Weltsynode:Der Papst wirbt fürs Zuhören
Papst Franziskus hat seine Kirche zum Auftakt der Welt-Bischofssynode in Rom zur Offenheit und Zugewandtheit aufgerufen. Er erinnerte daran, dass die zentrale Versammlung im Vatikan mit rund 450 Teilnehmenden kein polarisiertes Parlament sei. Immer wieder rückte er in seinen Ansprachen Jesus und den Heiligen Geist in den Mittelpunkt.
Eine Kirche, die den Weg zum Glauben öffnet
Mit einem feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz leitete Franziskus am 4. Oktober die Arbeitsphase der Bischofssynode ein. In seiner Predigt sprach er sich für eine Kirche aus, „die mit Barmherzigkeit auf die Menschheit schaut“. Er sprach von einer geeinten und geschwisterlichen Kirche, die zuhöre, in den Dialog trete, ermutige, helfe, aufrüttele und Wege zum Glauben eröffne.
Bei der knapp vierwöchigen Versammlung gehe es nicht um Strategien und ideologische Kämpfe, betonte der Papst. Die Synode sei kein Parlament und verfolge keinen Reformplan. Stattdessen müsse der einladende Blick Jesu im Mittelpunkt stehen. Konkreten Reformen erteilte Franziskus damit eine Absage. Das ist nicht neu. Anspruch an den Prozess war nie eine inhaltliche Veränderung der katholischen Lehre. Vielmehr soll die globale Kirche den soften Weg des Papstes einschlagen: eine andere Art des Umgangs – unter Kirchenmitgliedern und mit anderen, eine einladende Kirche mit Einzelfallentscheidungen nach intensivem Abwägen, keine strikten, starr auszulegenden Regeln. Kurz: Barmherziger sollen die Institution und ihre Mitarbeitenden werden.
Am Nachmittag kamen die Synodenteilnehmenden zu ihrer ersten Generalversammlung in der zur Synodenaula umgebauten Audienzhalle im Vatikan zusammen. In seinem Grußwort warb der Papst dafür, das Besondere dieses weltweiten Beratungsvorgangs in der Kirche zu respektieren. „Es ist eine Pause des Zuhörens“, sagte Franziskus. Eindringlich warnte er die Anwesenden vor Geschwätz und leeren Worten.
Verschwiegenheit auch nach Ende der Synode
An Medienschaffende gewandt sagte er, bei der Versammlung sei eine „gewisse Enthaltsamkeit des öffentlichen Wortes“ erforderlich, auch wenn dies für Journalisten schwer zu akzeptieren sei. Zeitgleich wurde die Geschäftsordnung der Bischofssynode bekannt. Demnach gilt für die Teilnehmenden Verschwiegenheit über Redebeiträge, auch nach Ende der Synode. So solle allen ermöglicht werden, die eigenen Gedanken frei zu äußern, heißt es in dem Dokument. Zudem sei die Ernsthaftigkeit der gemeinsamen Entscheidungsfindung zu sichern.
Die ersten Wortbeiträge im Plenum wurden dennoch wie angekündigt als Live-Stream übertragen. Der Organisator der Synode, Kardinal Mario Grech, sagte, die Kirche befinde sich „an einem Scheideweg“. Die dringende Herausforderung liege in der Frage, „wie die Kirche in diesem historischen Augenblick Zeichen und Werkzeug der Liebe Gottes für jeden Menschen werden kann“.
Inhalte-Koordinator Jean-Claude Hollerich sprach über Spannungen in der Kirche. Dabei sei es nicht wichtig, ob man der Gruppe der sogenannten Progressiven oder Konservativen angehöre, so der Kardinal. Wichtig sei, gemeinsam mit Jesus auf dem Weg zu sein.
Bis zum 29. Oktober beraten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Bischofssynode über neue Formen der Beratung und der Mitbestimmung in der Kirche. Dabei geht es auch um Hierarchien, eine Aufwertung von Frauen und den Platz für Angehörige sexueller Minderheiten. Erstmals dürfen bei einer Bischofssynode zahlreiche Nicht-Bischöfe über Beratungsergebnisse mitabstimmen, darunter auch Frauen.