Foto: Thewalt
Von wegen Dunkelheit
Von: Ingrid Fusenig
Noch liegt alles im Dämmerlicht, doch dann ziehen sie ein, die Sängerinnen und Sänger, die Solisten, Sprecher und Musiker des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Schweich. Begleitet vom (noch) leisen Gesang: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht. Auf dich vertrau‘ ich und fürcht‘ mich nicht.“ Mitgebracht haben sie nur ein Licht. Doch das reicht aus, Licht ins Dunkel zu bringen: Kerze um Kerze wird daran entzündet. Und plötzlich ist es taghell in der Hohen Domkirche, ganz so, wie es sein soll bei einem fröhlichen Fest unter dem Leitwort „Christus, Licht der Völker“.
Spurensuche für Rasende und Rastlose
Es ist ein feierlicher, ja furioser Auftakt einer langen, lohnenden Nacht im Dom. Denn die auch zahlenmäßig starke Schweicher „Mannschaft“ mit etwa 130 Mitwirkenden erobert nicht nur die „Bühne“, sondern schnell auch die Ohren und Herzen der Mitfeiernden. „Von Wegen“ haben sie ihre musikalisch-literarische Spurensuche „für Rastende und Rastlose“ überschrieben - bewusst als mehrdeutiges Motto. „Von Wegen“: Manchmal finden Menschen einen Weg nicht sofort, manchmal werden Steine in den Weg gelegt, manchmal ist man auf dem Holzweg. Oder ist der Weg schon das Ziel?
Charlotte Schmitt und Johannes Metzdorf-Schmithüsen haben andere nach Auswegen gefragt: Mal kommt Till Eulenspiegel zu Wort, mal ein Suchender, mal die „Lösung“, die verzweifelt dem Fragesteller hinterherhetzt, ihn einfach nicht einholen kann. Warum hält er nicht inne, warum schaut er nicht zurück? Oder ist etwa Rainer Maria Rilkes „Rast“-Empfehlung der beste Weg?“ Köstlich das Zitat von Kurt Marti: „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“
Charlotte Schmitt und Johannes Metzdorf-Schmithüsen haben andere nach Auswegen gefragt: Mal kommt Till Eulenspiegel zu Wort, mal ein Suchender, mal die „Lösung“, die verzweifelt dem Fragesteller hinterherhetzt, ihn einfach nicht einholen kann. Warum hält er nicht inne, warum schaut er nicht zurück? Oder ist etwa Rainer Maria Rilkes „Rast“-Empfehlung der beste Weg?“ Köstlich das Zitat von Kurt Marti: „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“
Texte zum Nachdenken, dazu grandios vorgetragene Musikstücke und bestens aufgelegte Solisten: Louisa Schneider, Chiara Musiol und Josua Klein. „So viele Wege“, doch einen besseren Weg hätte die Bonhoeffer-Schule kaum einschlagen können, die Botschaft zu übermitteln: „Herr, an deinen Wegen ist mir sehr gelegen.“ In Schulnoten bewertet: Glatte Eins mit Sternchen in der Fächerkombination „Menschen Orientierung in der Pluralität der Möglichkeiten zu geben“, ihnen helfen, in der Vielfalt des Lebens „einen gelingenden Weg“ zu finden. Ohne Schulnote ausgedrückt: nicht enden wollender Beifall; Begeisterungsstürme. Da hält es niemanden mehr auf Stühlen und in Kirchenbänken: „Standing ovations“. Auch das erlebt man nicht alle Nächte im Trierer Dom.
Die Schöpfung als Schattenspiel
Ein wesentlich kleineres Team, doch nicht minder ausdrucksstark ist die Theatergruppe der Levana-Schule-Schweich. Die Mitwirkenden der Förderschule zeigen, was man mit Licht, Schatten, dem Körper und gerade einmal zwei Vorhängen bewegen kann. „… und es wurde Licht“ haben sie ihr Schattentheater genannt. Im Zeitraffer sind Blüten zu sehen, die zum Leben erwachen; die aufgehende Sonne liefert ein faszinierendes Naturschauspiel. Dann plötzlich ist der Betrachter mitten drin im Krieg, im Grabenkampf. Atompilz, Überschwemmungen, ein Tsunami, Erdbeben; Elektronikmüll, soweit das Auge reicht. Währenddessen wird ein langer Teppich im Dom ausgerollt, „gewebt“ aus Plastiktüten.
