Ausstellung:Schau hinterfragt Klischees
Was zeichnet Frauen und Männer als Objekte in der Kunst aus? Dieser Frage widmet sich seit dem 30. November die Schau „Menschenskinder. Geschlechterrollen im Spiegel der Kunst“ im Trierer Museum am Dom, wie dieses am 28. November mitteilte. Gezeigt werden Fotografien, Skulpturen und Gemälde. Zudem sind die Besucher zum Mitwirken eingeladen – unter anderem durch ein digitales Quiz. Die Sonderschau wurde als neuer Teil der Dauerausstellung konzipiert und soll längerfristig gezeigt werden.
Wir zeigen starke wie schwache Männer sowie Frauen und vor allem auch viel dazwischen und drumherum, drüber und drunter.
Markus Groß-Morgen
Mit ihrem Konzept fragen die Ausstellungsmacher danach, wie sich das Individuum als Mensch fühlt und wie es gesehen wird. „Wenn heute eine Zeitung über Rechtsextreme sowie deren Männervorstellungen schreibt und unsere Außenministerin angefeindet wird wegen ihrer Trennung vom Ehemann, zeigt das, wie aktuell die Schau ist“, erklärte Museumsleiter Markus Groß-Morgen. Auch gesellschaftliche Auseinandersetzungen zum Thema Geschlechter würden thematisiert. „Wir zeigen starke wie schwache Männer sowie Frauen und vor allem auch viel dazwischen und drumherum, drüber und drunter“, so Groß-Morgen.
Männliches im Weiblichen, Weibliches im Männlichen
„Kunst ist nicht deterministisch. Sie legt nicht fest. Kunst regt an, weitet den Blick und gibt Raum. Hier geht es eben nicht nur um Mann und Frau, sondern auch um das Männliche im Weiblichen und das Weibliche im Männlichen – und um vieles mehr“, sagte Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg vor rund 100 Menschen bei der Eröffnung der Ausstellung. Mit Verweis auf die Genesis stellte er fest: „Die Schöpfungsgeschichte kann Gender und queer. Ich finde, das ist eine befreiende und ermutigende Erkenntnis.“ Auch Jesus habe allen Menschen Zuwendung entgegengebracht, erinnerte der Generalvikar. „Ist es nicht so, dass Jesus selbst ein ,Menschenskind‘ geworden ist? Er ist Gott und Mensch, er umfasst alles.“ Die Ausstellung solle auch Ermutigung sein, gerade jetzt im Advent, eine Entdeckungsreise ins eigene Ich zu unternehmen.
Die sechs Sparten der Ausstellung tragen Titel wie „Vielfalt“, „Frauenfeindlichkeit“ und „Männerbilder“. Teils ist für die Betrachter nicht erkennbar, welches Geschlecht in den Kunstwerken dargestellt wird. Andere Stücke lassen an Deutlichkeit nichts vermissen, wenn etwa Folterungen wie Brust-Amputation oder Armaufhängen mit erschwerenden Gewichten am Körper dargestellt sind. Die Macher wollen auch aufzeigen, wie in der Geschichte zwischen Geschlechtern unterschieden wurde. So seien mehr Frauen als Hexen verfolgt worden als Männer als Hexer. Dies wird auf einem zeitgenössischen Flugblatt aus Trier deutlich, das einen sogenannten Hexentanzplatz abbildet. Nur wenige Männer sind darauf zu sehen.
Was allerdings typisch ist für eine Frau oder einen Mann, das habe sich über die Zeit durchaus gewandelt, berichtete Ausstellungsgestalterin Justine Duda. „Rosa und blau wurden erst in den 1940er- und 1950er-Jahren den Geschlechtern zugeordnet.“ Blau entstamme demnach der Arbeitskleidung vieler Männer in Fabriken, rosa sei auf die erfolgreiche Einführung der Barbie-Puppen zurückzuführen.