Foto: Rolf Lorig
Kristin Kunze als Martha und Heike Bänsch als Vicky (von rechts) fesselten das Publikum mit ihrem Spiel – auch ohne aufwendige Dekoration.
Den Spiegel vorgehalten
Von: Rolf Lorig | 4. September 2022
Wiesbaum:
Der Mensch plant sein Leben – aber am Ende kommt alles anders. Auf diese Kurzform könnte man das Theaterstück „Paradiso“ von Lida Winiewicz bringen, das auf Einladung der KEB in der Wiesbaumer Pfarrkirche St. Martin aufgeführt wurde.
„Paradiso“ – das ist ein Alten- und Pflegeheim. Ein Ort, wo kaum jemand freiwillig seinen Lebensabend verbringen möchte. Martha schon gar nicht. Die 80-Jährige führt ein selbstbestimmtes, aber einsames Leben, engagiert sich für die Wiedereinführung der lateinischen Messe. Der Höhepunkt im Leben der früheren Schuldirektorin ist ein Spaziergang im Park, wo sie Gänse und Enten füttert.
Das ruhige, aber eintönige Leben ändert sich, als ihr dabei die deutlich jüngere Vicky begegnet. Die will Martha zunächst eine Sterbeversicherung verkaufen, um so ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Für Martha, die noch im eigenen Haus lebt, ist das aber eine absurde Vorstellung. Und eigentlich will die eloquente und humanistisch gebildete ältere Dame mit der jüngeren Vicky rein gar nichts zu tun haben. Doch das Leben hat eigene Pläne, führt die beiden Frauen erst in einer reinen Zweckgemeinschaft, dann in Freundschaft zusammen.
Bühnenbild auf das Wesentliche reduziert
An Dekoration braucht es nicht viel, um ein solches Stück aufzuführen. Drei Stühle, ein Rollstuhl, ein Baumsymbol und etwas Kleinzeug. Dazu einen Scheinwerfer und etwas Technik, die von Brigitte Fischer bedient wurde. Gut wäre jedoch auch eine Mikrofonanlage gewesen. Denn obwohl die beiden Darstellerinnen klar und akzentuiert sprachen, die nicht unproblematische Akustik verlangte von den Zuhörern höchste Konzentration. Nicht alle verstanden deshalb die Dialoge Wort für Wort, weshalb einige Besucher vorzeitig das Stück verließen.
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