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Pfarrbriefservice:Reichweitenstarkes Medium

Kirchgänger schätzen den Pfarrbrief. Man nimmt ihn nach dem Gottesdienst mit nach Hause, sieht in Ruhe nach, was sich in der Pfarrei ereignet hat, und erhält auch eine Übersicht über anstehende Liturgien. Doch der Pfarrbrief kann mehr.
Sie hofft, die Gemeinden auch in Zukunft weiter mit kostenlosen Texten und Fotos unterstützen zu können: Julia Geppert.
Datum:
19. Juni 2023
Von:
Angelika Prauß

Pfarrbriefe liegen in fast jeder Gemeinde aus. Sie gelten als wichtigstes Instrument pfarrlicher Öffentlichkeitsarbeit und sind das reichweitenstärkste Printmedium der katholischen Kirche in Deutschland überhaupt. Seit 20 Jahren hilft der „Pfarrbriefservice“ engagierten Laien in den Gemeinden, attraktive Ausgaben zu produzieren. Julia Geppert vom Team des Portals spricht im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über die Chancen und Herausforderungen dieses Mediums.

Frau Geppert, was gab damals den Ausschlag zur Gründung des Portals?

Es galt, Ehrenamtliche vor Ort zu unterstützen, die die Pfarrbriefe als Redaktionsteam gestalten. Wir wollten ihnen mit Bildern und Texten ganz konkrete Bausteine an die Hand geben.

Wie kommen Sie an die über 24.000 Fotos und 5.600 Texte, die man inzwischen bei Ihnen herunterladen kann?

Die meisten Bilder schicken uns Fotografierende aus Bistümern in ganz Deutschland zu; wir prüfen sie und laden sie mit Quellenangabe hoch. Die Texte stellen uns Autorinnen und Autoren zur Verfügung, und unser dreiköpfiges, hauptberufliches Redaktionsteam in Haßfurt bei Würzburg schreibt eigene Beiträge. Beim Pfarrbriefservice arbeiten alle Bistümer Deutschlands, die Luxemburger Kirche und die Militärseelsorge zusammen. Unser Portal ist damit deutschlandweit das einzige Projekt dieser Art überhaupt.

Welche Bedeutung haben Pfarrbriefe in der kirchlichen Medienlandschaft?

Viele denken, dieses Medium sei irgendwie tot. Der MDG-Trendmonitor hat aber gezeigt, dass der Pfarrbrief nach wie vor das reichweitenstärkste Medium der katholischen Kirche ist – und das auch bei eher kirchenfernen Menschen. Denn Pfarrbriefe landen wie eine Gratiszeitung meistens im Briefkasten. Und wenn man die dann schon hat, dann blättert man sie durch. Pfarrmagazine sind heute darauf ausgelegt, dass sie beim Durchblättern auch Spaß machen dürfen und sollen.

Was macht einen guten Pfarrbrief aus?

Eine gute Bildsprache, ein ansprechendes Layout mit überschaubarem Textanteil. Große kirchliche und gesellschaftliche Themen bricht er auf die Situation in der eigenen Gemeinde herunter. Früher waren Pfarrbriefe eher ein Rückblick. Heute wählen die Redaktionen für die Gemeinde und Vereine relevante Themen.

Wodurch unterscheiden sich Pfarrbriefe von Kirchen- oder Bistumszeitungen?

Durch den oft nur halbjährlichen oder jährlichen Turnus hat eine Pfarrbriefredaktion mehr Zeit, um Themen auszuarbeiten. Das ist eine Stärke von Pfarrbriefen: Sie schauen, was in Kirche und Gesellschaft generell passiert und welche Bedeutung das auf die Situation vor Ort hat. Sie können deshalb sehr lokal berichten und auch in die Tiefe gehen.

Wie kann der Pfarrbrief für junge Menschen attraktiv gemacht werden?

