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Nachhaltigkeit:Kompromisse für die Umwelt

Nachhaltigkeits-Bloggerin und Buchautorin Alexandra Achenbach gibt Menschen Tipps für ein nachhaltiges Leben. Mit ihren eigenen Kindern muss sie manchmal Kompromisse schließen.
Kinder lieben bunte Gummistiefel. Rasch sammeln sich da gleich mehrere Paare an. Ob neue Schuhe wirklich nötig sind, sollte man sich vor dem Kauf unbedingt fragen.
Datum:
30. Mai 2024
Von:
Hannah Schmitz

Angesichts des Klimawandels ist es vielen Menschen ein Bedürfnis geworden, im Alltag ressourcenschonend zu leben. Besonders wenn Kinder auf die Welt kommen, kann das die Perspektive ändern. So war es auch bei Alexandra Achenbach, promovierte Biologin und Bloggerin aus München. In den Sozialen Netzwerken und ihrem Blog „livelifegreen“ gibt sie Menschen mit und ohne Kinder Tipps für einen nachhaltigen Lebenswandel. Dabei ist sie eher pragmatisch als radikal: „Mein Lieblingstipp an andere ist es, einfach mal loszulegen“, sagt Achenbach im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern neue Sachen auszuprobieren und ganz persönliche nachhaltige Lösungen zu finden.“

Die Bloggerin, die auch zahlreiche Bücher zum Thema veröffentlicht hat, ist überzeugt: „Mein Handeln und mein Lebensstil haben einen Einfluss.“ Gleichzeitig ist sie sich der Grenzen bewusst und sagt: „Es ist auch mal in Ordnung, Essen beim Lieferservice in Einwegverpackungen zu bestellen. Wie effektiv wir als Gesellschaft unser Klima und die Natur schützen, ist vor allem von den Entscheidungen in der Politik abhängig. Das sind die großen Hebel.“

„Man darf auch mal scheitern“

Unter dem Strich sei es besser, wenn 80 Millionen Deutsche Schritt für Schritt nachhaltiger leben würden, als dass es einigen Wenigen in Perfektion gelinge. „Man darf auch scheitern“, betont Achenbach.

Die Expertin empfiehlt, sich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und sich zu informieren. Der erste, recht leichte Schritt, nachhaltiger zu konsumieren, sei es, Mehrweg- statt Einwegprodukte zu kaufen und zu benutzen. „Das fängt beim Quetschie für Kleinkinder an und hört bei der Menstruationstasse für mich selbst auf“, sagt Achenbach. Ein weiterer Einsteigertipp: Leitungswasser trinken statt Wasser aus PET-Flaschen. „Flaschenwasser ist 600-mal klimaschädlicher als Leitungswasser“, erklärt sie. Außerdem spare der Umstieg bares Geld.

Gerade bei Kindern sind gebrauchte Klamotten relevant, weil sie so schnell herauswachsen.

Alexandra Achenbach, promovierte Biologin und Bloggerin

Die Umwelt schonen und Geld sparen – das funktioniert auch bei der Kleidung. Achenbach und ihre Familie kaufen und tragen meistens Second-Hand-Kleidung oder von nachhaltigen Marken. „Gerade bei Kindern sind gebrauchte Klamotten relevant, weil sie so schnell herauswachsen“, stellt Achenbach dar. Allerdings werde dies ab einem bestimmten Alter schwieriger: „Ab sechs Jahren ungefähr wachsen sie nicht mehr so schnell und tragen zum Beispiel die Hosen länger. Viele gebrauchte Hosen sind dann am Knie schon durch.“

Noch schwieriger werde es, wenn die Kinder ins Teenager-Alter kommen – und Markennamen wichtiger werden als Nachhaltigkeit. „Das Bedürfnis, dazuzugehören, wächst in dem Alter. Da hilft nur, viel mit dem Kind zu reden und zum Beispiel zu fragen: Bist du wirklich ausgeschlossen, wenn du dies oder jenes nicht trägst, oder geht es um etwas anderes?“, rät die Bloggerin. Für sie als Mutter eines elfjährigen Sohnes bedeute das aber auch, mal nachzugeben und nicht dogmatisch zu beharren. „Dann kaufen wir die gewünschten neuen Schuhe von Nike, Reebok oder Adidas und nicht von einer nachhaltigen Marke. Aber eben erst, wenn er aus den alten Schuhen wirklich herausgewachsen ist.“

Gespräche führen auf Augenhöhe

Achenbach befürchtet, dass Kinder ohne Gespräche auf Augenhöhe und ein Entgegenkommen irgendwann auf stur schalten – „und dann gar nicht mehr wollen“. Die bevorstehende Teenie-Zeit ihrer beiden Kinder werde herausfordernd, ahnt sie. „Aber ich habe die Hoffnung, dass sie sich an vieles erinnern, was wir besprochen und erklärt haben, wenn sie aus dem gröbsten Hormonsturm heraus sind. Eine Pubertät dauert ja auch nur eine begrenzte Zeit.“

Sie selber habe durch eine einmonatige Konsum-Auszeit zu Maß und Mitte gefunden. Denn auch die Nachhaltigkeitsexpertin ist nicht gegen Verlockungen der Werbung immun. „Leihen, tauschen, Second-Hand kaufen und reparieren waren erlaubt“, berichtet sie. „Das hat mir geholfen zu erkennen, welche Mechanismen in mir wirken, wenn ich etwas neu kaufen will.“ Oft gehe es dabei nicht um wirklichen Bedarf, sondern darum, sich mit einem Neukauf zum Beispiel zu belohnen oder zu trösten. „Es hilft, eine Nacht darüber zu schlafen, bevor man den Kaufknopf drückt“, weiß Achenbach.