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Handlungen zeigen Interesse

Der Psychotherapeut Wolfgang Krüger rät Paaren dazu, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. Gerade Paaren in langjährigen Beziehungen drohe, sich sonst im Kreis zu drehen.
Viele Paare nehmen sich für das Alter viel vor, scheuen dann aber vor der Realisierung zurück. Im gemeinsamen Gespräch können die Planungen aber schnell Form annehmen.
Datum:
7. März 2025
Von:
Hannah Schmitz 

Zu viel zu reden kann in langen Liebesbeziehungen kontraproduktiv sein. Das erklärt der Berliner Psychotherapeut Wolfgang Krüger. Alle Argumente seien längst ausgetauscht. „Dann gibt es die sogenannten Schallplattengespräche, in denen man sich ewig im Kreis dreht.“ Krüger, der auch Autor des Buchs „So gelingt die Liebe – auch wenn der Partner nicht perfekt ist“ ist, rät dazu, wieder ins Handeln zu kommen und dadurch in die Partnerschaft zu investieren. Kleine Handlungen zeigten ehrliches Interesse an dem anderen. 

Entscheidend in langjährigen Partnerschaften seien folgende fünf Rituale, die zu mehr Nähe und Verbundenheit führten und Liebesgefühle wieder wachsen ließen. Diese fünf Rituale können helfen: 

1. Interesse: Wofür begeistert sich der Partner, was denkt und fühlt er? Beide Partner sollten wieder verstärkt Interesse füreinander aufbringen, sagt Krüger. So könne man beispielsweise an den Geburtsort des anderen fahren und ihn bitten, einem dort alles zu zeigen, womit er oder sie Erinnerungen verbindet. „Dann werden wir merken, dass wir unseren Partner nicht so gut kennen, wie wir dachten“, erklärt er. Eine andere Möglichkeit sei, sich etwa Fotoalben aus der Kindheit gemeinsam anzuschauen und Geschichten zu einzelnen Bildern zu erzählen. Krüger: „Es geht darum, Gespräche jenseits des Alltäglichen zu führen.“

2. Gerechtigkeit: Paare sollten Krüger zufolge darauf achten, dass die Hausarbeit gerecht aufgeteilt ist. Beziehungen, in denen das der Fall sei, funktionierten meist besser als Partnerschaften, in denen einer den Großteil des Haushalts allein schmeiße, sagt Krüger. „Das Aufteilen von ungeliebten Aufgaben sorgt auch für mehr Erotik“, weiß der Experte. Wenn hingegen der eine den anderen immer wieder an seine Pflichten erinnern müsse oder auffordern müsse, den Müll herunterzubringen oder einkaufen zu gehen, führe das zu Frust.

Es geht darum, Gespräche jenseits des Alltäglichen zu führen.

Psychotherapeut Wolfgang Krüger

3. Zeit: Gemeinsam schöne Stunden planen und mehr Zeit miteinander zu verbringen sorgt laut Krüger für mehr Zufriedenheit in der Beziehung. „Man muss sich aktiv darum kümmern“, betont der Psychotherapeut. Für Paare mit Kindern sei das sicherlich herausfordernder, aber auch sie sollten alle 14 Tage eine gemeinsame Zeitinsel suchen. Paare ohne Kinder sollten sich mindestens einmal in der Woche Zeit füreinander nehmen. „Gut ist es, wenn es möglichst jeden Tag etwas gibt, auf das sich beide freuen.“ Das könne etwa die gegenseitige Rückenmassage vor dem Einschlafen sein oder das einander Vorlesen am Abend.

4. Küssen: Körperkontakt ist wichtig, auch in langen Beziehungen und Ehen. Wer sich leicht entfremdet habe oder enttäuscht vom Partner sei, ziehe sich meist auch körperlich zurück. „Wir sollten einander küssen, wenn wir die Wohnung verlassen und wiederkommen“, rät deshalb Krüger. Wer sich nicht berühre, treibe die Entfremdung auf die Spitze. Die Distanz zeige sich dabei nicht unbedingt beim fehlenden Sex, sondern in mangelnden Umarmungen, Küssen und Komplimenten.

5. Humor: „Wir sollten gelegentlich miteinander spielen und lachen, weil der gemeinsame Humor die Partnerschaft belebt“, sagt Krüger. Zwar könne das nicht alle Probleme lösen, gemeinsames Lachen stärke aber die Verbindung zueinander.