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Tierisch :Premiere auf dem Pferderücken

Die Pferdesegnung in Steiningen in der Vulkaneifel hat sich an Ostermontag zum 275. Mal gejährt. Sie geht auf den Schutzpatron der Mauritius-Kapelle zurück und zieht – je nach Wetter mal mehr, mal weniger – Rösser, Reiter und Zuschauer an.
Für Pfarrer Heck war die Pferdesegnung eine Premiere.
Datum:
24. Apr. 2024
Von:
Brigitte Bettscheider

Steiningen. Es ist kalt und es regnet an diesem Ostermontagmorgen. „Da werden es wohl nicht ganz so viele sein“, weiß Ortsbürgermeister Reinhold Schäfer aus Erfahrung. Und meint die Anzahl der Pferde, die zur Segnung nach Steiningen gefahren, geritten oder geführt werden. Seit 275 Jahren schon, immer an Ostermontag, wenn auch Kirmes gefeiert wird, wie Pastor Rudi Heck (Pfarrei Gillenfeld) in der Predigt im Hochamt in der St.-Mauritius-Kapelle erläutert. Der Märtyrer Mauritius, dem die 1741 erbaute Kapelle geweiht ist, gilt als der Urheber dieses Brauchs; er ist der Schutzpatron der Pferde.  

Höchste Zahl an Tieren im Jahr 2000  

Bis in die 1990er-Jahre hinein waren es fast ausschließlich Arbeitspferde, die zur Segnung gebracht wurden. Das änderte sich mit der rapiden Zunahme an Freizeitpferden. Die bisherige Höchstzahl mit 216 Tieren ist für das Jahr 2000 dokumentiert. In den Corona-Jahren 2020 bis 2022 fiel die Segnung aus. Die Tradition, dass der Priester die Segnung hoch zu Ross vornimmt, geht auf das Jahr 1990 und Pfarrer Gottfried Rohr zurück.  

Man muss sich auf dem Pferderücken immer wieder neu ausbalancieren.

Pfarrer Heck

Tatsächlich erhalten am diesjährigen Ostermontag 19 Pferde den Segen. Das sind zwar nicht mal halb so viele wie am sonnigen Ostermontag des Vorjahres. Doch die Stimmung unter denen, die teilnehmen oder zuschauen, ist gut. Auch Pastor Heck strahlt Freude aus, nachdem er sich mit Stute Nanni angefreundet hat und von ihrem Rücken aus den Segen spendet. Die Pferdesegnung sei eine persönliche Premiere, und überhaupt habe er zuvor erst ein Mal auf einem Pferd gesessen, erzählt der Geistliche dem „Paulinus“. „Man muss sich auf dem Pferderücken immer wieder neu ausbalancieren“, resümiert er.  

Die Stute, die den Pastor während der Segnung trägt, gehört zur französischen Rasse Comtois und ist ein ruhiges Kaltblut, erklärt ihr Besitzer Christoph Reicherz. Zigmal habe er die 18-Jährige schon zu den Segnungen geführt; nun sei es das erste Mal, dass sie in dieser besonderen Rolle teilnehme.  

Hoffnung auf stabile Gesundheit für die Tiere 

Aus einem Umkreis von etwa 25 Kilometern kommen die Rösser und die Reiter zur Pferdesegnung nach Steiningen. Darunter ist Ute Laux aus Sassen bei Kelberg. Seit mehr als drei Jahrzehnten sei sie immer dabei an Ostermontag, und zwar bei jedem Wetter, sagt sie – dieses Mal mit den Pferden Arizona, Apache und Girly. „Toll, dass diese Tradition bewahrt wird“, freut sie sich und lobt die sehr gute Organisation. Seit 2014 bringt Helen Umbach aus Mehren ihren Ponyhengst Obelix ins Nachbardorf Steiningen zur Pferdesegnung. „Ich hatte schon viel Pech mit Obi“, erzählt sie. Nun hoffe sie darauf, dass die Segnung zu einer stabileren Gesundheit des Ponys beitrage.  

Um die hundert Zuschauer säumen während der Segnung die Dorfstraße. Martin Kucher aus Darscheid ist dabei mit seiner Enkeltochter Mia. „Sie liebt Tiere, und ich bin froh, dass ich wie im Vorjahr mit ihr dieses besondere Erlebnis teilen darf“, sagt er.  

Als die Segnung beendet ist, ist es immer noch kalt, und es regnet immer noch. So leert sich der Platz um die Mauritius-Kapelle rasch. Doch weil ja auch Kirmes ist in Steiningen, geht das Fest im Bürgerhaus weiter.