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Soziale Kontakte und Respekt

Foto: Stanislaus Klemm
Dieses grüne Labyrinth soll symbolisieren, dass Demenzkranke sich „verwirrt und verirrt“ fühlen.

Soziale Kontakte und Respekt

Von: Stanislaus Klemm | 6. Juni 2021
Bei den Krankheitsbildern, die bei Menschen jenseits des 65. Lebensjahres zu erwarten sind, steht die Demenz an dritter Stelle und beeinträchtigt am stärksten die Lebensqualität sowohl der Betroffenen als auch ihres Umfeldes. Was bedeutet Demenz? Wie kann man Betroffenen helfen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die „Paulinus“-Lebensberatung.

Das Wort Demenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: „ohne Verstand“, verwirrt, unvernünftig. Die Demenz ist eine Kombination verschiedenster Krankheitsbilder, wobei das Grundsymptom eine fortschreitende Verschlechterung verschiedener kognitiver, emotionaler, motorischer und auch sozialer Fähigkeiten gegenüber einem früheren Zustand aufzeigt.

Die so genannte „Alzheimer“, von dem Psychiater Alois Alzheimer vor hundert Jahren entdeckt, ist die mit 65 Prozent am häufigsten vorkommende Demenzerkrankung. Organische Ursachen sind hier faserige Ablagerungen außerhalb der Gehirnzellen, die so genannten „Plaques“.

Daneben gibt es die so genannte „vaskuläre Demenz“, eine Durchblutungsstörung im Gehirn, sowie viele andere Misch- und Sonderformen.

Wenn die Menschen sich zurückziehen

Häufige Symptome sind fortschreitende Gedächtnisstörungen, ein brüchiges Kurzzeitgedächtnis und eine Beeinträchtigung im zeitlichen und räumlichen Orientierungsverhalten. Auffällig ist ein oft sprunghaftes und wenig zielgerichtetes Verhalten. Das Denken zeigt zunehmend eine Verlangsamung und häufige Fehleinschätzungen. Die Sprache wird allmählich ungenau, falsche Begriffe schleichen sich ein. Gegen Ende kann es zum völligen Verlust der Sprachfähigkeit führen.

Im sozialen Bereich lässt sich ein Rückzug feststellen zum Schutz vor Überforderung und zur Fehlervermeidung. Manchmal bekommt das Verhalten fast zwanghafte Züge, wenn ständig nach Gegenständen gesucht wird. Und die Vorstellung vieler Kranker, bestohlen zu werden, kann zur offenen Aggression führen.

Es ist ein schleichender Prozess, eine Demenz, insbesondere die Alzheimer-Form, kommt natürlich nicht über Nacht und kann sich über 30 Jahre hinziehen. Es lassen sich drei Stadien unterscheiden:

  • Verlust der Merkfähigkeit, Nachlassen der Konzentration, was stark verunsichert und aus Scham oft überspielt wird.

  • Fortschreitendes Vergessen. Unterhaltungen werden immer schwieriger, Wortfindungsstörungen häufiger. Alltagstätigkeiten wie auch das Autofahren werden immer problematischer. Anfangs leidet nur das Kurzzeitgedächtnis, bald aber auch das Langzeitgedächtnis mit Entfremdung sogar vertrauter Personen.

  • Zunehmender körperlicher Zerfall mit abruptem Stimmungswechsel, gepaart mit einer großen motorischen Unruhe. Zeitgefühl geht verloren, eine fortschreitende Steifigkeit der Gelenke lässt bald den Kranken zum bettlägerigen Pflegefall werden.

Begegnung auf Augenhöhe

Viele Erfahrungen von Angehörigen und Pflegekräften, die über längere Zeit Demenzkranke betreuen, lassen ein bestimmtes Verhalten als sehr hilfreich erscheinen:

  • So kindlich, regressiv, seltsam uns die Kranken an manchen Tagen auch vorkommen mögen, wir sollten sie grundsätzlich immer weiterhin wie erwachsene Menschen mit Respekt behandeln und ihnen stets auf Augenhöhe begegnen.

  • Wir sollten öfter einmal den Versuch unternehmen, uns in den Kranken hineinzuversetzen. Er oder sie werden das als eine Berechtigung ihrer Welt spüren, und uns wird es die Kraft geben, sie nicht vorschnell als „dement“ abzustempeln.

