Prof. Dr. Hendrik Streeck:Eine spannende Mischung aus Fiktion und Realität

Klausen. Was braucht es, um eine ebenso kurzweilige wie informative und humorvolle Premiere einer Buchvorstellung zu feiern? Zwei Männer, mit unterschiedlichen Getränkevorlieben und einer ordentlichen Portion Humor.
Der Weinliebhaber, das ist Virologe Streeck, dessen Wurzeln auf Seite der Großeltern in ein renommiertes Weingut in Ockfen/Saar reichen. Der Freund des Gerstensaftes, „am liebsten Kölsch“, ist Pater Albert Seul, der in Köln das Licht der Welt erblickte. Streeck, der seit der jüngsten Bundestagswahl für die CDU den Wahlkreis Bonn in Berlin vertritt, kam in Göttingen zur Welt. Seine Erinnerungen an das großväterliche Weingut sind noch lebendig: „Dort bekam ich als Kind in einem Schnapsglas meinen Kinderwein …“
Pandemien sind eben nicht nur Infektionen. Es gibt immer einen gesamtgesellschaftlichen Aspekt, über den wir reden müssen.
Prof. Dr. Hendrik Streeck
In der Wallfahrtskirche stand aber gar nicht der Austausch über geistige Getränke auf dem Programm, sondern die erste öffentliche Vorstellung von Streecks erstem Thriller „Das Institut – Im Schatten der Wissenschaft“. Veranstalter Tobias Marenberg war damit ein kleiner Coup gelungen.
Dass es in dem Buch um die Forschung an Viren geht, dürfte kaum verwundern. Dass dieses Buch spannend geschrieben ist, davon konnten sich die Zuhörer in Auszügen einen persönlichen Eindruck verschaffen. Pater Albert jedenfalls schien es zu gefallen. Mangels Zeit habe er es allerdings erst bis zur Hälfte lesen können, berichtete er. „Aber es ist sehr spannend geschrieben, ohne brutal zu sein“. Und das gefalle ihm wirklich.
Er habe dieses Buch, das die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Rezension als „unangenehm plausibel“ bezeichnete, aus unterschiedlichen Gründen geschrieben, erzählte der Autor. Dazu gehöre natürlich der Rückblick auf die Coronazeit. Die bedürfe dringend einer Aufarbeitung, alleine schon um kommenden Krisen, egal ob Klimawandel, Krieg oder Pandemie, sicherer begegnen zu können.
Fiktion und Realität vermischt
Eines ist dem Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn noch heute sehr wichtig: „In der Pandemie haben wir bei den Maßnahmen zu sehr die sozialen und psychischen Aspekte aus dem Auge verloren –Pandemien sind eben nicht nur Infektionen. Es gibt immer einen gesamtgesellschaftlichen Aspekt, über den wir reden müssen.“ Vor diesem Hintergrund fordert Streeck dazu auf, einen Raum zu schaffen, in dem jede und jeder selbstkritisch Fehler reflektieren könne, ohne direkt als Schuldiger angeprangert zu werden. Eine Forderung, der Pater Albert beipflichtet. Er sähe gerne auch die Kirche in der Verantwortung zu einer Reflektion.
Der Gesprächspartner, der unter anderem für das US-Militär in der virologischen Forschung tätig war, weiß vieles aus seiner beruflichen Tätigkeit zu berichten. Für die Handlung des Buches habe er Fiktion und Realität vermischt: „Das dort beschriebene Virus gibt es noch nicht“, erklärt der Autor. Theoretisch aber sei alles möglich.
Nicht zuletzt will Hendrik Streeck mit seinem Buch Nachwuchs für die Wissenschaft gewinnen. Der sei dringend erforderlich, um den Motor der deutschen Wirtschaft flott zu machen.