Steigende Mieten, teure Lebensmittel, hohe Energiepreise: Das sind nur drei der Gründe, warum Menschen in Berlin zum Sozialen Catering in die Kirchengemeinde St. Christophorus gehen. Das Bonifatiuswerk unterstützt das Angebot „Essen ist fertig!“ in diesem Jahr beispielhaft im Rahmen seiner diesjährigen Diaspora-Aktion. Die bundesweite Kollekte ist am 19. November.
Den Bedürftigen, die den Weg in die Gemeinderäume im Keller des großen Gotteshauses finden, fehlt oftmals das Geld für das Nötigste – auch für eine warme Mahlzeit. „Es ist ein Dilemma“, sagt Evelyn. Die 76 Jahre alte Rentnerin wohnt in direkter Nachbarschaft zur Kirche am Reuterplatz. 1000 Euro hat die ehemalige Textillaborantin jeden Monat zur Verfügung. Ein großer Teil davon geht für die Miete, Strom und Gas drauf. „Alles ist ja teurer geworden.“ Sie berichtet von ihren Sorgen und davon, dass sie bei Lebensmitteln sparen muss.
Der Pallottinerpater Kalle Lenz ist Pfarrvikar in der Pfarrei Heilige Drei Könige in Nord-Neukölln, zu der die St.-Christophorus-Gemeinde gehört. Der gebürtige Kasselaner lebt seit 30 Jahren in Berlin. Er berichtet, dass sich der Reuter-Kiez rund um die Kirche im Neuköllner Norden in den vergangenen 15 Jahren stark verändert habe. Lenz spricht von Gentrifizierung. „Der Kiez ist hip, er ist angesagt. Früher hörte man neben Deutsch hier Türkisch und Arabisch, heute sind es mehr Englisch und Spanisch.“ So wie Evelyn gehe es vielen. „Einige sind nach Sanierungen sogar aus ihren Wohnungen verdrängt worden.“
Evelyn sitzt mit etwa 20 anderen Gästen des Mittagstisches an diesem Tag im Gemeindesaal. Nebenan in der Küche brutzeln die Spiegeleier in der einen und der Leberkäse in der anderen Pfanne. Hier ist das Reich von Christine Brothun (72). Früher hat sie ganze Kinderfreizeiten bekocht. Jetzt widmet sie sich mit viel Enthusiasmus den Bedürftigen. Zum Leberkäse mit Ei gibt es Kartoffeln und Rotkohl. Ebenso einen Salat vorweg und Grießpudding zum Nachtisch.
Ein großes ehrenamtliches Team packt mit an. Cordula Falk (45) ist für den Salat zuständig. Die Keramikerin ist selbstständig, kann sich ihre Arbeitszeit freier einteilen als jemand, der acht Stunden im Büro oder in der Werkstatt sein muss. „Für mich ist das die sinnvollste Aufgabe der Woche“, bringt sie auf den Punkt, was alle denken, die hier mithelfen. Cordula Falk ist vor einem Jahr eingestiegen. Sie hatte den Gottesdienst in St. Christophorus besucht und von „Essen ist fertig!“ erfahren. Katrin Schings ist etwas später dazugestoßen und hat sich in den vergangenen Monaten zur Nachtischexpertin entwickelt.
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