Sternsinger:„Wir bringen Segen nach Berlin“
Trier/Berlin. Sternsingen ist per se schon eine prima Sache: Als Heilige Drei Könige verkleidete Kinder bringen den Segen für das nächste Jahr in die Häuser der Menschen und sammeln dabei Spenden für Kinder in Armut und Not auf der ganzen Welt. Für die Trierer Sternsinger Amelie, Felix, Elsa und Johannes aus der katholischen Pfarrei Heilige Edith Stein wird die 67. Aktion Dreikönigssingen am 6. Januar wohl zu einem unvergesslichen Abenteuer: Die Kinder wurden ausgewählt, das Bistum Trier beim Sternsinger-Empfang im Bundeskanzleramt zu vertreten.
Ich finde es schön, dass wir Spenden sammeln für arme Kinder auf der ganzen Welt
Johannes (11)
Die Mädchen und Jungen aus der Gemeinde Sankt Augustinus hatten sich im Vorfeld der 67. Aktion für die Teilnahme beworben und bei der Ziehung der Gewinner das nötige Losglück. Bei einem Vortreffen zum gemeinsamen Foto sind die vier schon aufgeregt wegen der bevorstehenden Bahnreise. „Wir haben die längste Fahrt von allen und dürfen deshalb zwei Tage bleiben“, verkündet die neunjährige Elsa fast ein bisschen stolz. Ihre Mutter Anne ist eine der Organisatorinnen der Sternsingeraktion in der Pfarrei und hatte diese auf gut Glück für die Verlosung angemeldet, erzählt sie. „Ich hätte nicht gedacht, dass es klappt und war ganz baff, als die E-Mail kam, dass unsere Pfarrei gewonnen hat“, erinnert sie sich. Die Kinder werden als offizielle Sternsinger-Delegation für das Bistum in die Hauptstadt reisen und dort den Segen in das Bundeskanzleramt bringen – mit Empfang, kleinem Essen und Fototermin – ganz so, wie es sich für königliche Abgesandte gebührt.
Elsa besucht wie ihre Freundin Amelie (10) die vierte Klasse der Grundschule in Tarforst. Schon drei Mal war sie als Sternsingerin unterwegs, davon einmal auch während der Coronakrise, als sie nur Flyer mit Spenden-Codes verteilten. Ausfallen lassen wollten sie die Aktion damals aber nicht. „Ich finde es schön, dass wir Spenden sammeln für arme Kinder auf der ganzen Welt“, sagt Johannes (11). Und Felix (12) fügt hinzu: „Außerdem freuen sich die Leute immer über unseren Besuch, gerade die älteren, und die spenden oft auch richtig viel.“ Das kann Elsa bestätigen: „Einmal hat uns ein alter Mann sogar 100 Euro gegeben.“
Solche Erlebnisse machen die Kinder stolz, denn sie wissen sehr genau, für wen sie an kalten Januartagen singend durch die Straßen ziehen: „Wir schauen vorher immer den Sternsinger-Film mit Willi Weitzel. Da werden Projekte gezeigt, in diesem Jahr waren Kolumbien und Kenia dabei“, sagt Felix. „Erhebt Eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte“ ist diesmal das Leitwort der Aktion. Über 1000 Projekte in 93 Ländern fördert das Kindermissionswerk. Damit ist das Dreikönigssingen die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder weltweit. Und in vielen Familien auch eine Tradition, wie die Eltern der Kinder berichten, die selbst in den 1990er-Jahren als Kaspar, Melchior und Balthasar unterwegs waren.
Die Reise nach Berlin wird auch deshalb aufregend, weil die Kinder auf 104 andere kleine Königinnen und Könige aus den 26 weiteren deutschen Bistümern treffen werden. „Wir schlafen in der Jugendherberge sogar mit zwei fremden Mädchen im Zimmer“, sagt Amelie. Der Besuch im Kanzleramt unterliegt einem vorher geprobten Protokoll, auf das sich die Kinder gut vorbereitet haben. „Wir haben uns einen ganzen Tag getroffen, Lieder geprobt, den Film geschaut, gespielt und Pizza gegessen“, berichtet Elsa. Ihre Mutter hat für den zweiten Morgen in Berlin noch eine Kinderführung durch das Bundeskanzleramt organisiert.
Und eine Woche nach ihrer Reise nach Berlin steht für Amelie, Johannes, Felix und Elsa ja noch das Sternsingen zuhause an. Zwanzig Gruppen mit bis zu hundert Kindern mobilisiert die Pfarrei mit ihren Höhenstadtteilen Tarforst, Trimmelter Hof, Filsch und bis zum Weidengraben jedes Jahr. Die vier werden dann sicher einiges zu erzählen haben.