Pilgerkreuz:Kreuz bezeugt Tradition und Leid
Die Mitglieder von Besucherdienst und Aljoscha-Gemeinschaft treffen sich am Samstag, 21. September, zum Begegnungsfest. Dabei wird das Pilgerkreuz, das sie seit rund sieben Jahren begleitet, einen Nachfolger bekommen.
„Das sogenannte Lampedusakreuz ist aus Schiffsplanken von Flüchtlingsschiffen zusammengengebaut worden, die vor Lampedusa gekentert sind“, erklärt Stefan Herschler. Er leitet das Team Liturgie in der Arbeitsgemeinschaft (AG) Gemeinschaft, das beispielsweise Gottesdienste und Pilgerwege für die Aktiven organisiert. Im Westchor des Doms steht das Lampedusakreuz, wenn es nicht gerade mit Besucherdienst-Mitgliedern unterwegs ist. „Es ist im wahrsten Sinne in die Jahre gekommen. Und so haben wir in der AG beschlossen, uns ein neues Kreuz zuzulegen“, sagt Herschler.
Eine Kooperation mit einer ortsnahen Schreinerei sei für die weitere Planung ein Anliegen gewesen. „Durch drei neue Mitglieder des Theatervereins Feyen kam ich auf die Idee, den Kontakt zu den Caritas-Werkstätten zu suchen“, erläutert Herschler, der auch Vorsitzender des Theatervereins Trier-Feyen ist. Nach der Kontaktaufnahme zu Marc-Oliver Soler, Geschäftsführer der Werkstätten in Trier, sei „alles ganz schnell und unkompliziert gegangen“.
Chance auf besondere Bestätigung
Das sieht Werner Reinert genauso. Er trägt die offizielle Bezeichnung „Bildungsbegleiter“. Der Arbeitspädagoge und gelernte Tischler unterstützt in der Holzwerkstatt mit Kollegen durchschnittlich 18 bis 20 Frauen und Männern „nahezu aller Altersgruppen und überwiegend aus der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg“ bei der beruflichen Reha. „In erster Linie sind es psychische Erkrankungen und Beeinträchtigungen, die Maßnahmen in unserem Berufsbildungsbereich erforderlich machen“, informiert Reinert. Eine Anfrage wie die für das Pilgerkreuz für den Besucherdienst komme oft wie gerufen, biete sie den Klienten neben der Herausforderung die Chance auf besondere Bestätigung.
Es ist uns wichtig, über den Auftrag hinaus in Beziehung zu bleiben.
Dario Tumminelli, Leiter Veranstaltungsmanagement
Das machen Selin und Patrick stellvertretend für das am Projekt beteiligte Viererteam deutlich. Mit sichtlicher Freude und Begeisterung geben sie den fast fertigen Balken mit einem speziellen Hobel und besonderer Technik den letzten Feinschliff. Und sie sind mächtig stolz darauf, auf diesem Kreuz quasi ihre Handschrift hinterlassen zu dürfen.
Wie schon sein Vorgänger ist das neue Pilgerkreuz insgesamt besonders: „Aus einem Sägewerk in Daufenbach stammt das Eichenholz. Es lag im Hochwasser der Kyll, wurde gereinigt und getrocknet“, erläutert Werkraum-Chef Reinert. Eine Idee sei gewesen, „etwas vom Besucherdienst sowie ein Stück des ersten Kreuzes in das neue Pilgerkreuz einzuarbeiten“, ergänzt Herschler und deutet auf die „geniale Lösung“. In den unteren Kreuzbalken wurden in Epoxidharz eingegossene Symbole eingearbeitet: zwei der roten Pilgerabzeichen von der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 und ein Teil des Lampedusakreuzes. „Damit führen wir die alte Tradition fort und halten das Leid in Erinnerung“, benennt der Besucherdienst-Teamleiter die Intention.
Ein gutes Gefühl
Übergeben wird das Pilgerkreuz beim Sommerfest der Caritas-Werkstätten am 30. August. „Es ist uns wichtig, über den Auftrag hinaus in Beziehung zu bleiben“, erklärt Dario Tumminelli, Leiter des Veranstaltungsmanagements im Bischöflichen Generalvikariat. So seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Holzwerkstatt eingeladen, wenn das neue Pilgerkreuz beim Begegnungsfest gesegnet wird. „Außerdem überlegen wir, bei den nächsten Heilig-Rock-Tagen gemeinsam einen Pilgerweg zu gehen – mit dem neuen Kreuz“, planen Herschler und Tumminelli.
Selin und Patrick können sich ihre Teilnahme auf jeden Fall schon vorstellen. „So etwas mitgestaltet zu haben, ist ein gutes Gefühl“, sagt die 24-Jährige und präsentiert zusammen mit ihrem Kollegen das fast fertige Holzkreuz für das „Paulinus“-Foto.