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Würdevolles Altern :Freude und Trauer wechseln ab

Das Hospiz im Neuwieder Stadtteil Niederbieber hat Eröffnung gefeiert. Neben einer offiziellen Begrüßung durch Politik und Gesellschafter hat es einen interreligiösen Segen für das neugebaute Haus und seine Gäste gegeben.
Die Mitarbeitenden des Rhein-Wied Hospizes freuen sich, endlich die Türen für ihre Gäste zu öffnen.
Datum:
21. Okt. 2024
Von:
Constanze Haubrich

Neuwied. Einen Menschen in der letzten Phase seines Lebens begleiten und ihn in Würde gehen lassen – das ist die Idee hinter dem kürzlich eröffneten Rhein-Wied Hospiz. Im friedlich wirkenden Stadtteil Niederbieber in Neuwied steht der helle Neubau. Direkt daneben plätschert der Aubach vor sich hin. Die Idee für diesen besonderen Ort hatte der Neuwieder Hospizverein bereits bei seiner Gründung im Jahr 1997. 27 Jahre später sind am 1. Oktober die ersten Gäste eingezogen.

„Wir haben einen Raum geschaffen, in dem Menschen die letzte Phase ihres Lebens in Würde erleben können“

Christoph Drolshagen, Geschäftsführer

„Wir haben einen Raum geschaffen, in dem Menschen die letzte Phase ihres Lebens in Würde erleben können“, so Geschäftsführer Christoph Drolshagen bei der Eröffnungsfeier. Keineswegs sei dieser Raum jedoch nur ein Ort des Traurigseins. „Hier sollen sich Freude und Trauer, Bunt und Grau abwechseln.“ Das Bedürfnis nach einem solchen Ort sei in der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten gewachsen – für Sterbende und für Angehörige. Das hat die Schirmherrin des Hospizes, Fürstin Isabelle zu Wied, als Kind selbst erlebt: „Zwei meiner Onkel sind zum Sterben in ihrem Zimmer verschwunden. In diesem Prozess habe ich mich nicht mitgenommen gefühlt“, erzählt sie bei der Eröffnung.

Nach einem Wasserschaden, der beim Tag der offenen Tür des Hospizes bemerkt worden war, verzögerte sich der Einzug der ersten Gäste.

In den kommenden Wochen werden weitere Gäste folgen. Ein langer und manchmal steiniger Weg war es bis dahin. „An manchen Tagen haben wir gezweifelt, ob das Hospiz jemals Eröffnung feiert“, berichtet die Gräfin. Neben den hohen Summen für den Neubau seien die Corona-Pandemie und die Explosion der Baukosten herausfordernd gewesen. Sechs Jahre haben die Bauarbeiten für das über sieben Millionen Euro teure Projekt gedauert. Einen Großteil der Kosten trugen die Gesellschafter, der Neuwieder Hospizverein e. V., das Rote Kreuz Rheinland-Pfalz, die Marienhausgruppe GmbH und die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz e. V. Daneben sammelten die Verantwortlichen durch private Spenden fast eine Million Euro.

Gebaut und gewerkelt haben Handwerker und Mitarbeitende bis zuletzt. Am Morgen der geplanten Eröffnung wurden noch rechtzeitig die letzten Baustellenüberreste weggeräumt. Die Eröffnungsfeier: eine Punktlandung. Am Ende der Feier segneten Vertreter des Islams sowie der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam das Hospiz und verwiesen damit auf die unterschiedliche religiöse Herkunft von Gästen und Mitarbeitern.

Mehr Ruhe hatten Hospizleitung Manuela Götz und Pflegedienstleiter Marvin Maur bei der Personalakquise. „Wir hatten sehr viele Bewerbungen“, berichtet Götz. „Uns war es wichtig, ein Team zusammenzustellen, das gut miteinander arbeiten kann.“ 24 Hauptamtliche stemmen den Alltag im Neuwieder Hospiz, das aber nicht allein. „Wir haben 21 Ehrenamtliche in unserem Team“, erzählt die Leiterin und ergänzt:  „Die bringen Alltag in unser Hospiz.“

Nach der erfolgreichen Eröffnung will der Neuwieder Hospizverein nun das Thema Tageshospiz in den Blick nehmen, also die teilstationäre Aufnahme von Gästen. Die Verantwortlichen haben den nötigen Mut, dieses wichtige Thema anzugehen.