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Springprozession:Glaube aus der Mitte des Lebens

Waxweiler gilt als der Ursprungsort der Echternacher Springprozession. Vor der traditionellen Wallfahrt am Pfingstdienstag hat der Luxemburger Erzbischof die Pilger aus der Westeifel begrüßt und in der Pfarrkirche gesegnet.
Am Ortseingang von Waxweiler wurden die Pilger aus Prüm von Kardinal Hollerich (Mitte), Ortspfarrer Müller (rechts) und Ordensprälat Kreutz (links) empfangen und zur Pfarrkirche geleitet.
Datum:
12. Juni 2023
Von:
red/Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier

Waxweiler - Laut einer Tafel am Gotteshaus soll der heilige Willibrord, dessen Gebeine im luxemburgischen Wallfahrtsort verehrt werden, um 728 auf der Durchreise in Waxweiler gepredigt und dabei den Frevlern aufgegeben haben, zur Buße in Echternach zu springen. Nach einen Prozessionsverbot im 18. Jahrhundert ging die Wiederbelebung der Wallfahrt 1860 von Waxweiler aus.

Die Prümer Teilnehmer schlossen sich 1861 an. Seitdem pilgern sie zu Pfingsten gemeinsam – an drei Tagen rund 70 Kilometer zu Fuß ins Großherzogtum, wo die Gruppen aus der Westeifel die Springprozession traditionell anführen. Die Wallfahrt ins Nachbarland, bei der der ganze Körper zum Einsatz kommt, wird von den Brudermeistern organisiert und vorbetend begleitet.

Persönliche Ansprache in moselfränkischem Dialekt

Die Ankunft der Prümer am Abend des Pfingstsonntags wird in Waxweiler gebührend begangen. Seit einigen Jahren kommt der Erzbischof von Luxemburg, Kardinal Jean-Claude Hollerich, aus diesem Anlass persönlich in die Eifel. Er geleitet die Pilger mit Ortspfarrer Georg Josef Müller, Ordensprälat Friedrich Kreutz aus Kyllburg sowie den Springergruppen und dem Musikverein „Lyra“ zur Segensandacht in die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer.

In seiner persönlichen Ansprache im moselfränkischen Heimatdialekt, dem Viandener Platt, ging der Kardinal auf die sich rasant verändernde Welt ein. Hollerich, der Mitglied im päpstlichen Beratergremium ist, betonte, dass es aber auch Traditionen gebe, die konstant blieben. Dazu gehörten die Springprozession, die vorherige Fußwallfahrt und bereits das Springen in Prüm und Waxweiler. Mit Freude über die vollbesetzte Pfarrkirche appellierte der Kardinal, man müsse wieder mehr zum Glauben finden und in der Sprache von heute sprechen.

Als Willibrord seinerzeit in die heidnische Eifel kam, habe er es geschafft, den Glauben zu verkünden und zu erwecken. Solch eine „Bewegung Willibrord“, bei der der Glaube aus der Mitte des Lebens komme und dabei helfe, es mit Freude zu gestalten, brauche die Welt. Selbst in Schwierigkeiten wie beim schlimmen Hochwasser vor zwei Jahren sei der Glaube ein vertrauensvoller Anker in der Not.

Treue zur Wallfahrt kommt aus dem Herzen heraus

Die Kirche benötige Veränderungen. Es sei aber auch wichtig, Traditionen zu behalten, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Der Erzbischof drückte den Pilgern seine Hochachtung dafür aus, dass sie die Fußwallfahrt nicht aus Gewohnheit, sondern aus dem Herzen heraus treu fortbestehen lassen, und ermutigte zum Weitermachen. Die Treue zur Tradition könne ein wichtiges Stück bei der Erneuerung der Kirche sein, die alle gebrauchen könnten.

Nach einer Pilgermesse mit Frühstück am Pfingstmontag startete die Fußwallfahrt in Richtung der Grenze. Hinter Krautscheid auf der Gemarkung Heilbach segnete Pfarrer Müller das dort seit 1893 stehende Pilgerkreuz neu ein. Die Brudermeister hatten es mit finanzieller Unterstützung des Willibrordus-Bauvereins aus Echternach und von Privatpersonen restaurieren lassen. Zudem wurde die Anlage vom Eigentümer komplett neu gestaltet. Müller dankte allen Akteuren und besonders den Musikvereinen für die Begleitung der Prozession.

Brudermeisterleiter Alois Engel zeichnete anschließend langjährige Pilger und Wohltäter mit der Willibrordus-Medaille aus. Als besondere Wertschätzung erhielten alle erstmals teilnehmenden Kinder und Jugendlichen eine eigens hergestellte Umhängemedaille aus Holz, da sie „die Zukunft der Prozession“ seien.