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Wenn Liebe in die Jahre kommt

Foto: Imago
Nähe und Distanz, gemeinsame Zeit, Verhaltensänderungen: Ältere Paare müssen eine neue Balance finden.

Wenn Liebe in die Jahre kommt

Von: Rüdiger Dolle | 30. April 2017
Vor dem Hintergrund der ständig wachsenden Bevölkerungsgruppe der über 60-Jährigen und der steigenden Lebenserwartung nehmen die Anfragen von älteren Menschen nach paarberaterischer Hilfe zu. Damit beschäftigt sich die „Paulinus“-Lebensberatung.

Ein Großteil der heute 60- bis 75-Jährigen hat gelernt, dass man über persönliche oder familiäre Probleme nicht spricht, vor allem nicht mit Außenstehenden. Das vorherrschende Motto ist „Zähne zusammen beißen“ oder „Augen zu und durch“. Es bestehen manchmal erhebliche Zweifel, ob miteinander sprechen überhaupt etwas bringen könne.

Veränderungen in der Paarbeziehung, beispielsweise ausgelöst durch den Auszug der erwachsenen Kinder, den Übergang vom Berufsleben ins Rentenalter, das nachhaltige Wahrnehmen körperlicher oder seelischer Belastungsgrenzen, erste Anzeichen von chronischen Erkrankungen oder eine unbefriedigend erlebte Sexualität aktivieren Paare, sich Hilfeangebote zu suchen und nicht einfach „weiter auszuhalten“. Paarberatung bietet auch für ältere Paare eine Chance, sich neu wiederzuentdecken.

Praxisbeispiel: Herr S. (67) und Frau S. (65) sind seit 41 Jahren verheiratet. Er hat vor vier Jahren seine Berufstätigkeit beendet und engagiert sich nunmehr verstärkt in örtlichen Vereinen.
Die finanzielle Lücke seit der Berentung ist größer als gedacht, jedoch sprechen die beiden über ihre Geldsorgen nicht – ebenso wenig wie über sein Gefühl, beruflich nicht mehr gebraucht zu werden. Vor zwei Jahren hat Herr S. eine Krebserkrankung überstanden, seitdem zieht er sich zu Hause zurück bis manchmal der „Topf überkocht“.

Frau S. fühlt sich einsam, sie hat sich den Ruhestand ihres Mannes ganz anders vorgestellt. Sie hat sich darauf gefreut, viel mehr gemeinsame Zeit zu verbringen. Stattdessen wird oft gestritten oder es herrscht eisiges Schweigen. Nur bei gemeinsamen Unternehmungen mit den Enkelkindern empfindet das Paar ein harmonisches Miteinander.

Abschied vom Berufsleben ist heftiger Einschnitt

Das Ausscheiden aus dem Berufsleben bringt viel Ungewohntes mit sich, es schafft Räume für Neugestaltung, aber auch oft nicht vorhersehbare Irritationen. Eine Neubestimmung eigener Interessen und Bedürfnisse erscheint notwendig. Dies führt zu veränderten Erwartungen an die Partnerschaft und in der Folge häufig zu Kränkungen und Enttäuschungen.

Die neue Großelternfunktion erlebt das Ehepaar S. als verbindend. Beide erkennen, dass sie durch die Übernahme von Betreuungs- und Erziehungsaufgaben eine wertvolle Unterstützung für ihre Kinder und Enkelkinder sind. Somit wird die existenzsichernde Berufstätigkeit der jüngeren Generation erst möglich. Anhand dieses Themas kommen die beiden mehr und mehr ins Gespräch und erinnern sich an früher, wo sie viel weniger Paarzeit miteinander verbringen konnten, da meist Beruf und Kinder im Mittelpunkt standen. Durch Austausch und Erzählen von Vergangenem erfährt und entwickelt das Ehepaar Identität, lernt dem anderen wieder zuzuhören und nachzufragen.

Die Paarberater der Lebensberatungsstelle fungieren hier nicht als Moderatoren oder Trainer, sondern fördern Veränderungsprozesse.

