Foto: Christine Cüppers
Beispiel Zuckerstreuer: Bei „Free Your Stuff“ fände er sicher in kürzester Zeit Interessenten, die ihn geschenkt haben wollten.
Neue Freunde für alten Krempel
Von: Christine Cüppers | 28. Juni 2015
Sie ist ein wachsendes Phänomen, die „Ökonomie des Teilens“. Wissenschaftler wie Peter Wippmann machen das Internet als zentrale Voraussetzung aus. Vieles wird ausgeliehen, getauscht oder verschenkt. So auch bei „Free Your Stuff“, wie Anne Unfried darstellt.
Es war im Jahr 2012, als sie erstmals von der Gruppe „Free Your Stuff“ (FYS) im sozialen Netzwerk hörte, erinnert sich die Triererin Anne Unfried. „Menschen, die im Internet ihren Krempel verschenken, das war genau das, was ich brauchte.“ Der Keller stand voll mit Dingen, die die zweifache Mutter „immer schon besaß, geerbt oder von Flohmärkten mitgebracht hatte“. Zumindest ein Teil davon musste einfach weg. Einziges Problem: „Ich wollte die Sachen nicht verkaufen und erst recht nicht wegwerfen. Sie sollten an Leute gehen, die sich darüber noch freuen.“
Ursprung liegt wohl in Luxemburg
Genau darum geht es bei FYS. Ursprünglich von einem in Luxemburg lebenden Portugiesen gegründet, bieten die inzwischen auch bundesweit existierenden Gruppen eine Plattform fürs Verschenken und Beschenktwerden.
Das Prinzip funktioniert so: Omas altes Nachttisch-Schränkchen steht längst nur noch nutzlos herum. Viele liebe Erinnerungen sind aber an das Schränkchen geknüpft. Und deshalb will es der Besitzer „in guten Händen wissen“. Also bietet er es mit einem Foto im sozialen Netzwerk an. „Es dauert in der Regel Sekunden, dann melden sich schon die ersten Interessenten“, nennt Anne Unfried ein Phänomen dieses Weges.
Der Anbieter nimmt nun Kontakt mit dem Kunden seiner Wahl auf, verabredet mit ihm Zeit, Ort und Art der Übergabe. Wer bei diesem Verschenken mitmacht? „Die Bandbreite reicht von der 60-jährigen Hausfrau, die ihre Garage räumt, um zu renovieren, bis zum Studenten, der einen Gartentisch sucht und findet.“ Sehr lebendig erinnert sich Unfried an eine Austauschstudentin aus Peru. Die brauchte sämtliche Utensilien für ihre kleine Wohnung. „Mit Hilfe einer deutschen Begleiterin hat sie bei FYS das meiste gefunden.“
Das Prinzip funktioniert so: Omas altes Nachttisch-Schränkchen steht längst nur noch nutzlos herum. Viele liebe Erinnerungen sind aber an das Schränkchen geknüpft. Und deshalb will es der Besitzer „in guten Händen wissen“. Also bietet er es mit einem Foto im sozialen Netzwerk an. „Es dauert in der Regel Sekunden, dann melden sich schon die ersten Interessenten“, nennt Anne Unfried ein Phänomen dieses Weges.
Der Anbieter nimmt nun Kontakt mit dem Kunden seiner Wahl auf, verabredet mit ihm Zeit, Ort und Art der Übergabe. Wer bei diesem Verschenken mitmacht? „Die Bandbreite reicht von der 60-jährigen Hausfrau, die ihre Garage räumt, um zu renovieren, bis zum Studenten, der einen Gartentisch sucht und findet.“ Sehr lebendig erinnert sich Unfried an eine Austauschstudentin aus Peru. Die brauchte sämtliche Utensilien für ihre kleine Wohnung. „Mit Hilfe einer deutschen Begleiterin hat sie bei FYS das meiste gefunden.“
Auch beim Verschenken gelten klare Regeln
Nach ihrem ersten Kontakt zu „Free Your Stuff“ wurde Anne Unfried bald schon Administratorin der Gruppe, also eine von mehreren Verwaltern und Organisatoren. Zwei bis drei Stunden täglich verbrachte sie damit, in der Gruppe nach dem Rechten zu schauen. Denn: Auch und besonders im sozialen Netzwerk müssen Regeln eingehalten werden. Eine Voraussetzung, an die sich einige Nutzer leider nicht halten können und wollen, wie Unfried bedauernd feststellt. Unhöfliche und gierige Teilnehmer sind dabei noch die harmlose Variante von Mitgliedern.
