Libanon:Stopp der Luftangriffe gefordert
Caritas international warf dem israelischen Militär vor, bei Luftangriffen im Südlibanon auch Gebäude von christlichen Hilfsorganisationen zerstört zu haben. „Wir sind höchst beunruhigt, dass nunmehr wiederholt unsere Partner im Libanon Opfer militärischer Angriffe geworden sind“, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, in Freiburg. Zuletzt sei ein christliches Gemeindezentrum für Kinder und Jugendliche zerstört worden. Müller forderte ein Ende der Bombardements. „Dieses Vorgehen fordert viele unschuldige und unbeteiligte Opfer. Das muss ebenso enden wie die anhaltende Bedrohung humanitärer Helferinnen und Helfer, Opfer militärischer Attacken zu werden.“
Die Kirche ist in vielen Ländern, in denen staatliche Strukturen überfordert sind oder nicht mehr funktionieren, ein unverzichtbarer Akteur, der die Menschen versorgen kann.
Romina Elbracht, Missio
Ähnlich äußerte sich Missio Aachen. Schon vor dem Krieg hätten vier von fünf Menschen im Libanon in Armut gelebt. Nun sei die Lage weitaus dramatischer. Insbesondere die Zerstörung wichtiger Teile der Wasserversorgungssysteme stelle die Arbeit von Partnerorganisationen vor große Probleme. „Da geht es jetzt einfach nur noch ums blanke Überleben“, sagte die stellvertretende Leiterin der Missio-Auslandsabteilung, Romina Elbracht. „Die Kirche ist in vielen Ländern, in denen staatliche Strukturen überfordert sind oder nicht mehr funktionieren, ein unverzichtbarer Akteur, der die Menschen versorgen kann“, sagte die Nahost-Referentin des Hilfswerkes. Dies treffe zusehends auch auf den Libanon zu.
Religionsdiplomatie für einen Frieden
Der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah bringt auch die Religionsvertreter im Libanon in Bedrängnis. Die Religionsgemeinschaften des Libanon kamen in Bkerké, dem Sitz des maronitischen Patriarchats, in Anwesenheit des Apostolischen Nuntius Paolo Borgia als Vertreter des Heiligen Stuhls zu einer Dringlichkeitsversammlung zusammen. Am Ende des Treffens appellierten die Führer der verschiedenen Religionen an den UN-Sicherheitsrat, „rasch zusammenzukommen und über eine Resolution abzustimmen, die einen Waffenstillstand im Land der Zedern vorschreibt“.
Unter den etwa 30 Persönlichkeiten, die in Bkerké die 18 anerkannten Religionsgemeinschaften im Libanon vertraten, waren: der maronitische Primas Beshara Kardinal Raï, der Mufti der Republik, Abdel Latif Derian, der Vizepräsident des schiitischen Obersten Rates, Ali el-Khatib, der drusische Scheich Akl Sami Abil-Mouna, der griechisch-orthodoxe Patriarch Youhannan X. Yazigi, und das Oberhaupt der alawitischen Gemeinschaft, Ali Kaddour. So scheint die gegenwärtige Situation zumindest ein Gutes zu bewirken, dass sich die Religionsgemeinschaften des Libanon in der Stunde der Gefahr wieder stärker solidarisieren, wie es auch in der jüngeren Vergangenheit oft der Fall war.
Das Zugehörigkeitsgefühl im Libanon stärken
Die Religionsvertreter betonten die Dringlichkeit eines Waffenstillstands, die absolute Notwendigkeit der Wahl eines Präsidenten, dessen Amt seit dem Rücktritt von Michel Aoun im Oktober 2022 vakant ist. Als weitere wichtige Punkte nannten sie die nationale Einheit, die zentrale Bedeutung des Staates, aber auch der palästinensischen Sache sowie die Einhaltung des Abkommens von Taif.
Patriarch Beshara Raï bezeichnete die Versammlung als ein „Zeichen der Hoffnung“ für die Libanesen. Im Wesentlichen forderte das Oberhaupt der maronitischen Kirche alle Parteien auf, die Beilegung interner politischer Streitigkeiten auf später zu verschieben und stattdessen ihre Reden und Bemühungen auf die „Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls aller Gemeinschaften im Libanon“ zu konzentrieren.