Foto: Christine Cüppers
Teufelsgeißel heißen die Papierbilder von Caravaca-Kreuz und Heiligen, die klein gefaltet vor Teufel, Dämonen und Unheil schützen sollten.
Zum Schutz vor Krankheit und vielerlei Gefahren
Von: Christine Cüppers | 14. November 2021
Trier:
„Corona, Pest und Cholera – ein Fall für die 14 Nothelfer“: Mit diesem Titel hat das Dommuseum zur „Nacht der Heiligen“ eine originelle Ausstellung gezeigt.
„Total überwältigt“ begrüßte Museumsdirektor Markus Groß-Morgen die über 80 Besucher, die gleich zur ersten Führung in der „Nacht der Heiligen“ anstanden. Im vergangenen Jahr habe die gemeinsame Veranstaltung der Trierer Museen wegen Corona abgesagt werden müssen. „Jetzt haben wir uns gedacht, wir bieten etwas an, das mit Corona zu tun hat und was dagegen hilft“, führte Groß-Morgen in die Thematik ein, die offensichtlich Interesse fand.
Religiöse Volkskunst, wie sie in der Sonderausstellung präsentiert wurde, stelle für das Dommuseum eher ein Grenzgebiet dar, informierte der Museumschef. Dennoch hätten er und seine Mitarbeiter zahlreiche Artefakte im Depot gefunden, die zum Thema passten. Abwechselnd mit Kirstin Jakob, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dommuseum, erläuterte er die spannenden Fundstücke.
Bereits in frühchristlicher Zeit seien Reliquien verehrt worden, die Kaisermutter Helena aus Jerusalem nach Trier brachte: Der Heilige Rock, der Heilige Nagel vom Kreuz – seit dem achten Jahrhundert im Dom bezeugt und damit die älteste Reliquie im Trierer Domschatz – sowie die Sandale des Apostels Andreas sind frühe Beispiele. Auch Heilige wurden besonders geehrt und im Laufe der Zeit in speziellen Anliegen angerufen. Groß-Morgen zeigte an einem historischen Gemälde die Darstellung des Simeon, wie er eine blinde Frau heilt. Gegen Kopfweh und bei Augenleiden sei der Mönch zuständig gewesen.
Eine Figur stellt den heiligen Sebastian dar, der mit Rochus gegen die Pest um Hilfe gebeten wurde. Daneben die Sizilianerin Agatha, über die in der um 1300 zusammengestellten Legendensammlung „Legenda Aurea“, dem meistgelesenen Buch des Mittelalters, berichtet wird, der Deckel ihres Sarkophages habe den Lavastrom des Ätna aufgehalten und so Menschenleben gerettet. Naheliegend, dass die Heilige Schutzpatronin gegen Feuergefahr wurde.
Zunehmend seien diese Legenden ausgeschmückt und für den persönlichen Schutz genutzt worden. Ein Symbol dieser Entwicklung: das Caravaca-Kreuz, das an eine legendäre Begebenheit in der spanischen Stadt erinnert, und dessen Verbreitung die Jesuiten und Franziskaner vorantrieben.
Das Bild des Kreuzes wurde auf Papier übertragen und als „glückseliges Hauskreuz“ gegen Pest und alles mögliche sonstige Ungemach verwendet. Zusammen mit Samen, Kräutern und Bildchen des „Lieblings-Heiligen“ wurde das Papierkreuz winzig klein gefaltet, in Lederbeutel vernäht und als Schutz um den Hals getragen. Oder man legte diese sogenannte Teufelsgeißel unter den Türsturz, um das Eindringen von Teufel und Dämonen zu verhindern.
Als Vorläufer heutiger Impfung stellt der Museumsleiter eine Kupferplatte vor, mit der bis Anfang des 20. Jahrhunderts Schluckbildchen gedruckt wurden: Papiermotive mit Heiligen, die eingenommen und geschluckt wurden.
Liebevoll gestaltete Behälter mit Reliquien verschiedenster Heiliger und ein Rosenkranz mit Heiligen-Medaillons sind weitere Beispiele von Gegenständen, die mit Hilfe der himmlischen Fürsprecher Unheil fernhalten sollten.
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