Zum Inhalt springen

Trauerbegleitung :Der Friedhof als Dialogort

„Friedhofscafé: Für die Menschen da“ – unter diesem Titel hat in Neunkirchen auf dem Zentralfriedhof eine Infoveranstaltung rund um die Themen Sterben, Tod und Trauer stattgefunden.
Für das Friedhofscafé haben sich einige Kooperationspartner auf dem Neunkircher Zentralfriedhof zusammengefunden.
Datum:
23. Okt. 2024
Von:
Sarah Schött

Neunkirchen. Veranstaltet wurde der Nachmittag vom Pastoralen Raum Neunkirchen in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB), dem Ambulanten Hospiz St. Josef Neunkirchen, dem Team der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung Neunkirchen/St. Wendel, Pusteblume Trauerbegleitung e. V. und der Pfarrei St. Josef-St. Johannes Neunkirchen.

Miteinander ins Gespräch kommen

Die Grundinitiative, so Klaus Becker (51), Bildungsreferent bei der KEB, sei in der Fachkonferenz Trauer entstanden. „Wir wollten schauen, wie wir das Thema offen gestalten und Hürden im Hinblick auf die Thematik ,Tod und Trauer‘ abbauen können“, erläutert Becker die Idee, bei der es auch darum geht, dass Menschen – egal ob sie gerade trauern oder nicht – miteinander ins Gespräch kommen.

Wichtig ist daneben aber auch, Menschen in Kontakt mit Ansprechpersonen zu bringen. „Wir sind hier wirklich gut aufgestellt, was Trauerbegleitung angeht. Da lege ich als Dekan großen Wert drauf“, so Clemens Kiefer (61). Nach der Beerdigung fallen die Trauernden nicht selten in ein Loch, weiß er aus Erfahrung. „Daher ist es wichtig, viel mehr auf diesen Punkt zu schauen. Wir müssen als Kirche die Menschen in ihren Nöten ernstnehmen.“

Die Stadt unterstützt die Friedhofscafé-Initiative. Für Bürgermeisterin Lisa Hensler (37) sind Friedhöfe auch Orte des Dialogs. „Auf dem Weg dahin, Tod und Trauer zu enttabuisieren, finde ich es wichtig, dass man einen Raum schafft, wo man sich unterhalten und vielleicht sogar das gemeinsame Schicksal teilen kann“, erklärt die Politikerin. 

Der Neunkircher Zentralfriedhof mit seinen 18 000 Gräbern ist dafür sicherlich ein gut geeigneter Ort. Seit den 1960er-Jahren werden dort Menschen bestattet, 15 bis 20 Beerdigungen finden pro Woche statt.

Seit der Erstbelegung hat sich natürlich einiges verändert. Welche Bestattungsmethoden es gibt, hat Andreas Bies (63), Leiter des Neunkircher Friedhofamtes, vorgestellt. So finden auf dem Zentralfriedhof neben den gängigen Urnen- und Erdbestattungen etwa auch anonyme Urnenbestattungen statt. Es existiert ein Gräberfeld für Sternenkinder – Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind – sowie seit Kurzem auch die Möglichkeit von Baumgräbern. „Bei den Baumbestattungen haben die Angehörigen keine Pflege zu leisten. Ich denke, das ist in der heutigen Zeit etwas, worauf die Menschen achten und warum der Zuspruch dort so hoch ist“, meint Friedhofsmeister Stefan Limbach (59). Das Bestattungskonzept trifft auch auf den Zuspruch der Teilnehmenden an der Führung. „Ich finde es klasse, dass das hier angeboten wird. Als Konkurrenz zum Friedwald ist es eine gute Sache, dass wir diese Möglichkeit jetzt auf dem Friedhof haben“, meint etwa eine Teilnehmerin.

Schon zu Lebzeiten über den Tod nachdenken

Wichtig sei, so erklärt Amtsleiter Bies, sich im Optimalfall schon zu Lebzeiten Gedanken über den Tod zu machen. „Im Todesfall müssen die Angehörigen innerhalb kurzer Zeit Dinge entscheiden – aber kurz nach einem Todesfall hat man anderes im Kopf, als sich eine Grabart zu überlegen.“ Am besten sei es daher, sich rechtzeitig mit den Angehörigen zusammenzusetzen und klar zu kommunizieren, welche Wünsche man hinsichtlich der eigenen Beisetzung habe.

Auch wenn am Tag des Friedhofscafés aufgrund der großen Hitze vor allem Kooperationspartner an der Führung teilgenommen haben, so waren auch für sie Anregungen dabei. Für Pastoralreferentin Martina Paulus (61) etwa lieferte die Führung wichtige Hintergrundinformationen über die verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten, die sie nun in ihrer Arbeit als Krankenhausseelsorgerin im Marienhaus Klinikum Neunkirchen weitergeben kann.

Die Idee eines Friedhofscafés unterstützt sie und kann sich durchaus vorstellen, dass solche Veranstaltungen regelmäßiger stattfinden. „Durch die Erfahrung im Krankenhaus bin ich überzeugt: Kirche kann nur so funktionieren, dass man in schwierigen Situationen Gesprächsangebote macht.“ Dabei gehe es besonders darum, gezielt auf die Menschen zuzugehen. „Und ich glaube, der Friedhof ist ein guter Ort, um mit Menschen in Kontakt zu kommen und sich anzubieten.“