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Rote Karte für Katar

Foto: Missio
Der WM in Katar zeigt Schwester Mary John Mananzan zusammen mit Missio Aachen symbolisch die Rote Karte.

Rote Karte für Katar

Von: Joachim Heinz | 20. November 2022
„Du kannst Angst haben, aber trotzdem etwas bewegen“: Eine Ordensfrau und das Missionswerk Missio Aachen im Einsatz für die Menschenrechte.

Wenn Mary John Mananzan gefragt wird, wie sie mit dem Thema Frauenrechte auf der Arabischen Halbinsel in Berührung kam, erzählt sie von vier Hausangestellten aus den Philippinen, die in Saudi-Arabien von ihren Arbeitgebern vergewaltigt wurden.

Die Polizisten, bei denen sie die Täter anzeigen wollten, erwiesen sich als keinen Deut besser. Schließlich landeten die Frauen in der diplomatischen Vertretung ihres Heimatlandes. Dort wurde ihnen Geld für einen Rückflug versprochen – für das sie allerdings noch etwas „arbeiten“ sollten. „Und um was handelte es sich dabei? Um Prostitution!“

Die „Sex for Flight“-Affäre sorgte vor einem knappen Jahrzehnt für Schlagzeilen auch über die Philippinen hinaus. Doch verbessert hat sich so gut wie nichts. Und das versetzt die Ordensfrau Mary John Mananzan, die am 6. November 85 Jahre alt wurde, in Rage. „Frauen werden von den Männern als Sexobjekt betrachtet“, nicht nur in Saudi-Arabien, sondern beispielsweise auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Kuwait oder in Katar, dem Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft.

Gemeinsam mit dem katholischen Hilfswerk Missio Aachen zeigt Mary John Menschenrechtsverletzungen in Katar die Rote Karte. In einer Online-Petition fordert Missio Außenministerin Annalena Baerbock auf, sich beim Emir von Katar für die Belange von Frauen in dem Golfstaat einzusetzen.

Die Stimmen aller Unterzeichnerinnen und Unterzeichner sollen im November kommenden Jahres der Grünen-Politikerin übergeben werden. „Denn wir verfolgen das Thema weiter, auch wenn die WM beendet ist und die Fernsehteams weitergezogen sind“, heißt es bei Missio.

Zwei Millionen Philippiner arbeiten in den Golfstaaten

Die Missstände sind enorm, und die Gründe dafür liegen nicht nur in Katar und anderen Ländern der Region. Schätzungsweise zehn Millionen Philippiner arbeiten im Ausland, davon zwei Millionen in den Golfstaaten, rechnet Schwester Mary John vor.

Ein lukratives Geschäft für Vermittlungsagenturen – und für den philippinischen Staat, dessen Wirtschaft von den Rücküberweisungen der Gastarbeiterinnen und -arbeiter profitiert. Entsprechend gering ist das Interesse daran, Menschenrechtsverletzungen aufzudecken.

Frauen werden meist als Kindermädchen oder Haushaltshilfe angeheuert. Nicht selten beginnen ihre Arbeitstage um vier Uhr morgens für einen Stundenlohn von umgerechnet einem Euro. Immer wieder laufen sie Gefahr, sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu werden. Wenn sie ihre Peiniger anzeigen, riskieren sie nach dem islamischen Recht selbst eine Anklage wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs.

Das musste sogar die Mexikanerin Paola Schietekat erfahren, die beim WM-Organisationskomitee in Katar arbeitete. Ihr Anwalt empfahl ihr, den Täter zu heiraten, um einer Auspeitschung oder Gefängnisstrafe zu entgehen. Schietekat hatte die internationale Aufmerksamkeit auf ihrer Seite und konnte in ihre Heimat zurückkehren. Vielen philippinischen Hausangestellten oder Kindermädchen spielt das Schicksal noch weitaus übler mit. Gelingt ihnen die Ausreise in ihr Heimatland, stehen sie oft mit leeren Händen da.

Zusammen mit Missio sorgte Mary John dafür, dass sich Rückkehrerinnen eine eigene Existenz aufbauen können, etwa mit kleinen Geschäften, den auf den Philippinen weit verbreiteten Sari-Sari-Stores.

In ihrer TV-Show „Nun stop nonsense (sinngemäß: „Nonne stoppt Nonsens“) macht sie die Ausbeutung von Frauen und das blamable Verhalten der philippinischen Behörden öffentlich. Mit den Verhältnissen auf der Arabischen Halbinsel mag sie sich erst recht nicht abfinden.

Feministin mit langem Atem

„Da steigt mein Blutdruck“, sagt sie. Und wenn der überzeugten Feministin, die mit 19 Jahren in den Orden der Missionsbenediktinerinnen von Tutzing eintrat, etwas nicht passt, dann wird sie aktiv.

Das war schon in den siebziger Jahren der Fall, als sie sich bei den damals lebensgefährlichen Protesten gegen den philippinischen Diktator Ferdinand Marcos engagierte. In jüngerer Vergangenheit legte sie sich mit dem autoritären Präsidenten Rodrigo Duterte an, dessen Gesinnungsgenossen die resolute Ordensfrau als „Terroristin“ bezeichneten.

Mary John legte sich daraufhin ein T-Shirt zu mit dem Aufdruck „Ich hasse es, wenn ihr mich Terroristin nennt“. Wer sie „unerschrocken“ nennt, den korrigiert sie trotzdem sofort. Natürlich kenne sie Angst und Furcht, sagt sie, fügt jedoch im gleichen Atemzug hinzu: „Du kannst Angst haben, aber trotzdem etwas bewegen.“

Wegen ihres Engagements für Menschenrechte wurde sie im Jahr 2011 von der Organisation „woman deliver“ in den Kreis der 100 einflussreichsten Frauen der Welt aufgenommen.





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