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„Ich mag mich!“

Mit dem Thema „Selbstannahme und Selbstvertrauen in der Partnerschaft“ beschäftigt sich die „Paulinus“-Lebensberatung.
Wir schaffen es!
Datum:
28. Mai 2017
Von:
Stanislaus Klemm

Jeder, der über längere Zeit in einer Eheberatung arbeitet, kennt jene alten, „hausgemachten“ Probleme, die ein Paar mit in die Partnerschaft einbringt, als negative Hypothek. Viele Probleme sind nicht in ihrer Partnerschaft entstanden, sondern in ihrer jeweiligen Ursprungsfamilie. Sie sind häufig der eigentliche Grund hinter vielen Problemen, die dann während einer Beziehung wieder auftauchen oder virulent werden.

Es sind in der Regel Probleme, die aus einem verkümmerten, verletzten oder vernachlässigten Selbstwertgefühl entstehen. Dieses Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und diese Selbstannahme – in frühester Kindheit geformt und entwickelt – prägt dann im späteren Erwachsenenalter das Leben in einer Beziehung.

Das partnerschaftsfördernde oder partnerschaftshemmende Beispielverhalten der eigenen Eltern, die selbstwertaufbauenden und selbstwertverletzenden Kindheits- und Jugenderlebnisse prägen das Selbstvertrauen, die Selbstannahme und später dann die eigene Partnerschaft, ja selbst die jeweilige Partnerwahl wird somit schon wesentlich beeinflusst, etwa nach dem Muster: „Was ich nicht habe, erwarte ich nun von dir!“ Ein fatales Programm.

Eine Partnerschaft besteht immer aus zwei Personen, aus zwei Individuen, die nicht nur ihre Biografien und Lebenserfahrungen, sondern auch ihre Persönlichkeiten in die Beziehung einbringen. Entstehung, Entwicklung, Gelingen oder Scheitern von Partnerschaften hängen deshalb nicht nur davon ab, wie Partner im Alltag miteinander umgehen, sondern auch davon, was sie als Persönlichkeit darstellen: Es macht einen Unterschied, ob ein Partner von Haus aus optimistisch, positiv eingestellt und zuverlässig ist oder ob er häufig in seinen Stimmungen schwankt, ängstlich, unsicher und zurückhaltend und dem Leben gegenüber negativ eingestellt ist.

In jeder gesunden Beziehung sollte ein Gleichgewicht herrschen zwischen dem, was beide in die Beziehung einbringen. So ist ein stabiles Selbstwertgefühl von beiden bedeutsam für eine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe. Ansonsten handelt es sich um eine Beziehung, in der Abhängigkeit erzeugt und erlebt wird.

Eifersucht ist wie Liebesneid

Wer in seiner Kindheit gelernt hat, sich von der Meinung anderer weniger abhängig zu machen und seinen eigenen Wert nicht danach zu bemessen, wie beliebt er bei anderen ist, der hat auch gelernt, selbst für seine persönliche Zufriedenheit zu sorgen. Stark eifersüchtige Menschen hingegen brauchen offenbar die Bestätigung durch andere und wissen häufig mit sich selbst recht wenig anzufangen. Eifersucht ist also in ihrem Kern so etwas wie Liebesneid, der Zweifel an sich selbst und die Angst, im Vergleich immer schlechter abzuschneiden.

Brandbeschleuniger oder nützlicher Feuermelder?

Überall im täglichen Leben einer jeden Partnerschaft begegnen wir diesem unruhigen Gefühl. Mal ist es sehr zart, unauffällig, begrenzt und wird dann meistens gar nicht als unangenehm empfunden, eher als „belebend“, gewissermaßen als „Salz in der Liebe“, andererseits kann es so nervend und so störend sein, dass wir es regelrecht als „krankhaft“ oder „wahnhaft“ bezeichnen müssen. Eifersucht kann auch ein ganz normales Gefühl eines gesunden Misstrauens sein, einer besonderen Achtsamkeit, nämlich sich Sorgen zu machen, wenn der Partner oder die Partnerin sich wirklich von einem entfernt. Es ist dann ein notwendiges Signal, dieses Gefühl unbedingt offen anzusprechen. Dann wäre Eifersucht so etwas wie ein funktionierender Feuermelder. Blinde Eifersucht hingegen wirkt in einer Krise eher wie ein Brandbeschleuniger.

Wenn einer der beiden Partner große Defizite hat in seinem Selbstwertgefühl, der sollte sich immer grundsätzlich erst um die eigene Verbesserung seiner Selbst-achtung kümmern und viel versuchen, neue, positive Erfahrungen zu machen, die den Selbstwert verbessern können. Denn wie kann ich von einem anderen erwarten, dass er mich annimmt, wenn ich mich selbst vernachlässige? Sich selbst für etwas zu belohnen, worauf man selber stolz ist, ist wirksam. Falsche Bescheidenheit verhindert die positive Annahme von aufbauenden Komplimenten. Man sollte auch bewusst den Kontakt mit den Menschen pflegen, die einem selbst gut tun. Unnötige Vergleiche mit anderen Menschen bringen das gesundende Selbstwertgefühl immer wieder vom rechten Weg ab.

Natürlich hat jeder von uns eine ganz Menge von Verhaltensmöglichkeiten im eigenen Repertoire, seinem Partner zu helfen, mangelndes und verletztes Selbstwertgefühl wieder aufzubauen.

Achtsamkeit dem anderen gegenüber, liebevolle Aufmerksamkeit, ehrliches Lob, spontane Komplimente, Interesse am anderen, Toleranz und Geduld bei der Kritik seiner Fehler, den anderen auch einmal „anders“ sein zu lassen – das sind die wichtigsten Hilfen auf diesem Weg. Mangelndes Selbstvertrauen wird auch spürbar verbessert durch entgegengebrachtes Vertrauen, durch Zutrauen. Ein Austausch von Schönem und Unangenehmen lässt wenig Raum für Phantasie, die bevorzugte Nahrung der unnötigen, zerstörenden Eifersucht.

Gott liebt mich immer

Das intensive Bewusstsein, dass Gott, auch wenn alle mich verlassen, wenn alle mich verletzt, gedemütigt und mutlos gemacht haben, dass er es ist, der mich immer liebt, schätzt und der immer bei mir bleibt mit seiner Kraft und seiner Gegenwart, das allein wird mich tragen, wird mich in den Fällen auffangen, wenn mein verletztes Selbstwertgefühl durch keine noch so professionelle Therapie mehr, durch keine noch so partnerschaftliche Mithilfe spürbar geheilt oder verbessert werden kann. Wer diese religiöse Basis teilen kann, der schätze und genieße all das, was er „an sich selber“ hat, statt nur daran zu denken, was ihm noch fehlt. Nur dann weiß auch der Partner, was er an einem hat. Das macht attraktiv.