Samstagabendgespräch/Theologisches Quartett:Dynamik jetzt in Gang halten
Wittlich/Trier. Als theologischer Berater hat Prof. Söding den Prozess der Weltsynode bei den Generalversammlungen in Rom begleitet. Und als Präsidiumsmitglied des Synodalen Wegs kennt er die Entwicklung in Deutschland. Wie beide aufeinander wirken, was sie unterscheidet und welche Fortschritte er sieht, hat er in den Vorträgen geschildert.
Nach den Weltbischofssynoden zu den Themen Familien und Jugend habe Papst Franziskus die Synodalität zu einem eigenständigen weltkirchlichen Thema gemacht. Dabei habe er „nicht weniger als die Verfassungsfrage in der katholischen Kirche gestellt“, resümiert Söding das Bemühen des Papstes, die bischöfliche Hierarchie aufzubrechen.
Da kippt gerade etwas.
Professor Thomas Söding
Es gehe dabei um die Überwindung von Klerikalismus, die Rechte von Frauen und die Frage, wie die katholische Kirche zusammenbleiben könne. In Deutschland dagegen seien Machtmissbrauch und die Frage der systemischen Ursachen sexualisierter Gewalt zum Auslöser des Synodalen Wegs geworden und hätten die Themen bestimmt.
Als gemeinsame Problemfelder bei allen synodalen Prozessen sieht Söding die mangelnde Partizipation des Kirchenvolkes, den übersteigerten Klerikalismus, die fehlenden Frauenrechte und die negativen Folgen der Sexuallehre. Überall werde nach verbindenden Antworten gesucht, gehe es um praktisch umsetzbare Synodalität.
Die Weltsynode bestärke dabei den Synodalen Weg in Deutschland, befindet der Neutestamentler. Von ihr gehe eine Fülle von Impulsen aus für mehr Partizipation, Dezentralisierung und Gleichberechtigung – aber leider auch Rückschläge. So würden im weltweiten Prozess Themen ausgeklammert wie die systemischen Ursachen von Missbrauch, die Diversität geschlechtlicher Identitäten und der Diakonat der Frau. Dies sei „der spannendste Punkt auf Weltebene“ findet der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.
„Es kippt etwas“ zugunsten von Veränderungen
Nachdem das römische Glaubensdikasterium noch am Beginn der Versammlung die Zeit für einen Frauendiakonat als „nicht reif“ bezeichnet habe, spreche das Schlussdokument nun von einer „offenen Frage“ – „ein riesiger Erfolg der Synode“. „Da kippt gerade etwas“ zugunsten von Veränderungen, befindet der Theologe und hofft, „dass wir diese Dynamik in Gang halten“.
Es wird nie wieder eine Bischofssynode nur mit Bischöfen geben.
Professor Thomas Söding
Auch die Dezentralisierung und die Partizipationsrechte des Kirchenvolkes seien im Verlauf der Weltsynode immer konkreter geworden. Partizipative Gremien, wie längst in Deutschland üblich, seien nun weltkirchliche Pflicht. „Es wird nie wieder eine Bischofssynode nur mit Bischöfen geben“, ist sich Söding sicher. Er habe schon viermal an einer „Bischofssynode Plus“, also mit Laien, teilgenommen. Nach der bisher letzten gebe es statt bloßer Vorschläge „Erklärungen und Aufforderungen, die jetzt in die Tat umgesetzt werden müssen“, etwa durch kirchenrechtliche Neuordnungen.
Für die deutsche katholische Kirche sei der Synodale Ausschuss das richtige Instrument, um mit der Weltsynode und Rom die Synodalität zu festigen. Es brauche „das Hören auf Impulse aus der Weltkirche und die Suche nach starken Bündnispartnern“.