Selbst die Regelung, dass Dinge eben nur verschenkt, nicht aber verkauft werden dürfen, halten manche Kunden nicht ein, riskieren mit Verkaufsangeboten aber ihren sofortigen Ausschluss. „Solches Verhalten hat mich zu sehr belastet und menschlich mitgenommen. Zudem hat der Administratoren-Job mich zeitlich stark eingeschränkt“, erklärt die 45-jährige, die diese Aufgabe inzwischen aufgegeben hat.
„Free Your Stuff“ aber ist sie noch treu geblieben. Weiterhin engagiert sie sich aber für den „FYS-Markt“, den ein Team im Trierer Schammatdorf-Zentrum organisiert. Möglichst im Frühjahr, Sommer und Herbst finden dort Verschenkmärkte statt, an denen sich alle Interessierten beteiligen können. Die Regeln sind die gleichen wie im Netz: Es darf nur verschenkt werden. Gier ist tabu. Und das Miteinander muss stimmen. Der nächste Markt findet am Samstag, 11. Juli, statt. Am Tag vorher können Menschen ihr „Zeug“ ins Zentrum bringen, wo es sortiert wird.
„Dieses Verschenken ist eine win-win-Situation. Alle Beteiligten können eigentlich nur gewinnen“, erläutert Anne Unfried. Der Schenker wird überflüssigen Ballast los, der Beschenkte bekommt aus dem Überfluss anderer etwas, das er brauchen kann, und freut sich. Zudem werden noch Ressourcen geschont. Für die gute Unterstützung durch das Schammatdorf sind die Markt-Organisatoren sehr dankbar. Denn die Veranstaltung wird stets zu einem Event mit Catering und Musik von jungen Bands.
Für die Zukunft von „Free Your Stuff“ wünscht sich Anne Unfried die Loslösung vom sozialen Netzwerk. Dort Ordnung zu halten, sei zunehmend schwierig und erfordere viel Zeit. „Eine visuell ähnliche Gruppe wäre ideal“, meint die begeisterte Verschenkerin.
Selbst die Regelung, dass Dinge eben nur verschenkt, nicht aber verkauft werden dürfen, halten manche Kunden nicht ein, riskieren mit Verkaufsangeboten aber ihren sofortigen Ausschluss. „Solches Verhalten hat mich zu sehr belastet und menschlich mitgenommen. Zudem hat der Administratoren-Job mich zeitlich stark eingeschränkt“, erklärt die 45-jährige, die diese Aufgabe inzwischen aufgegeben hat.
„Free Your Stuff“ aber ist sie noch treu geblieben. Weiterhin engagiert sie sich aber für den „FYS-Markt“, den ein Team im Trierer Schammatdorf-Zentrum organisiert. Möglichst im Frühjahr, Sommer und Herbst finden dort Verschenkmärkte statt, an denen sich alle Interessierten beteiligen können. Die Regeln sind die gleichen wie im Netz: Es darf nur verschenkt werden. Gier ist tabu. Und das Miteinander muss stimmen. Der nächste Markt findet am Samstag, 11. Juli, statt. Am Tag vorher können Menschen ihr „Zeug“ ins Zentrum bringen, wo es sortiert wird.
„Dieses Verschenken ist eine win-win-Situation. Alle Beteiligten können eigentlich nur gewinnen“, erläutert Anne Unfried. Der Schenker wird überflüssigen Ballast los, der Beschenkte bekommt aus dem Überfluss anderer etwas, das er brauchen kann, und freut sich. Zudem werden noch Ressourcen geschont. Für die gute Unterstützung durch das Schammatdorf sind die Markt-Organisatoren sehr dankbar. Denn die Veranstaltung wird stets zu einem Event mit Catering und Musik von jungen Bands.
Für die Zukunft von „Free Your Stuff“ wünscht sich Anne Unfried die Loslösung vom sozialen Netzwerk. Dort Ordnung zu halten, sei zunehmend schwierig und erfordere viel Zeit. „Eine visuell ähnliche Gruppe wäre ideal“, meint die begeisterte Verschenkerin.
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Serie
Ein eigenes Haus, ein Auto, regelmäßiger Urlaub, Fernreisen, ein möglichst gut gefülltes Bankkonto. So sah lange Zeit der Traum vom Wohlstand aus. Doch immer mehr setzt sich heute die Erkenntnis durch: „Viel haben“ heißt noch nicht „gut leben“, und „weniger ist vielleicht mehr“.
In Zusammenarbeit mit Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum stellen wir deshalb in einer lockeren Serie Menschen vor, die für Veränderung eintreten oder anders leben, oder viel über das Thema wissen.
Zum Dossier: Einfach leben
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