Foto: KNA
Vigil am 27. Juli in Rio de Janeiro. Jugendliche lagern am Strand. Eine deutsche Fahne weht im Wind.
Seid wahre Athleten Christi!
4. August 2013
Beim Abendgebet des Weltjugendtages in Rio de Janeiro forderte das Kirchenoberhaupt die katholische Jugend auf, am Aufbau einer schöneren Kirche, einer besseren Welt und einer gerechteren Gesellschaft mitzuwirken. Die Jugendlichen sollten sich nicht von einer Illusion von Freiheit oder Moden und Interessen des Augenblicks leiten lassen, sondern von Christus, betonte der Papst. Die Gläubigen müssten den Mut haben, Jesus mit Begeisterung aufzunehmen und bei Schwierigkeiten auch gegen den Strom der öffentlichen Meinung zu schwimmen.
Zu der traditionellen Gebetswache (Vigil) mit dem Papst, einem der emotionalen Höhepunkte des Weltjugendtages, versammelten sich nach Vatikanangaben rund zwei Millionen Menschen am Strand von Copacabana. Wegen der kühlen Witterung trug Franziskus bei der Fahrt im offenen Jeep durch die Menschenmenge zunächst einen weißen Mantel über seiner Soutane. Der Gottesdienst musste kurzfristig verlegt werden, weil das eigentlich vorgesehene Gelände in Guaratiba 50 Kilometer außerhalb der Stadt wegen des Regens der vergangenen Tage nicht benutzt werden konnte.
Mit dem Aufbau einer gerechteren und brüderlicheren Gesellschaft und Kirche müsse jeder einzelne bei sich selbst beginnen, unterstrich der Papst. Er zitierte die selige Ordensgründerin und Nobelpreisträgerin Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997), die auf die Frage, was sich in der Kirche ändern müsse, "du und ich" geantwortet hatte.
"Lasst Christus und seine Botschaft in euer Leben eintreten", rief Franziskus den jungen Menschen zu. Sie sollten nicht "Teilzeit-Christen" sein; der Glaube dürfe nicht in einer Fassade bestehen, sondern müsse authentisch sein. Dazu gehöre auch die Gemeinschaft in der Kirche. "Wir sind Teil der Kirche – besser noch: Wir werden Erbauer der Kirche und Protagonisten der Geschichte", sagte Franziskus unter dem Applaus der Teilnehmer.
Auch der Glaube braucht Training
"Jesus bittet uns, ihm das ganze Leben hindurch zu folgen und in seiner Mannschaft zu spielen", so der Papst in Anspielung auf die anstehenden sportlichen Großereignisse in Rio, die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016. Das erfordere wie im Sport viel Training, das im Gebet und im Empfang der Sakramente, aber auch in christlicher Nächstenliebe bestehe. Dazu gehöre auch, so der Papst, dass man den anderen zuhören könne, sie verstehe, ihnen vergebe und ihnen helfe; und zwar allen Menschen, ohne auszuschließen und auszugrenzen. "Liebe junge Freunde, seid wahre Athleten Christi", sagte Franziskus.
Die bunte religiöse Feier wurde immer wieder von frenetischem Jubel, Sprechchören und Schreien unterbrochen. Die Organisatoren des Weltjugendtages riefen die Jugendlichen, die entgegen eines ansonsten strikten Verbots an der Copacabana übernachten durften, dazu auf, ihre Schlafsäcke nach Gebrauch an die Obdachlosen Rios zu verschenken.
Bei einer Messe am vorletzten Tag seiner Reise hatte Franziskus zuvor Bischöfe und Priester aufgefordert, stärker auf Menschen an den Rändern von Kirche und Gesellschaft zuzugehen. Kleriker und Ordensleute müssten sich einer "Kultur des Ausschlusses oder der Aussonderung" widersetzen, in der kein Platz für alte Menschen, für das ungewollte Kind oder den Armen am Straßenrand sei, sagte er bei der Messe in der Kathedrale von Rio die Janeiro.
Bei denen anfangen, die am weitesten weg sind
Es reiche nicht, "die Tür zur Aufnahme zu öffnen"; Seelsorger müssten aus ihren Pfarrhäusern herausgehen und die Menschen suchen. In der heutigen Gesellschaft hätten Effizienz und Pragmatismus oft den Rang von Dogmen, so der Papst. Menschlich werde die Kultur dagegen durch Solidarität und Brüderlichkeit.
Der Papst rief seine kirchlichen Mitarbeiter auf, stärker auf Menschen an der Peripherie zuzugehen. "Fangen wir bei denen an, die am weitesten entfernt sind, bei denen, die gewöhnlich nicht in die Pfarrei kommen", sagte er. "Wir können nicht eingeschlossen bleiben in der Pfarrei, in unseren Gemeinschaften, wenn so viele Menschen auf das Evangelium warten!"
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