Unter diesem Titel hat die katholische Gefängnisseelsorgerin der Justizvollzugsanstalt (JVA) Saarbrücken, Carmen Volz, sieben Stationen aus dem Leidensweg Jesu ausgesucht, um an jeder einen Blick auf das Leben hinter Gittern zu werfen. Und das in einer außergewöhnlich eindrucksvollen Art.
Die einzelnen Stationen waren begleitet von Betrachtungen eines Richters, eines Angehörigen, einer Sozialarbeiterin, eines Bediensteten und von Inhaftierten. Musikalisch begleitet von einem Musiker der Band der JVA Saarbrücken.
Die Schilderungen der Gefangenen wurden von Lektoren vorgetragen. Einer beschreibt seinen Weg auf der schiefen Bahn mit den Worten: „Ich habe mich festgenagelt, jeden Tag einen Nagel mehr.“ Und schließlich bei seinem öffentlichen Prozess, wie ihn „die Anklageschrift erdrückt“ hat und „das Schlimmste: die Belastung meiner Familie. Sie wird mitgenagelt“.
Ein anderer berichtet, wie er „skrupellos und abgebrüht“ seinen Weg gegangen ist, „Gefühle anderer waren völlig gleichgültig“. Was später kam, war die Suche nach der Kreuzung, „an der ich falsch abgebogen bin“, und die Erkenntnis: „Der größte Betrug war der an mir selbst.“
Kann es da Gerechtigkeit geben? „Gerechtigkeit geht nur mit Barmherzigkeit“, denn „auch wenn wir verurteilt werden, sind wir Kinder der einen Menschheit“. Die Sozialarbeiterin nennt Hilfe als den „zentralen Begriff“ ihrer Arbeit. Das ist „mit hohen Erwartungen“ verbunden, „aber es gibt Grenzen“. Die Herausforderung ist, den Gefangenen als Menschen zu sehen, nicht über ihn zu urteilen. Der Vollzugsbeamte berichtet, wie er lernen musste, mit dem Tod umzugehen, mit den vielen Suizidversuchen, Hilferufe insbesondere von Neuankömmlingen, für die ab diesem Moment gilt, dass es „das Leben draußen nicht mehr gibt“.
Besonders beeindruckt haben die Schilderungen eines Vaters, der berichtete, wie die Verhaftung des Sohnes „unser Leben verändert“ hat. Eine Veränderung, die für ihn aber auch auf neue Wege geführt hat. Die Beziehung sei jetzt „enger“ und die „Zeit intensiver“ geworden. Veränderungen, die ihm manchmal geradezu „paradox“ vorkämen.
Insbesondere diese Schilderungen, aber vor allem der Mut des Vaters, darüber offen zu erzählen, fand bei den Gesprächen im Anschluss ganz besondere Anerkennung. Wie überhaupt die Reaktionen zeigten, dass dieser Abend einen tiefen Eindruck hinterlassen hat.
Anerkennung aber auch für die Idee und den Mut von Gefängnisseelsorgerin Carmen Volz, mit einer solchen Veranstaltung einen Blick in eine so ganz andere Welt eröffnet zu haben. Sie selbst räumte anschließend durchaus ein Stück Nervosität ein, wie dieses Experiment gelingen würde. Dass es überhaupt möglich war, sei vor allem der Anstaltsleitung zu verdanken, die dem mit einer gewissen Offenheit gegenübersteht.
Das gilt dann im Übrigen auch für ihre kleine Anstaltsband (die leider krankheitsbedingt an diesem Abend nur sehr dezimiert, dafür umso eindrucksvoller mitwirken konnte), wie auch für ein Chorprojekt.
Am Ende teilten Pfadfinder ein „Hoffnungslicht“ aus, und die Bitte im Abschlusssegen fasste die Botschaft des Abends zusammen: „ER schenke Dir, was Du Dir selbst nicht geben kannst: Wachsendes Vertrauen mitten in den Widersprüchen dieses Lebens.“