Von starken Frauen und Helden
Trier. Polina Konstantinova schaut fröhlich in die Runde. Mit so vielen Teilnehmenden gleich bei ihrer ersten Kurzführung habe sie ehrlich nicht gerechnet. Umso beschwingter macht sie sich mit 34 Frauen und Männern auf den Weg, im Dommuseum vier „Starke Frauen – Darstellungen zwischen Lust und Grauen“ genauer in den Blick zu nehmen. Es ist die sechste „Nacht der Heiligen“, zu der die Trierer Museen eingeladen haben. Das Dommuseum hat ein alle Altersgruppe ansprechendes Programm rund um starke Frauen und Helden, besondere Drachen-Geschichten und Schutzengel zusammengestellt.
Museumsführerin Konstantinova nimmt die Gäste mit zu ganz unterschiedlichen Frauendarstellungen und -persönlichkeiten. Sie informiert über die heilige Helena, liebevoll als „Trierer Schutzpatronin“ bezeichnet. Von der Wirtin in niederer sozialer Schicht sei sie aufgestiegen, habe großen Einfluss im römischen Reich erlangt und wurde von Sohn Constantin zur Kaiserin ernannt. Als Siegerin über Folter und einen Drachen ist die heilige Margarethe auf einem detailreichen Bild dargestellt. „Eine Heilige, über die ich bisher noch gar nichts wusste, obwohl ich eine Margarethe kenne“, sagt eine Besucherin und ist dankbar für die Erläuterungen.
Die am häufigsten dargestellte Frau im Christentum
Die Gottesmutter Maria sei nicht nur die wohl bedeutendste Frau des Christentums, sondern auch die am häufigsten dargestellte, informiert Konstantinova. Oft werde sie als liebliche Mutter mit Kind gezeigt, mit Krone als Himmelskönigin oder auch „wenig weiblich, maskenhaft und abweisend“ als Thron für ihren Sohn Jesus. Eher selten sei sie als junge Frau mit offenem Haar zu finden. Die drastische Darstellung einer biblischen Gestalt schließt den Reigen der „starken Frauen“: die schöne, mit ihren weiblichen Reizen in Szene gesetzte Salome, die den schmerzverzerrten Kopf Johannes des Täufers präsentiert.
Befragt nach ihren Favoriten nennen Teilnehmerinnen der Kurzführung Margarethe und Helena als besonders spannende Frauenpersönlichkeiten. „Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich über diese beiden noch nicht viel wusste“, meint eine Besucherin.
Friedrich Spee als Superheld
Inzwischen hat sich Familie Schmidgen zur Familienführung „Heilige vs. Superhelden“ eingefunden. „Schade, dass wir die einzigen mit Kindern sind“, bedauert Mutter Ramona. Ihre Söhnen Manuel und Hendrik beantworten trotzdem die Frage von Justine Duda, wer für sie denn Helden sind: „Spiderman und Hulk“, sagen die Jungs. Eine Teilnehmerin nennt Friedrich von Spee aus Respekt vor seinem Mut im Kampf gegen die Hexenverfolgung.
Das ist ein rundum gelungenes Programm hier.
Johannes Schmidgen
Am Beispiel des heiligen Georg stellt Duda in ihrer Führung die Schnittmengen zwischen Heiligen und modernen Superhelden dar. Im Kampf gegen den Drachen habe er die Bewohner einer Stadt in größter Not gerettet und schließlich von dem Bösen befreit. „Auch unsere Helden kämpfen gegen das Böse und helfen Menschen in Not“, erläutert die Museumsführerin. Familie Schmidgen macht sich dann auf in den Keller, wo die Jungs aus Korken ihre persönlichen Schutzengel basteln. „Das ist ein rundum gelungenes Programm hier“, lobt Vater Johannes, der „zwar zum ersten, aber sicher nicht zum letzten Mal im Dommuseum war“.
Positive Rückmeldungen hat auch Gudrun Ambré an der Museumskasse bekommen. „Über 100 Gäste haben vor allem gezielt an den Führungen teilgenommen“, freut sie sich über die Resonanz