Bundestagswahl:Zuhörer statt Lautsprecher

Wahlkampfveranstaltungen sind selten Publikumsmagneten. Das wissen auch Caroline Hostert-Hack und Christina Hartmer. Die Leiterin der KEB-Westeifel und die Gleichstellungsbeauftragte des Eifelkreises haben sich deshalb etwas Besonderes einfallen lassen: Nach einer kurzen Vorstellung ihrer Person in der ehemaligen Kapelle des Bischöflichen Konvikts in Prüm begeben sich die Direktkandidaten an Stehtische, wo sie alle acht Minuten eine neue Gruppe als Gesprächspartner empfangen. Diese Workshop-Methode, auch bekannt als „World-Café-Format“, eignet sich sehr gut für Gruppen ab zwölf Personen bis hin zu mehreren Tausend Menschen.
Mit gut 80 Teilnehmern ist die Veranstaltung sehr gut besucht. Was beide Organisatorinnen freut: Alle Kandidaten sind der Einladung gefolgt. Die Organisatorinnen haben an den jeweilige Pinnwänden neben den Stehtischen der Bewerber einige Fragen zu den Themenschwerpunkten Migration, Sicherheit, Wirtschaft, Klimaschutz und Energie sowie Soziales vorbereitet. Wobei die Gesprächsteilnehmer aber auch eigene Fragen stellen können.
Die Menschen sprechen miteinander
Natürlich haben die jeweiligen politischen Bewerber auch ihre eigenen Freunde und Unterstützer mitgebracht. Gerade deshalb ist es spannend anzusehen, wie sie sich an den Ständen der politischen Gegner verhalten. Und siehe da: Die Rechnung geht auf. Die Menschen sprechen miteinander, stellen einander Fragen, Antworten werden gegeben. Nicht jeder bringt sich verbal ein, andere dafür etwas mehr. Alles findet in dem eingeforderten respektvollen Umgang miteinander statt.
Unter den Besuchern ist Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen. Er findet es ganz spannend, in diesem Format auch mal anderen Parteien und Gruppierungen zu begegnen „und ihnen ein wenig auf den Zahn fühlen zu können“, sagt er dem „Paulinus“. Für ihn ist das Zuhören ein wichtiges Element der Demokratie: „Wir brauchen weniger Lautsprecher und dafür mehr Zuhörer.“ Das Interesse an der Veranstaltung überrascht ihn. Was er als wohltuend empfindet: „Bei diesem Format kannst du dich nicht vor eigenen Anhängern produzieren, hier muss man argumentieren und zuhören. Wer anders handelt, fliegt sehr schnell auf. Hier zeigt sich einmal mehr, dass der Respekt die Grundvoraussetzung für alles andere ist.“
So aber sind alle auf einem Platz, man kann die Politiker treffen und mit ihnen sprechen. Und das finde ich gut und von Vorteil!
Gemeindereferent Thomas Maas
Die Politiker sind alle auf einem Platz anzutreffen Es fällt schwer, einen Repräsentanten der Kirche unter den Teilnehmern zu finden. Am Ende ist es der Prümer Gemeindereferent Thomas Maas, der sich ebenfalls gegenüber dem „Paulinus“ äußert. Auch er ist von der Veranstaltung sehr angetan. Er hätte sich aber gewünscht, dass zwischen den Informationsständen mehr Platz gewesen wäre. Dass man durch dieses Format auch mit politisch Andersdenkenden ins Gespräch kommt, „ist eine Chance, die man nutzen sollte“. Denn vermutlich würde man kaum politische Einzelveranstaltungen aufsuchen, wenn diese Parteien und Gruppierungen nicht mit den eigenen Überlegungen übereinstimmen. „So aber sind alle auf einem Platz, man kann die Politiker treffen und mit ihnen sprechen. Und das finde ich gut und von Vorteil!“
Nach etwas mehr als einer Stunde stehen die Bundestagsbewerber wieder vor dem Publikum in einer Reihe, nun ist Zeit für das jeweilige Schlusswort. So harmonisch, wie die Veranstaltung abgelaufen ist, klingt sie auch aus.