"Paulinus"-Leserreise 2023:Ein Stück ins Leben Zyperns eingetaucht
„Superschön, aber angesichts der Fülle auch anstrengend“, so das Fazit einer Teilnehmerin. Ja, die vielen verschiedenartigen Eindrücke müssen noch im Nachhinein verarbeitet werden und können auch in diesem Reisebericht nur in selektiver Nachlese erfolgen.
Von dem Touristik-Unternehmen Lloyd sehr gut vorbereitet, führten die täglichen Busfahrten die Reisegruppe durch die reizvollen Landschaften der drittgrößten Mittelmeerinsel – abwechslungsreich an sanften Hügeln vorbei, teilweise umgeben von bizarren Steilküsten, die einen schönen Kontrast bilden. Die kompetente und sehr gut Deutsch sprechende zypriotische Reisebegleiterin Eleni verstand es ausgezeichnet, wunderbare und aufschlussreiche Einblicke in die Natur, Kultur und Geschichte der Insel zu vermitteln.
Zypern liegt am Schnittpunkt der Kontinente und uralter Handelsrouten. Kein Wunder, dass die Insel zum Spielball unterschiedlicher Herrscher wurde: Osmanen, Briten, Venezianer, Byzantiner, Perser und Phönizier hinterließen alle ihre Spuren.
Gotteshäuser mit zahlreichen Ikonen
Einige Zeugnisse dieser geschichtlichen Vergangenheit konnte die Gruppe besichtigen: so unter anderem eine ausgegrabene und teilweise restaurierte Siedlung aus der Steinzeit (etwa 9000 Jahre vor Christus) oder die sogenannten Königsgräber aus dem 6. bis 2. Jahrhundert vor Christus, die unterirdisch und monumental angelegt waren. Hier wurden Reiche samt Dienerschaft und Pferden bestattet.
Besonders eindrucksvoll präsentierte sich die einst berühmte antike Stadt Courion, die als die herausragende archäologische Fundstätte der Insel gilt. Die original erhaltenen Fußböden einer römischen Villa überraschten durch ihre zahlreichen Mosaiken ebenso wie das direkt am Meer gelegene griechisch-römische Theater. Einige Mitglieder der Gruppe testeten hier durch Sprecheinlagen die einmalige Akustik.
Manche der antiken Fundstücke waren dann später im Archäologischen Museum in Nikosia zu besichtigen. Und natürlich durfte auch ein Foto-Stopp an den sagenumwobenen Felsen nicht fehlen, wo die aus der Mythologie bekannte Göttin Aphrodite (Göttin der Liebe) in der Nähe von Paphos ihren Fuß an Land setzte. Der Aphrodite-Kult war in der Antike weit verbreitet und viele Tempel wurden für sie errichtet.
Der Großteil der Besichtigungen führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den bedeutsamen Klöstern und Kirchen der griechisch-orthodoxen zypriotischen Kirche. Die reich mit biblischen Szenen ausgemalten und mit vielen Ikonen ausgestatteten Gotteshäuser nahmen beim Betreten immer wieder fast buchstäblich den Atem. Vor allem die mit Gold verzierten Ikonen der Ikonostasen im Altarbereich faszinierten stets aufs Neue. Insbesondere beeindruckte das Kyklo-Kloster im Troodos-Gebirge – mit wunderschönen Fresken und Mosaiken versehen. Es ist der bekannteste Wallfahrtsort der Insel. Hier wird auch die legendäre Marien-Ikone aufbewahrt, die der Evangelist Lukas gemalt haben soll.
Auch die äußerlich unscheinbar wirkenden kleineren Kirchen wie die sogenannten Scheunendachkirchen beeindruckten mit wundervollen Ausmalungen und ihrer Schönheit. So begegnete die Gruppe intensiv sehenswerten Zeugnissen gelebten christlichen Glaubens.
Auch gegenwärtig sind das Christentum und das kirchliche Leben den Inselbewohnern wichtig. Von Kirchenferne war nichts zu spüren. Im Gegenteil: Es werden nach wie vor neue Kirchen gebaut. Mehrmals kam die Reisegruppe mit Gottesdienstfeiern – unter anderem eine Tauffeier – in Berührung und konnte die praktizierte Kirchlichkeit auch unter den jungen Inselbewohnern wahrnehmen.
In der orthodoxen Kirche nimmt die Heiligenverehrung einen großen Raum ein. Die vielen Ikonen zeugen davon, vor allem von den Aposteln Paulus und Barnabas, die Zyperns Kirche während ihrer Missionsreise im Jahr 45 nach Christus gründeten. In Paphos konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die sogenannte Paulus-Säule in Augenschein nehmen, an der Paulus gegeißelt worden sein soll. Barnabas gilt als der Nationalheilige der Insel. Dessen Gebeine wurden 400 Jahre später mit einer von ihm eigenhändig verfassten Abschrift des Matthäus-Evangeliums auf seiner Brust aufgefunden.
