschland ist ungeduldig und drängt auf Veränderungen“, erläuterte Bätzing.
Er räumte ein, dass bislang kein verbindlicher Kurs für einen weiteren Fortgang der Gespräche über die Forderungen des deutschen Reformprozesses „Synodaler Weg“ vereinbart worden sei. Es stehe aber der Vorschlag eines „Runden Tischs“ im Raum. Als nächstes würden die Bischöfe und die Laienverbände in Deutschland sich mit dem auseinandersetzen, was in Rom besprochen wurde.
Bätzing spricht von „klaren Ansagen“ der Kurie
Seitens der Kurie habe es „klare Ansagen“ gegeben, die man ernst nehme. Es seien Rote Linien benannt worden, die aus Sicht der Kurienchefs nicht überschritten werden dürften, dazu zähle die Frage der Priesterweihe von Frauen.
Zur Krise im Erzbistum Köln berichtete Bätzing, die deutschen Bischöfe hätten sowohl im zuständigen Dikasterium als auch dem Papst klargemacht, dass die Haltung des Papstes, nicht unter Druck zu entscheiden, zu noch mehr Druck führe.
Auch hätten sie verdeutlicht, dass die Situation sowohl für das Bistum als auch für den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki unerträglich sei. Der Papst habe aber nicht gesagt, wann und wie er über Woelkis Zukunft entscheiden wolle.
…
-
Weiter lesen …
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der gedruckten Ausgabe des „Paulinus“ oder im „Paulinus“-ePaper. Ein kostenloses und unverbindliches dreiwöchiges Probeabo gibt es per E-Mail an leserservice@paulinus-verlag.de.
- Einen Kommentar schreiben