Foto: Ann Münchow
13 mal 26 Zentimeter groß: spätantike Elfenbeintafel aus Byzanz, Darstellung einer Reliquienprozession (Ausschnitt).
Schätze aus 1500 Jahren
Von: Gisela Ankly | 9. Januar 2022
Das Bistum Trier verwahrt in seinem Domschatz Werke von Weltrang. Ein neuer Auswahl-Katalog stellt sie vor.
Wo finde ich den Trierer Domschatz? Selbst Einheimische antworten auf diese Frage eher unsicher und verweisen dann zuweilen auf das Diözesanmuseum. Das liegt zwar neben dem Dom, ist aber nicht der Ort, an dem der Trierer Domschatz aufbewahrt wird. Denn der befindet sich seit dem 14. Jahrhundert im „Badischen Bau“ auf der Südseite des Doms. 500 sakrale Schätze aus über 1500 Jahren sind dort zu bewundern, weltberühmte wie der Andreas-Tragaltar, aber auch kleine Kostbarkeiten wie die Wollmütze des heiligen Simeon.
Wer die Anfahrt oder die Corona-Beschränkungen scheut, der kann sich jetzt in einem neuen Katalog einen Überblick verschaffen, was den Trierer Domschatz so sehenswert macht. Das im Frühjahr erschienene und im November offiziell vorgestellte Buch bringt 68 Kostbarkeiten aus dem Domschatz und dem Dom näher, ergänzt durch zehn, die im Dom- und Diözesanmuseum aufbewahrt werden.
Der 320 Seiten starke Katalog ist zweisprachig (deutsch/englisch) verfasst, nach verschiedenen Themen strukturiert und mit beeindruckenden Fotos der Werke bebildert. Neun Essays erläutern Hintergründe wie die Geschichte des Domschatzes oder die Trierer Heiligen. Hinzu kommen ein Glossar und ausgewählte Literaturangaben.
Die Grundlage des Katalogs wurde bei einem studentischen Buchprojekt des Kunsthistorischen Seminars der Universität Trier unter Leitung von Dr. Jürgen von Ahn gelegt, die Katalogbeiträge verfassten Studierende im Bachelorstudiengang. Fachkundige Unterstützung kam von Kirstin Jakob (damals noch Mannhardt), wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum am Dom.
Viele der vorgestellten Objekte sind nicht nur von hohem materiellen und künstlerischen Wert, sondern auch bis heute Teil gelebter Glaubenspraxis. So auch das älteste Stück des Domschatzes, die Kreuzreliquie, und ihre kostbare Hülle, die auch das Titelbild des Katalogs prägt.
Es macht Freude, mithilfe des Katalogs Detailansichten etwa des berühmten Andreas-Tragaltars oder des Elfenbeinreliefs aus Byzanz betrachten und im Text die ergänzende Geschichte dazu lesen zu können. Zu jedem Stück erfährt man interessante Einzelheiten, so dass der Katalog seine zwei wichtigsten Aufgaben sehr gut erfüllt: Er macht neugierig und verleitet zum realen Besuchs des Domschatzes, und er begleitet den Besucher bei seinem Rundgang.
Wie die einzelnen Werke so hat auch der Domschatz insgesamt eine bewegte Geschichte. So wie er sich heute präsentiert, gibt es ihn erst seit zwei Jahrhunderten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden große Teile dazu verwendet, den ersten Koalitionskrieg gegen die französischen Revolutionstruppen zu finanzieren: 399 Kilogramm Edelmetall hat man 1792 an die kurfürstliche Münze zum Einschmelzen abgegeben. Nur wenige Werke des heutigen Domschatzes stammen aus der Zeit davor. Was heute zu sehen ist, gelangte im 19. und 20. Jahrhundert durch Ankauf von Kostbarkeiten aus säkularisierten Kirchen, durch Schenkungen, als Leihgaben, aus dem Kunsthandel und auch durch Neuanfertigung in den Domschatz.
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Info
Hinweise zum Domschatz im Internet unter www.dominformation.de/bauwerk/domschatz.Katalog: Jürgen von Ahn, Kirstin Mannhardt (Hg): Trier, Sakrale Schätze, Kostbarkeiten aus 1500 Jahren, 320 Seiten, ISBN 978-3-7319-0896-8, Michael-Imhof-Verlag, Petersberg 2020, Preis: 29,95 Euro.
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