Ausstellung:Der Missionar mit dem Bär
In allen Farben knallen die Raketen auf der Leinwand. Es gibt ein Jubiläum zu feiern: 2024 ist es 1300 Jahre her, dass das Bistum Freising gegründet wurde. Gleich zu Beginn der Bayerischen Landesausstellung ist jener Mann als Skulptur und in Gemälden zu sehen, dem alles zu verdanken ist – der heilige, aus Frankreich stammende Korbinian. Einsiedler in Südtirol hatte er werden wollen, doch Gefolgsleute des bayerischen Herzogssohns Grimoald nötigten ihn 724, auf den heutigen Domberg zu kommen. Dort wird vom 7. Mai bis 3. November im Diözesanmuseum Korbinians und die Geschichte Bayerns im Mittelalter erzählt.
Als Ausgangspunkte für jedes Kapitel dienen jene Fresken aus dem nur wenige Meter vom Museum entfernten Mariendom, in denen die Gebrüder Asam Korbinians Leben nacherzählen. In der Ausstellung werden zudem Kreuze, Dokumente und Reliquien präsentiert. Vor allem aber taucht immer wieder ein Bär auf, der den heiligen Korbinian auf den meisten Darstellungen begleitet.
Korbiniansbär auch im Wappen von Benedikt XVI.
Der Legende zufolge soll der fromme Mann auf dem Weg nach Rom gewesen sein, als ein Bär sein Packtier tötete. Das Raubtier trug daraufhin als Wiedergutmachung das Gepäck über die Alpen. Der Korbiniansbär fand auch Einzug ins Wappen von Benedikt XVI., der zuvor Erzbischof von München und Freising war und schon als Kind eine Vorliebe für Teddys hatte. Kaum war er Papst geworden, tauchte in den Wäldern Bayerns ein gewisser „Bruno“ auf. „JJ1“ wurde jedoch zum „Problembären“ und im Juni 2006 in der Bergwelt oberhalb des Spitzingsees erschossen.
Die Beziehung Mensch–Tier wird auch in einer der drei Medienstationen thematisiert, die in einem Bärenmodell eingebaut sind. Im Kurzfilm schieben Tatzen immer wieder Zweige auseinander und eröffnen den Blick auf eine Situation. Mit feiner Ironie wird diese vom bekannten „Quer“-Moderator Christoph Süß kommentiert.
Was aber glauben die Bayern? Geht es nach den Geschichtsbüchern, war es der heilige Bonifaz, der den Deutschen das Christentum brachte. Der wäre heute ein guter Politiker, findet der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Richard Loibl. Der „Apostel der Deutschen“ kassierte den Ruhm, während vor ihm andere schon längst die Arbeit getan und Bistümer gegründet hatten. Dazu gehörten etwa Erhard und Emmeram in Regensburg sowie Rupertus in Salzburg. Ihnen ist ein eigener Raum gewidmet.
Wie so ein Missionar im 7. Jahrhundert ausgesehen haben mag, der den Bayern den rechten Glauben vermittelte, wurde über Grabbeigaben und Kleidungsreste rekonstruiert: Heraus kam ein freundlich lächelnder Mann mit Beatles-Frisur, der ein Gewand aus Naturfasern mit Pelzkragen trägt. In der einen Hand einen hölzernen Bischofsstab, in der anderen seine in Leder eingeschlagenen Dokumente, die an die Aktentasche des Bundeskanzlers erinnern. In den Schaukästen sind derweil Münzen, eine Fibel in Form eines Fisches und allerlei Krimskrams aus der Bajuwarenzeit zu bewundern, die dieser Tage auch an den als Trachtenschmuck beliebten Charivaris hängen könnten.
Im 8. Jahrhundert fing Bayern an aufzublühen
Unter dem Agilolfinger Herzog Tassilo (748–788) fing Bayern an aufzublühen. An dessen Hof entstand sogar ein eigener Kunststil. Als herausragendes Werk gilt der vom Herrscherpaar gestiftete Tassilo-Liutpirc-Kelch, der – aus dem Stift Kremsmünster entliehen – nach 1000 Jahren erstmals wieder im Freistaat zu sehen ist.
Ein mächtiges Königreich der Bajuwaren hätte damals entstehen können. Doch Frankenkönig Karl wusste dies zu verhindern. „Der Große“, heißt er. Loibl will ihn so nicht nennen, habe der spätere Kaiser doch viele Menschenleben auf dem Gewissen. Die Ausstellung endet mit einem Film. In einem fiktiven Schauprozess stehen sich die beiden Herrscher, durch ihre Anwälte vertreten, gegenüber. Dabei wird deutlich: Karl hatte mit seiner Militärmacht schlicht die „schlagenderen“ Argumente.