Ziel ist es, für beide Seiten ein Maximum an Verständnis zu schaffen, von dem ausgehend Kompromisse möglich werden. Emotionale Qualitäten und Eigenheiten des Partners rücken dabei wieder in die Wahrnehmung. Dies führt zu Veränderung von Intimität in der Beziehung.

Mit dem Wegfall der Berufstätigkeit verändert sich für das Ehepaar S. das Erleben von Nähe und Distanz in der Beziehung. Damit steht das Paar vor der Aufgabe und Chance, eine neue Balance zu finden und das gemeinsame Leben positiver zu gestalten.

Die Paarberatung führt zu neuer Nähe

Beide nähern sich im Laufe der weiteren Paarberatung einander an. In dieser Atmosphäre kann Herr S. auch seine überstandene Krebserkrankung ansprechen, die Auswirkungen auf die Sexualität des Paares hat.

Meistens bestehen sexuelle Bedürfnisse weiter bis ins hohe Alter. Vor allem steigt der Wunsch nach zärtlichem Körperkontakt.

Für das Paar S. bringen aufrichtige Gespräche hierüber viel Entlastung. Beide fühlen sich zu sanften und ruhigen Formen des Zusammenlebens, in denen Zärtlichkeiten überwiegen, hingezogen.

Vor diesem Hintergrund entfaltet das Paar weitere Fähigkeiten und Ressourcen, die ohne die durchlebte Krise vielleicht nicht sichtbar geworden wären.

Paarberatung ist daher gerade für reifere und lebenserfahrene Menschen eine große Chance, wenn es darum geht, sich selbst, den Partner und die einmalige Beziehung in den Blick zu nehmen.

  • Info
    Insgesamt gibt es – von Ahrweiler bis Wittlich – 20 Lebensberatungsstellen des Bistums Trier, an die sich jede und jeder Ratsuchende wenden kann. Der zuständige Arbeitsbereich im Generalvikariat wird geleitet von Dr. Andreas Zimmer. Kontaktadresse: Lebensberatung im Bistum Trier, Bischöfliches Generalvikariat, Mustorstraße 2, 54290 Trier, Telefon (06 51) 71 05-2 79,
    E-Mail beratung@bgv-trier.de, Internet www.lebensberatung.info.

    Über 70 weitere Artikel sind im Internet unter www.paulinus.de in
    der Rubrik „Lebensberatung im Paulinus“ zu finden.



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„Paulinus“-Leserreise 2023

Die nächste „Paulinus“-Leserreise führt vom 24. April bis 1. Mai nach Apulien in Italien. Der Stiefelabsatz Italiens lockt mit angenehmen frühlingshaften Temperaturen, einer beeindruckenden Landschaft sowie großer Geschichte und Kultur.


Lebensberatung im Paulinus

An dieser Stelle beantworten regelmäßig Lebensberaterinnen und -berater aus den Einrichtungen des Bistums Trier Fragen zu verschiedenen „Problemfeldern“ des Lebens, zum Beispiel aus den Bereichen Erziehung, Ehe oder Familie. Wenn Sie zu einem Problem Beratung oder Antworten suchen, können Sie sich entweder an die „Paulinus“-Redaktion, Postfach 3130, 54221 Trier, oder direkt an die Lebensberatungsstellen im Bistum Trier wenden. Viele Paulinus-Beiträge aus der Praxis der Lebensberater finden Sie im Paulinus-Archiv/Lebensberatung.


Einfach Leben

Ein eigenes Haus, ein Auto, regelmäßiger Urlaub, Fernreisen, ein möglichst gut gefülltes Bankkonto. So sah lange Zeit der Traum vom Wohlstand aus. Doch immer mehr setzt sich heute die Erkenntnis durch: „Viel haben“ heißt noch nicht „gut leben“, und „weniger ist vielleicht mehr“. In Zusammenarbeit mit Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum beleuchten wir das Thema in einer lockeren Serie und stellen Menschen vor, die für Veränderung eintreten oder anders leben.


Synode im Bistum Trier

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  • Weitere Videos
    Weitere Videos des Paulinus finden sich auf www.youtube.com/PaulinusTrier




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