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Pfarrer Benedikt Welter, Kirsten Brackertz von Foodsharing Saarbrücken sowie Petra Therre von „Ingos kleiner Kältehilfe“ (von links) bestücken Kühlschrank und Brotschrank im Foyer der Kirche St. Jakob.
Verwenden statt verschwenden
Von: Ute Kirch | 26. September 2021
Saarbrücken:
Im Foyer der Kirche St. Jakob in Alt-Saarbrücken steht jetzt eine „Foodsharing-Station“. Nicht nur Bedürftige können sich dort an „geretteten“ Lebensmitteln bedienen, die zwar kleine Makel haben, aber noch einwandfrei verzehrt werden können.
Brötchen, Brote, Schoko-Croissants, Kartoffeln, Tomaten, Joghurt und Milch – all diese Lebensmittel – und noch einige mehr – wären wohl in der Tonne gelandet. Denn im Geschäft wurden sie wegen leicht beschädigten Verpackungen, nicht tadelloser Form oder leicht überschrittenen Haltbarkeitsdaten nicht mehr verkauft. Dass diese einwandfrei verzehrbaren Produkte nicht vernichtet werden, verdanken sie einer neuen Kooperation der Foodsharing-Initiative Saarbrücken, der katholischen Pfarrei St. Jakob und dem Verein „Ingos kleine Kältehilfe“. Seit 9. September stehen im Foyer der Kirche ein Schrank und ein Kühlschrank, in die Lebensmittel gestellt und von jedermann mitgenommen werden können.
Mit einem „Gabenzaun“ im Frühjahr 2020 fing es an
Im ersten „Lockdown“ 2020 hatte die Gemeinde zwischen Kirche und Pfarrhaus bereits einen Gabenzaun errichtet. „Als die Tafeln geschlossen hatten, klingelten immer wieder Menschen bei uns und baten um Lebensmittelspenden“, blickt Pfarrer Benedikt Welter zurück.
Die Idee war geboren: In Tüten verpackte gespendete Lebensmittel wurden an den Zaun gehängt, wo Bedürftige sich bedienen konnten: „Niemand musste dabei buckeln. Jeder konnte sich ohne Scham etwas nehmen, ohne seine Bedürftigkeit nachweisen zu müssen.“ Der Gabenzaun sei sehr gut angenommen worden, auch viele Menschen von außerhalb der Stadt hätten gespendet. „Wir dachten, im Sommer sind wir fertig“, berichtet Welter. Eine Fehleinschätzung – das Angebot werde nach wie vor gebraucht.
Auf den Gabenzaun aufmerksam wurden auch die Aktiven von Foodsharing. Sebastian Müller, Kirsten Brackertz und Annabelle Jung haben zur Eröffnung ein Buffett aus geretteten Lebensmitteln aufgebaut. „Lebensmittel sollten im Sommer nicht am Zaun hängen“, sagt Brackertz von der Initiative.
Die Lebensmittelretter kooperieren bereits mit der Jugendkirche „eli.ja“, vor der ein Brotschrank steht. Da habe die Idee für eine Zusammenarbeit mit St. Jakob nahegelegen. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern sammelt Brackertz Lebensmittel in Geschäften ein. Über eine Spende kam die Initiative an einen Kühlschrank, den Foodsharing-Kollege Müller mit dem Lastenfahrrad von Riegelsberg zur Kirche transportierte.
In erster Linie ein Beitrag zur Nachhaltigkeit
Das Angebot des „Fairteilers“ richte sich an jeden. „Wir sind eine Nachhaltigkeits-Initiative und haben keine Vorgaben, wer kommen darf“, erklärt Brackertz. Der Aspekt des Lebensmittelrettens stehe im Vordergrund. Ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landet nach Auskunft der Initiative im Müll. Die Kooperation mit „Ingos kleiner Kältehilfe“, die seit fast fünf Jahren aus gespendeten Lebensmitteln Mahlzeiten für bedürftige Menschen kocht, besteht seit mehreren Jahren. „Von den Lebensmitteln, die wir gespendet bekommen, bleibt immer etwas übrig. Bisher hat Foodsharing unsere Reste abgeholt, jetzt bringen wir sie direkt in den neuen Fairteiler“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende Petra Therre.
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Info
Das Kirchenfoyer in der Keplerstraße 13 ist von Montag bis Samstag zwischen 9 und 18 Uhr geöffnet. Die Initiatoren suchen Unterstützer, die bereit sind, den „Fairteiler“ regelmäßig zu reinigen. Sie sind per E-Mail zu erreichen: saarbruecken@foodsharing.network.
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