Hinter der Leinwand versinkt die Welt in Tränen. Einfach klasse, wie die Akteure die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments „erzählen“, den unverantwortlichen Umgang der Menschheit mit knapp werdenden Ressourcen anprangern und zum Umdenken animieren. Als Schatten haben die Dombesucher die Akteure kennen gelernt, doch als sie sich zeigen, ist der Jubel groß. Applaus für Sophie Berend, Martin Busch, Saskia Dollwett, Tobias Klein, Justin Knopf, Lucas Kruppert, Nina Jakobs, Cora Nosbisch, Jasmin Schmitt und Adrian Stamm. Nach so viel Kraft und Dynamik ist es Zeit zum Verschnaufen und Zurücklehnen: Volker Krebs und Armin Lamar ermöglichen das mit ihren Orgelimprovisationen auf zwei Orgeln. Sie spenden „Licht vom Licht“.
Hinter der Leinwand versinkt die Welt in Tränen. Einfach klasse, wie die Akteure die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments „erzählen“, den unverantwortlichen Umgang der Menschheit mit knapp werdenden Ressourcen anprangern und zum Umdenken animieren. Als Schatten haben die Dombesucher die Akteure kennen gelernt, doch als sie sich zeigen, ist der Jubel groß. Applaus für Sophie Berend, Martin Busch, Saskia Dollwett, Tobias Klein, Justin Knopf, Lucas Kruppert, Nina Jakobs, Cora Nosbisch, Jasmin Schmitt und Adrian Stamm. Nach so viel Kraft und Dynamik ist es Zeit zum Verschnaufen und Zurücklehnen: Volker Krebs und Armin Lamar ermöglichen das mit ihren Orgelimprovisationen auf zwei Orgeln. Sie spenden „Licht vom Licht“.
Es ist spät geworden, doch noch immer sind viele Menschen im Dom versammelt. Eine gute Entscheidung, zu bleiben und Bischof Dr. Stephan Ackermann beim Bittgang zu begleiten. Der Domkreuzgang ist das Ziel. Die Gläubigen suchen sich einen Lieblingsplatz, tragen ihre Kerzen und spenden so „Licht für die Völker“. Die Atmosphäre ist einzigartig. Dazu trägt Saxophonist Nico Zöller bei. Doch nicht nur er: Es werden Geschichten vorgetragen von Menschen in unserer Nähe. Laura-Marie wurde Gewalt angetan. Michael kommt aus Todesangst nach Deutschland, doch „das ist so nicht nachprüfbar“. Melanie lebt allein, von Hartz IV und sieht ihre Tochter nur alle paar Wochen einmal. Frauen stehen am Straßenrand und sind „aus purer Not dazu gezwungen, ihren Körper zu verkaufen“. Sie alle bekommen in dieser hellen Nacht ein Gesicht - und ein Gebet. Deutlich wird, „wie ungerecht das Leben in unserer Nachbarschaft, vor unseren Augen sein kann“.
Wem Licht geschenkt wird, der sieht auf den Anderen
Und wenn der Bischof um Mitternacht in der Eucharistiefeier vom Sehnsuchtswunsch spricht, „dass in diese Dunkelheit das Licht Christi scheint“, dann spürt man plötzlich, dass vielen ein Licht aufgeht. „Wem Licht geschenkt wird, der sieht auf den Anderen. Wir wollen im Licht das sehen, wo andere wegschauen, wollen hinschauen auf die Wunden dieser Welt.“
Der Bischof spricht auch von der besonderen Atmosphäre zu mitternächtlicher Stunde im Dom. Und spricht damit Maria Müller aus Trier – und nicht nur ihr – aus dem Herzen: „Ich mag das Bistumsfest. Meine Wohnung könnte ich an diesen Tagen weitervermieten. Froh bin ich, dass ich bis zum Schluss die DomNacht erlebt habe, obwohl ich müde bin. Es ist schön“, sagt die 62-Jährige. Ihr Wunsch: Den Organisatoren Danke sagen. Danke also an die Arbeitsgemeinschaft DomNacht mit Katja und David Bruch, Beate Barg, Matthias Balzer und Roland Hinzmann.
Der Bischof spricht auch von der besonderen Atmosphäre zu mitternächtlicher Stunde im Dom. Und spricht damit Maria Müller aus Trier – und nicht nur ihr – aus dem Herzen: „Ich mag das Bistumsfest. Meine Wohnung könnte ich an diesen Tagen weitervermieten. Froh bin ich, dass ich bis zum Schluss die DomNacht erlebt habe, obwohl ich müde bin. Es ist schön“, sagt die 62-Jährige. Ihr Wunsch: Den Organisatoren Danke sagen. Danke also an die Arbeitsgemeinschaft DomNacht mit Katja und David Bruch, Beate Barg, Matthias Balzer und Roland Hinzmann.
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