Markus Igel (26) kann es kaum mehr erwarten. Endlich
kommt sein Taxi an der Kirche Sao Sebastiao in Rio an. Hier feiert die 400
Personen große Gruppe der Euregio (Bistümer Lüttich, Luxemburg, Troyes, Trier)
ihre Katechese, ihr Glaubensgespräch, zum Weltjugendtag. Das Taxi hält. Und die
Betreuer von Igel, Edgar Heckel und Marius Franken, helfen ihm aus dem Wagen.
Dann fahren sie Igel in seinem Rollstuhl in die Kirche, wo der Bad Kreuznacher
sofort begeistert mitfeiert.
Igel ist seit Beginn seines Lebens körperlich
eingeschränkt. Sauerstoffmangel bei der Geburt führte zu einer infantile
Zerebralparese. Er kann unter anderem nicht laufen und ist komplett auf die
Hilfe von Pflegern angewiesen. Umso wichtiger ist es ihm, dabei zu sein, Teil
einer Gruppe zu sein, wo seine Behinderung kein Hindernis ist. Und noch besser
sei es für ihn, wenn er zudem mit ihnen noch seinen Glauben leben könne. Dies
mache er beim Weltjugendtag. „Ich bin hier um mich mit jungen Menschen
austauschen, mit ihnen Glauben zu feiern, erleben und Glauben spüren.“ Igel
bezeichnet sich als einen „sehr gläubigen Menschen“. Dem Bistum Trier, das
seine Reise finanziert, ist er „sehr dankbar für die Möglichkeit“. Igel ist auch
schon ein „Weltjugendtagsprofi“. Bereits in Sydney 2008 war er dabei. Und dann
2011 in Madrid. Hier hat er Heckel kennengelernt, der ihn schon dort betreute.
Heckel ist 45 Jahre alt und ist Krankenpfleger in
Wittlich. Ehrenamtlich arbeitet er bei den Maltesern. Seit zehn Jahren betreut
er schon Menschen mit Behinderung und wurde auch für die Begleitung in Madrid
angefragt. „Und weil es zwischen Markus und mir so gut geklappt hat, bin ich
auch in Brasilien mit dabei.“ Auch Franken (54), der aus Betzdorf kommt und
dort als Altenpfleger arbeitet, war schon in Madrid dabei. Der ehrenamtliche
Malteser kümmerte sich dort um einen anderen Menschen mit Behinderung. Es sei
eine „ganz tolle Sache“ zusammen mit beeinträchtigten Menschen an „diesem
großen christlichen Event“ teilzunehmen, sagt Franken. Als das Bistum Trier ihn
daher fragte, ob er Igel auch in Brasilien mitbegleiten wolle, sei es für ihn
selbstverständlich gewesen, „als Christ und als Malteser“. Und obwohl es auch
manchmal anstrengend sei, freuen sich Heckel und Franken, in Brasilien dabei zu
sein. „Die Menschen und das Land kennen zu lernen, und die Erfahrungen im
Glauben zu machen“, das gebe Heckel selbst sehr viel. Und Franken ergänzt: „Die
Leute hier sind sehr hilfsbereit.“ Und auch, wenn manchmal sprachliche
Barrieren dazwischen stünden, „man versteht sich irgendwie.“
Mit Hilfe von Franken und Heckel sei die
Bewegungsfreiheit von Igel wenig eingeschränkt. Sowohl in Iguazu – wo die 70
jungen Leute aus dem Bistum Trier die Wasserfälle besucht haben – als auch in
Maringá – wo sie zu Begegnungstagen empfangen wurden, fand Igel seine
Behinderung „nicht beeinträchtigend und schlimm“. Nur in Rio selbst muss er, um
mit der Gruppe Zeit verbringen zu können, auf das Hilfsmittel Taxi
zurückgreifen. Die Unterkunft der Gruppe ist nicht für den Rollstuhl geeignet.
Daher übernachtet er mit seinen Betreuern in einem Therapiezentrum. Auch der
öffentliche Nahverkehr sei nicht mit deutschen Verhältnissen vergleichbar,
erklärt Heckel. Doch war Igel schon an der Copacabana beim
Eröffnungsgottesdienst. Auch an den anderen Großereignissen nimmt er teil, etwa
der Abschlussmesse mit dem Papst – und der Katechese mit seiner Gruppe.
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