Natürlich ist die Kernklientel der katholischen Kirche nicht mehr ganz jung; das spiegelt sich auch in der Kernleserschaft der Pfarrbriefe, die 60 Jahre und älter sind. Zugleich sollte man schauen, was jüngere Leser interessieren könnte. Und: Auf dem Land ist die Zielgruppe eine andere als in der Stadt. Jede Redaktion muss sich fragen, wen sie mit dem Medium erreichen möchte und wie sie es an die Leute bringt. Nicht überall finden sich noch Menschen, die den Pfarrbrief austragen möchten. Wenn ich ihn aber nur in der Kirche und im Pfarrheim auslege, werden ihn nicht so viele Menschen beachten. Alternativ kann ich mich mit dem neuen Pfarrbrief am Wochenende vor den Supermarkt stellen, ihn den Leuten anbieten, viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende wünschen. Dann erreiche ich niederschwellig natürlich auch jüngere Menschen, die sonst vielleicht wenig Kontakt zur Gemeinde haben.

Wie kann ein Pfarrbrief zum besseren Verstehen beitragen?

Pfarrbriefe haben in der momentanen Kirchenkrise keinen leichten Stand. Sie kämpfen mit der großen Gemengelage, können dabei aber „große“ Themen wie Missbrauch oder Kirchenaustritte thematisch auf die Gemeindeebene beziehen. Bei Kirchenaustritten kann man beispielsweise die Situation vor Ort beleuchten und welche Schlüsse daraus gezogen werden. Oder was an Präventionsarbeit geleistet wird. Das zeigt den Lesern: Wir sind an den Themen dran, wir sind keine Insel, die sich lediglich um Katechese und liturgische Themen kümmert. Vielmehr stehen wir mitten im Leben und wissen, was euch bewegt. Dann fühlen sich die Leserinnen und Leser vor Ort wahrgenommen – auch wenn nicht alle zur nächsten Sonntagsmesse kommen. Ein Pfarrbrief kann damit ein kleiner, wichtiger Baustein der vertrauensvollen Kommunikation mit der Kirche vor Ort sein und, wenn er gut gemacht ist, positive Assoziation wecken mit Kirche.

Wie viele Gemeinden produzieren inzwischen auch oder ausschließlich digital?

Das Thema Crossmedialität wird auch für uns immer interessanter. Denn damit kann man eben auch jüngere Gemeindemitglieder erreichen – aber auch die über 60- Jährigen sind inzwischen selbstverständlich digital affin. Deshalb erscheinen inzwischen viele Pfarrbriefe auch digital, wenn auch nicht oder nur selten ausschließlich. Ein gedruckter, hochwertiger Pfarrbrief bekommt eine andere Aufmerksamkeit als die digitale Version, die neben vielen anderen Nachrichten ankommt. Aber wie die Medienarbeit insgesamt ist auch der Pfarrbrief im Wandel. Dabei muss man schauen, wie man auch ältere, digital nicht affine Leser nicht vor den Kopf stößt, und zwar ohne den Fortschritt zu meiden.

Wie sieht wohl der Pfarrbriefservice bei seinem 50-jährigen Bestehen aus?

Ich glaube und hoffe, dass das Angebot dann noch weiter besteht, wenn auch stärker in Richtung Digitalisierung. Wie bei anderen Printmedien wird es mehr um Themenschwerpunkte gehen als um die Berichterstattung über konkrete Ereignisse. Was die Aktualität angeht, kann der Pfarrbrief mit Tageszeitungen und Internet natürlich nicht mithalten. Aber er kann wichtige Akzente setzen, die in der aktuellen Berichterstattung untergehen. Ich hoffe, dass wir den Gemeinden weiter kostenlos Texte und Fotos anbieten können. Das hängt auch davon ab, wie sich die Kirchen finanziell weiterentwickeln; die Prognosen sind derzeit ja nicht rosig. Nichtsdestotrotz wäre es falsch, gerade an so einem kostenlosen Service zu sparen. Denn wo wird Kirche konkret wahrgenommen? Natürlich vor Ort!