Hochwasser:Im Zeichen der Solidarität
Saarlandweit. An Pfingsten haben evangelische, katholische und freikirchliche Gemeinden im Saarland die elfte saarlandweite Nacht der Kirchen gefeiert. Das gemeinsame Motto der Aktion „Frieden wagen“ griff die aktuellen weltpolitischen Krisen auf, fragte aber auch nach dem Frieden mit sich selbst. Etwa 7000 Menschen haben sich nach ersten Schätzungen in der Pfingstnacht auf den Weg in die 40 saarländischen Kirchen gemacht.
Programm wegen Hochwasser geändert
Die teils dramatische Hochwasserlage im Saarland machte für manche Verantwortliche ein kurzfristiges Umplanen nötig: Zwei Gemeinden sagten die Teilnahme ab, weil ihre Gemeindehäuser unter Wasser standen, Zufahrten überschwemmt und an vielen Orten Aufräumarbeiten im Gange waren, andere mussten ihr Programm verändern. Fast alle griffen die aktuelle Lage auf, indem sie etwa für von Hochwasser Betroffene und die Rettungskräfte beteten und Spenden sammelten.
Wir wollen mit dem heutigen Gottesdienst beten, solidarisch sein und mit den Sorgen und Nöten nicht alleine sein.
Diakonin Annette Vollmer
Auch der geplante Eröffnungsgottesdienst in der Hugenottenkirche in Ludweiler wurde kurzerhand zu einem Solidaritätsgottesdienst umgestaltet: „In einer solchen Situation haben wir andere Prioritäten gesetzt: Wir wollen mit dem heutigen Gottesdienst beten, solidarisch sein und mit den Sorgen und Nöten nicht alleine sein“, sagte Diakonin Annette Vollmer (Evangelische Kirchengemeinde Völklingen-Warndt), die gemeinsam mit Kaplan Dr. Michael Meyer (Katholische Kirche Völklingen) den Gottesdienst leitete. Stellvertretend für die Partner der Ökumene überbrachte Superintendent Markus Karsch vom Evangelischen Kirchenkreis Saar-Ost im Anschluss an den Solidaritätsgottesdienst den Einsatzkräften von THW, Berufsfeuerwehr, DLRG und Maltesern an der Saarbrücker Feuerwache das Pfingstlicht.
Die katholische Pfarrei Dillingen St. Odilia hatte Spendendosen für Flutbetroffene aufgestellt. „Frieden wagen“, das Motto der Nacht der Kirchen, wurde im Saardom an sieben Stationen zum Mitmachen aufgegriffen. Während die Nachbarinnen Margit Zimmer und Lea Ladwein Friedenstauben bastelten, waren die Messdienerinnen Luana, Nele, Alissia und Frieda aus Pachten unter dem Motto „Frieden malen“ dabei, mit Acryl auf Leinwand eine bunte Friedenstaube zu malen.
Geschmacklich der Bibel auf der Spur
„Und sie lebten glücklich und in Frieden bis ans Ende ihrer Tage“ hieß es in der Kirche Maria Trost in Dillingen. Die Fantasy-begeisterte Katholische Jugend verwandelte das Gotteshaus in eine Märchenkirche. So hieß es bei der Station zu „Rapunzel“: „Immer wieder stellen sich uns Hindernisse in den Weg. Hast Du schon mal etwas geschafft, was Du Dir eigentlich nicht zugetraut hast? Traue Dir etwas zu und erreiche Deine Träume!“
„So schmeckt die Bibel“ hieß es in der evangelischen Kirche in Lebach. „Wir verbinden Geschichten aus der Bibel mit leckeren Speisen“, sagt Pfarrerin Andrea Sattler, die den Abend moderierte. Sieben Gänge gab es, unterbrochen von szenischem Spiel und Chorgesang. Im Mittelpunkt standen dabei starke Frauen aus der Bibel. Los ging es bei Adam und Eva mit einem Apfel-Melonen-Salat und endete mit Joghurt und Honig beim Einzug in das Gelobte Land, in dem Milch und Honig fließen. „Alles war sehr lecker. Unglaublich, wie schnell der Abend vergangen ist“, so das Urteil einer Besucherin.
Reger Betrieb herrschte auf den Fußgängerwegen in der Alt-Saarbrücker Stengel- und Heuduckstraße und am Ludwigsplatz. In ökumenischer Verbundenheit hatten die Kirchengemeinden des Stadtteils im Rahmen der Nacht der Kirchen zu einem Pilgerweg ,,Auf der Suche nach dem inneren Frieden“ eingeladen.
In der alt-katholischen Friedenskirche herrschte trotz regem Zulauf eine angenehm beruhigende Atmosphäre. Der Renner war die ,,Salbung to go“, die Pfarrerin Ruth Tuschling in einer Ecke der Kirche anbot.
Auch in der Immanuelkirche der Selbstständig-Evangelisch-Lutherischen Gemeinde an der Ecke Gärtnerstraße war reges Treiben, jedoch mit lauteren Klängen. Während im Kirchsaal ein geistliches Konzert zu hören war, konnten sich Besucherinnen und Besucher im Foyer stärken oder die Bestandteile einer „meditativen Toolbox“ ausprobieren, einer Werkzeugkiste, die zur inneren Einkehr anregen sollte.