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Heße bleibt, sagt der Papst

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Rücktrittsgesuch nicht angenommen: Erzbischof Stefan Heße.

Heße bleibt, sagt der Papst

Von: KNA | 26. September 2021
Trotz Pflichtverletzungen hat Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße nicht angenommen.

Eine entsprechende Erklärung der Apostolischen Nuntiatur in Berlin veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz am 15. September in Bonn. Heße (55), ehemaliger Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln, hatte nach der Vorstellung des Kölner Missbrauchsgutachtens am 18. März seine Amtsgeschäfte ruhen lassen und dem Papst seinen Rücktritt angeboten; darüber hat der Vatikan nun entschieden. Damit bleibt Heße, der seit 2015 Erzbischof von Hamburg ist, trotz Kritik an ihm weiter im Amt.

Zwar habe es Verfahrensfehler von Heße im Umgang mit Missbrauchsfällen gegeben, heißt es in der Erklärung der Nuntiatur. Doch seien diese nicht mit der Absicht begangen worden, Missbrauchsfälle zu vertuschen. „Das Grundproblem bestand, im größeren Kontext der Verwaltung der Erzdiözese, im Mangel an Aufmerksamkeit und Sensibilität den von Missbrauch Betroffenen gegenüber.“

Die Nuntiatur verwies auf den Bericht zweier Bischöfe, die im Auftrag des Papstes im Juni das Erzbistum Köln untersucht und dabei auch mit Heße gesprochen hatten. Die Bewertungen der beiden Visitatoren und der zuständigen römischen Stellen habe der Papst abgewogen und dann entschieden, den Amtsverzicht Heßes nicht anzunehmen, sondern den Dienst als Erzbischof „im Geist der Versöhnung“ fortzuführen.

Heße dankte dem Papst „für seine klare Entscheidung“ und das in ihn gesetzte Vertrauen. Ihm sei bewusst, dass eine Wiederaufnahme seines Dienstes nicht leicht sein werde, heißt es in einem Brief an die Gläubigen. „Es wird um einen Neu-Anfang gehen müssen.“ Über die konkreten Schritte wolle er sich mit verschiedenen Gremien und Personen des Erzbistums beraten. „Im offenen Gespräch sollten wir Enttäuschungen und Zweifel, Fragen, aber auch Hoffnungen und Erwartungen für eine gute Zukunft miteinander austauschen.“

Ein im März veröffentlichtes Gutachten der Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger wirft Heße in seiner Kölner Zeit elf Pflichtverletzungen im Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt vor. Konkret soll er versäumt haben, kirchliche Verfahren zur Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen einzuleiten und mehrere Fälle nicht an Staatsanwaltschaft oder Vatikan gemeldet haben.

Nach wachsendem öffentlichen Druck hatte der Erzbischof, der auch Flüchtlingsbeauftragter der  Bischofskonferenz ist, bereits im November vergangenen Jahres den Vatikan über die Vorwürfe gegen seine Person informiert. Sein Rücktrittsangebot vom 18. März hatte Heße damit begründet, Schaden vom Amt des Erzbischofs und vom Erzbistum Hamburg abwenden zu wollen. Zugleich hatte er betont, stets nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und sich nie an Vertuschung beteiligt zu haben. Dennoch habe er Fehler gemacht.

Die Vorgänge rund um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln waren Anfang Juni Gegenstand einer kircheninternen Überprüfung. Dabei hatten die beiden vom Papst entsandten Bischöfe auch mit Erzbischof Heße gesprochen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, lobte die Papstentscheidung, weil damit „eine schwierige Zeit der Ungewissheit“ ende. Er bat Kritiker, die Entscheidung des Papstes als „wohl überlegt und begründet“ zu akzeptieren.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zeigte sich dagegen „schockiert“. Im Vatikan werde verleugnet, „dass sichtbare und spürbare Veränderungen in der Kirche nötig sind, um das verloren gegangene Vertrauen wieder zu erlangen“, erklärte Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel.

Wenn aus Fehlentscheidungen keine persönlichen Konsequenzen folgten, sei das ein „Schlag ins Gesicht für Betroffene von sexueller Gewalt“, ergänzte ZdK-Vize Karin Kortmann. Ähnlich äußerte sich der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller.

Die Initiative „Wir sind Kirche“ wertete das Votum als „höchst problematisch“. In Köln sei jetzt damit zu rechnen, dass die Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff ihre Ämter wieder aufnehmen könnten. Auch ihnen wurden Pflichtverletzungen nachgewiesen. Mit Blick auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bekundete die Initiative die Befürchtung, dass er sich in seinem Kurs bestätigt sehe, „der nur die juristischen Verstöße bewertet, jede moralische Verantwortung der Kirchenleitung jedoch außer Acht lässt“.

Der Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, sprach von „organisierter Verantwortungslosigkeit“.



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