  • Weil ihnen die Kommunikation von Tag zu Tag immer schwerer fällt, ihr Seh- und Hörvermögen immer weniger wird, werden sie immer frustrierter, ängstlicher, zunehmend hilflos und sogar depressiv. Deshalb sollten wir Demenzkranken mit unserem Sprachverhalten ein wenig entgegenkommen, mit einfachen Worten, in einfachen Sätzen mit ihnen reden, auf eine deutliche und langsame Aussprache achten und das, was wichtig ist, öfters wiederholen.

  • Demenzkranke haben zunehmend Schwierigkeiten, komplexe Fragen zu beantworten. Dabei müssen sie sich immer erinnern und erklären. Auch hier können wir ihnen entgegenkommen, indem wir die Frage möglichst so stellen, dass sie mit einer einfachen Alternative, wie zum Beispiel „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden kann. „Geht es Dir gut?“ wäre also besser zu beantworten als „Wie geht es Dir?“.

  • Kritik, ständige Korrekturen und lange Diskussionen bringen die Kranken eher in Verlegenheit und frustrieren sie. Lieber öfter das loben, was gut geht.

  • Unsere sprachliche Kommunikation sollte in besonderer Weise unterstützt werden durch unsere Körpersprache. Dabei ist ein guter Blickkontakt, eine sanfte Berührung und eine deutliche Gestik und Mimik eine große Hilfe.

  • Aktivität, Mobilität und Selbständigkeit zu fördern, ist immer angesagt, jedoch sollte es stets der jeweiligen körperlichen und geistigen Fähigkeit angepasst werden, um eine Überforderung unbedingt zu vermeiden.

  • Durch Anregung aller fünf Sinne lassen sich Erinnerungen hervorrufen und fördern. Gerade die Musik, das Singen bekannter Lieder, das Spielen bekannter Spiele, regelmäßige Wiederholung bekannter Tätigkeiten bekommen jetzt eine große Bedeutung. Sie schlagen Brücken in die Vergangenheit und fördern das Erinnern.

  • Soziale Kontakte zu fördern wirkt sich sehr positiv auf das Gemüt der Kranken aus und hält sie länger aktiv.

  • Eine feste Struktur, zeitliche Routine im Alltag und eine Übersichtlichkeit in der Ausstattung ihres Wohnraums sind sehr hilfreich.

  • Für alle, die diese Menschen liebevoll pflegen, ist es äußerst wichtig, die eigenen Kräfte nicht zu überfordern, sich nicht völlig aufzuopfern und eigene Interessen und Bedürfnisse völlig aufzugeben. Durch die Unterstützung eines Pflegedienstes können so die nötigen Auszeiten geschaffen werden, denn zu große eigene Frustrationen erhöhen die Gefahr, dass sie an Betroffenen unbewusst ausgelassen werden können.

  • Lebensberatung
    Insgesamt gibt es – von Ahrweiler bis Wittlich – 20 Lebensberatungsstellen des Bistums Trier, an die sich jede und jeder Ratsuchende wenden kann. Der zuständige Arbeitsbereich im Generalvikariat wird geleitet von Dr. Andreas Zimmer. Kontaktadresse: Lebensberatung im Bistum Trier, Bischöfliches Generalvikariat, Mustorstraße 2, 54290 Trier, Telefon (06 51) 71 05-2 79, E-Mail beratung@bgv-trier.de, Internet www.lebensberatung.info.

    Über 70 weitere Artikel sind im Internet in der Rubrik „Lebensberatung im Paulinus“ zu finden.



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An dieser Stelle beantworten regelmäßig Lebensberaterinnen und -berater aus den Einrichtungen des Bistums Trier Fragen zu verschiedenen „Problemfeldern“ des Lebens, zum Beispiel aus den Bereichen Erziehung, Ehe oder Familie. Wenn Sie zu einem Problem Beratung oder Antworten suchen, können Sie sich entweder an die „Paulinus“-Redaktion, Postfach 3130, 54221 Trier, oder direkt an die Lebensberatungsstellen im Bistum Trier wenden. Viele Paulinus-Beiträge aus der Praxis der Lebensberater finden Sie im Paulinus-Archiv/Lebensberatung.


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