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Schattenseiten von zu viel Licht

Foto: KNA
Sieht lustig aus: Mal eben unter der Bettdecke ein Computerspiel spielen. Es kann aber auch zu Schlafstörungen führen.

Schattenseiten von zu viel Licht

Von: Paula Konersmann | 4. Dezember 2022
Um Energie zu sparen, werden auch Kirchen derzeit seltener oder kürzer angestrahlt. Das findet nicht nur Befürworter. Dabei könnte die Wiederkehr der Nacht vielen Tierarten helfen – und auch dem Menschen.

Der Dezember ist da, und mit ihm die Dunkelheit. Auch jenseits von Krisenzeiten und der Sorge um steigende Energiekosten hat die „dunkle Jahreszeit“ einen eher schlechten Ruf. Der Herbstblues lässt grüßen.

Dabei hat die Nacht nicht nur Schattenseiten – im Gegenteil. Künstliches Licht schadet den uralten Rhythmen der Natur, schreibt der schwedische Zoologe Johan Eklöf in seinem Buch „Das Verschwinden der Nacht“. Lichtverschmutzung – die dauerhafte Abwesenheit völliger Dunkelheit durch zu viel künstliches Licht – ist kein neues Thema, aber eines, das derzeit verstärkte Aufmerksamkeit erfährt.

Weitgehende Einigkeit besteht darin, dass überflüssige Beleuchtung reduziert werden sollte. Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, schrieb kürzlich in der „Bild am Sonntag“: „Beleuchtungsorgien haben mit Advent im eigentlichen Sinne nichts zu tun.“ Zugleich sagte sie, es tue der Seele gut, „die dunkle Jahreszeit mit Licht aufzuhellen“.

Luminale-Gründer Helmut Bien plädierte in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ dafür, weiterhin jene Orte zu beleuchten, „die für die nächtliche Sichtbarkeit der Stadt wichtig sind“. Lichtdesigner hätten sich mit dem Thema ohnehin schon lange befasst – für sie sei Dunkelheit „die wichtigste Ressource. Wir mussten immer wieder daran arbeiten, dass unsere Inszenierungen nicht in einer allgemeinen Lichtsuppe untergegangen sind“.

Eine wichtige, geradezu lebensnotwendige Ressource ist die Dunkelheit auch für viele Tiere. Insekten, die um Laternen oder Werbetafeln kreisen, haben die meisten schon einmal beobachtet. Das ist jedoch nur ein kleiner Ausschnitt der Auswirkungen auf die Artenvielfalt, wie der Zoologe Johan Eklöf aufzeigt: Nicht nur reduziert das Insektensterben auch das Nahrungsangebot für Vögel, Igel und Mäuse. Künstliches Licht lockt zum Beispiel Baby-Schildkröten in die falsche Richtung und trägt zur Bedrohung von Korallenriffs bei, mahnt Eklöf.

Künstliches Licht kann auch Leben gefährden

Dabei ist der Zoologe kein Gegner von Beleuchtung. Künstliches Licht sei „eine der großartigsten Erfindungen des Menschen“, doch es könne eben auch Leben gefährden, schreibt er. Sinnvoll sei, es so zu programmieren und zu dämpfen, dass es wieder zu den natürlichen Voraussetzungen passe.

Über manches brauche es eine neue Debatte, etwa darüber, „ob wir wirklich unsere Kirchen anstrahlen müssen wie die Attraktionen in einem Vergnügungspark“. So hätten in den 1980er Jahren zwei Drittel der Kirchen in der schwedischen Provinz Vätergötland eine eigene Fledermauskolonie gehabt. Heute ist diese Zahl laut Studien des Autors um ein Drittel gesunken – nachdem in den Neunzigerjahren der Trend zur Beleuchtung von Kirchen eingesetzt und zu „einem regelrechten Wettstreit“ geführt habe.

Und auch der menschliche Rhythmus hängt stark mit dem Licht zusammen. „Das Licht stört unsere biologische Uhr, sorgt für Schlafstörungen, Depressionen und Fettleibigkeit“, mahnt Eklöf. Wer abends allzu lange vorm Fernseher oder am Handy ist, leidet oft unter weniger erholsamem Schlaf.

Ein Forschungsteam aus Bochum und Kassel hat untersucht, „ob Menschen nicht abschalten können, weil sie das Handy nutzen, oder ob sie zum Handy greifen, weil sie nicht abschalten können“. Sie kamen zu dem Schluss, dass letzteres der Fall zu sein scheint.

Allein das Aufleuchten des Displays verleite viele Menschen dazu, doch noch einmal rasch zum Handy zu greifen, erklärt Psychologe Marcel Kern. Um dies gerade im Job-Zusammenhang einzuschränken, könnten bereits kleine Maßnahmen helfen: etwa Absprachen darüber, zu welchen Zeiten möglichst keine Mails mehr verschickt werden – und insgesamt weniger Sammelmails, dafür gezielte, gebündelte Informationen. Er selbst habe zudem die Benachrichtigungsfunktion am Handy weitgehend ausgeschaltet, verrät der Wissenschaftler: „Ich kann inzwischen auf jeden Fall besser abschalten.“

  • Buch-Tipp
    Johan Eklöf, Das Verschwinden der Nacht, 240 Seiten, ISBN 978-3-426-27882-6, Verlag Droemer HC, München 2022, Preis: 22 Euro.



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