Kein Kavaliersdelikt
Von Mobbing spricht man dann, wenn jemand über einen längeren Zeitraum immer wieder von einer oder mehreren Personen schikaniert wird. Findet das über Internet, Smartphone oder andere digitale Medien und Geräte statt, spricht man von Cyber-Mobbing. Cyber-Mobbing kann schnell große Personenkreise erreichen und wirkt nachhaltig, weil das Netz nicht vergisst.
Cyber-Mobbing – 24 Stunden Quälerei
Schlimmstenfalls stehen Opfer von Cyber-Mobbing bis zu sieben Tage in der Woche 24 Stunden lang unter Stress, da es keine sicheren Rückzugsräume mehr gibt. So etwas geht gewiss nicht spurlos an einem vorbei. Die Betroffenen berichten oft davon, dass sie traurig sind und sich zunehmend einsam fühlen. Sie verstehen nicht, warum sie von den anderen nicht gemocht werden, sehen die Schuld bei sich und fragen sich, was sie falsch machen. Die andauernden Schikanen verunsichern die Betroffenen und schwächen ihr Selbstwertgefühl. Ihr größter Wunsch ist, dass es aufhört. In der Hoffnung, dass dies irgendwann einmal eintritt, sind viele Betroffene bereit, die alltäglichen Qualen zu ertragen. Aus diesem Grund ziehen sie sich mehr und mehr zurück, und schließlich fehlen in ihrer Welt aus Kummer, Isolation und Scham die Freunde, die sie unterstützen könnten.
Bekommen Opfer von Cyber-Mobbing keine Hilfe, kann die Sache böse enden. Sie brauchen einen Ort, wo sie sich jemandem anvertrauen können, um über ihre Sorgen und Probleme sprechen zu können. Gerne greifen Betroffene zunächst zu niederschwelligen und anonymen Angeboten wie zum Beispiel der „Nummer gegen Kummer“ oder der Onlineberatung der Lebensberatung. Hier können sie selbst das Tempo bestimmen und finden kostenlos Entlastung und Hilfe. Entwickelt sich auf diesem Weg ein Vertrauensverhältnis zwischen Opfer und Berater, findet oft ein Wechsel aus der anonymen digitalen Welt hin zu Beratungsgesprächen in der Lebensberatung statt.
Cyber-Mobbing – was raten wir Betroffenen? Im Sinn der Hilfe zur Selbsthilfe überlegen wir gemeinsam, was in der jeweiligen Situation Entlastung für die Betroffenen bringen könnte. Schnelle Patentrezepte gibt es hierbei nicht, jeder Beratungsprozess ist individuell und zeitintensiv, und eine mögliche Lösung gestaltet sich für jeden anders. Cyber-Mobbing kann man nicht alleine lösen, deshalb ist es wichtig, neben alten auch neue Vertrauenspersonen zu finden. Bei Bedarf können weitere Unterstützer hinzugezogen werden. Auch wenn es speziell für Cyber-Mobbing bisher kein eigenes Strafgesetz gibt, reichen Tatbestände wie Nötigung, Bedrohung oder Verleumdung aus, um jederzeit auch die Polizei einzuschalten.
Cyber-Mobbing – was raten wir Eltern? Oft sind die Eltern von Betroffenen sehr aufgewühlt und machen sich große Sorgen um ihr Kind. Wichtig ist es, sie zu unterstützen, das Problem klarer zu sehen, um dann gemeinsam zu überlegen, welche Schritte unternommen werden können.
Ruhe bewahren, Verständnis zeigen
Auch wenn es schwerfällt, sollten Eltern versuchen, Ruhe zu bewahren und verständnisvoll auf ihr Kind zu reagieren – ihr Kind braucht jetzt dringend einen sicheren Hafen. Es ist wichtig, ihm aufmerksam zuzuhören, ihm zu glauben und seine Sorgen ernst zu nehmen. Das Kind sollte im weiteren Vorgehen einbezogen werden, so behält es eine Hand mit am Ruder und fühlt sich nicht hintergangen. Es wird ihm gut tun, nicht permanent mit dem Thema konfrontiert zu werden, stattdessen kann für Ausgleich (gemeinsame Aktivitäten, die Spaß machen und das Selbstwertgefühl stärken) gesorgt werden.
Cyber-Mobbing ist kein Kavaliersdelikt, sondern gefährlich. Eine frühzeitige Hilfe, Einbindung und Unterstützung von Freunden, Eltern, Bekannten, Vertrauenslehrern ist von entscheidender Wichtigkeit. Je früher eingegriffen wird, desto eher kann Cyber-Mobbing beendet werden. Das Ziel ist es, Betroffenen ihr Selbstwertgefühl wieder zurückzugeben.
Info
Sich selbst zu behaupten, lässt sich üben und erlernen: Diesen Ansatz greift das Selbstbehauptungs- und Selbstsicherheitstraining „Ich kann auch anders“ auf. Dieses Projekt, das gemeinsam von der Präventionsfachstelle Trier und der Lebensberatungsstelle Ahrweiler angeboten wird, richtet sich gezielt an Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren und ergänzt das Beratungsangebot in diesem Bereich. Mehr bei der Lebensberatungsstelle Bad Neuenahr-Ahrweiler, Telefon (0 26 41) 32 22.