In Famagusta befindet sich die Grabkapelle mit dem heute allerdings leeren Sarkophag in einer tief gelegenen Kruft, zu der auch die Gruppe Zugang hatte. Auch hier spürte man den Geist des christlichen Ursprungs der Insel in besonderer Weise.
Herausragende Verehrung erfährt auch Lazarus, der nach seiner Auferweckung von den Toten (Joh 11) 30 Jahre lang als Bischof in Larnaka gewirkt haben soll. Ein Besuch der St.-Lazarus-Kirche gehörte so auch zum Pflichtprogramm der Reise.
Die heilige Helena brachte Reliquien und Katzen
Aber auch die heilige Helena – in Trier als die Mutter Konstantins bekannt – hat in Zypern Spuren hinterlassen. Auf der Rückkehr ihrer Pilgerreise von Israel soll sie in Zypern gestrandet sein. Einige Klostergründungen werden ihr zugesprochen. Auch habe sie der Insel Reliquien des von ihr aufgefundenen Kreuzes überlassen, die heute dort verehrt werden.
Der Legende nach geht auch die Einfuhr von Katzen auf Helena zurück, die sie aus dem Orient mitgebracht habe. Überall auf der Insel genießen Katzen gleichsam einen besonderen „Status“, was auch im Hotel zu beobachten war.
Mit gemischten Gefühlen bereiste die Gruppe am Ende ihres Aufenthaltes den Nordteil Zyperns, der aufgrund der gewaltsamen Teilung der Insel 1974 in türkischen Besitz genommen wurde. An der Demarkationslinie vorbeifahrend sahen die Teilnehmenden die verlassenen und unbewohnten Dörfer in Sichtweite von militärischen Grenzposten. Nach strenger Passkontrolle durfte die Gruppe dann die Grenze überqueren, wobei dem Bus eine türkische Begleitperson zugeordnet wurde.
Zunächst ging es in die Küstenstadt Famagusta, in der ganz augenfällig christliche Vergangenheit und muslimische Gegenwart aufeinander treffen. Dies war zum Beispiel deutlich an der im 14. Jahrhundert erbauten ehemaligen Nikolauskathedrale zu erkennen: Sie ist heute in eine Moschee umgewandelt und ihrer einst prachtvollen Skulpturen und Glasfenster beraubt. Auch das ehemalige Barnabas-Kloster, das die Gruppe zuvor besuchte und das aus dem 10. Jahrhundert stammt, ist mittlerweile zu einem archäologischen Museum umgestaltet.
Auffallend sind die vielen Moscheen, die im Nordteil gebaut werden. Der anschließende Abstecher in die ehemals berühmte antike Metropole Salamis führte zu dem ausgegrabenen mächtigen Theater und dem Stadion, das in der Blütezeit von vier Säulenhallen umgeben war. Noch längst sind nicht alle Überreste des im 4. Jahrhundert vor Christus wichtigen politischen und kulturellen Zentrums der hellenistischen Welt ausgegraben. In Salamis soll Barnabas den Märtyrertod erlitten haben.
Die Teilung der Insel noch nicht überwunden
Die Teilung der Insel 1974 ist nach dem Eindruck der Reisenden von den Bewohnern des griechischen Teils noch nicht überwunden. Dies war unter anderem beim Besuch der Grabstätte des ehemaligen Erzbischofs und Staatspräsidenten Makarios spürbar, der damals die Teilung verhindern wollte. Er genießt nach wie vor eine große Verehrung.
Mit einem großen Gefühl der Dankbarkeit nahm die Gruppe von der Insel Abschied. Die Teilnehmenden an der Leserreise durften in der knappen Zeit wirklich ein Stück in die Geschichte und das Leben Zyperns eintauchen und fühlten sich durch die vielen überwiegend wunderbaren Erlebnisse reich beschenkt.
Das „gold-grüne Blatt“ war stets neu in den vielfältigen Begegnungen mit der Insel erlebbar und erfreute die Gruppe. Die Eindrücke sind anschaulich durch die vielen Fotos von „Paulinus“-Reisebegleiter Berthold Werner dokumentiert. Eine kleine Auswahl sehen Sie auf dieser Seite. Ergänzend dazu überraschte eine Teilnehmerin die Gruppe mit einem von griechischer Musik untermalten Video.
Zum Gelingen der Reise trug aber auch das gute Miteinander unter den Teilnehmenden bei. Das Gespür füreinander und die Rücksichtnahme aufeinander beförderten eine positive Atmosphäre. Das Wohlbefinden hing ebenso mit dem ausgezeichneten Hotel „Mediterranean Beach“ in Limassol zusammen – direkt am Meer gelegen, das einige aus der Gruppe nach den anstrengenden Tagesausflügen gerne nutzten, um sich auch angesichts der großen Hitze (stets über 30 Grad) zu erfrischen.
Und nicht zuletzt wurden die täglichen spirituellen Impulse positiv aufgenommen. Am Sonntag feierte die Gruppe in Larnaka im wahrsten Sinn des Wortes Eucharistie mit Lob und Dank an Gott: „Lobt den Herrn, all seine Werke, an jedem Ort seiner Herrschaft“ (Ps 103, 22)