Zeugnisübergabe:Danke gesagt mit einer Rose
Trier. Bernhard Jocher und Katharina Moik leiten Abteilungen beim Caritasverband Trier: Moik ist tätig als „Einrichtungsleitung Migrationsdienst“, zu der auch der Jugendmigrationsdienst (JMD) gehört. Ihr Kollege Jocher verantwortet den Fachbereich „Beratung, Hilfe, Migration“. Gemeinsam arbeiten sie daran, Jugendlichen eine Perspektive in Deutschland zu verschaffen.
Die Anfänge reichen ins Jahr 1992 zurück: Damals bot der JMD noch ohne Kooperationspartner Deutschkurse für junge Flüchtlinge an. Da die Zahl der Flüchtlinge im Laufe der Zeit zu groß wurde, kam das Land Rheinland-Pfalz mit ins Boot und übernahm über die Volkshochschule (VHS) die Sprachkurse. Das gab dem JMD die Möglichkeit, den Fokus auf Freizeitmaßnahmen zu richten. „Denn erst die Kombination von Schule und Freizeit führt zum gewünschten Ergebnis“, ist Bernhard Jocher überzeugt.
Die Reaktion der Jugendlichen am Morgen der Zeugnisübergabe bestätigt diese Ansicht: Es ist ein freundschaftlicher, kameradschaftlicher Umgang untereinander. Und noch etwas fällt auf: Obwohl sie mit sieben unterschiedlichen Sprachen aufgewachsen sind, sprechen alle Deutsch. Dass das noch einige Mühe bereitet, ist hörbar. Aber guter Wille und der feste Vorsatz, der Herausforderung zu begegnen, sind spürbar.
Ohne JMD hätten junge Leute großen Leerlauf
„Seit dem 1. Januar sind über 400 Jugendliche neu in den Verantwortungsbereich des JMD gekommen“, erläutert Katharina Moik. Viele werden noch folgen. Die Beratungstätigkeit sei unterschiedlich: „Mindestens die Hälfte braucht eine intensive Unterstützung“, sagt die Einrichtungsleiterin. Fragen und Anliegen der jungen Menschen seien vielfältig.
Gäbe es den Jugendmigrationsdienst nicht, hätten die Jugendlichen große und viele Leerlaufzeiten, ist Jocher sicher. Das deutsche System sei teils kompliziert und spröde. Da brauche es Menschen, die bereit seien, die Jugendlichen zu begleiten. Denn sonst komme es bei den jungen Leuten „zu einer Verschwendung von Kraft, Mut und gutem Willen“, etwas erreichen zu wollen.
Wie schwierig der Weg ist, verdeutlicht Moik am Beispiel eines jungen Mannes, der kürzlich aus der Ukraine nach Deutschland kam: Zuhause hatte er die elfte Klasse erfolgreich abgeschlossen. In Deutschland sollte er nicht zuletzt aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse zurück in die neunte Klasse. Der JMD intervenierte, und der junge Mann besuchte ein Jahr lang einen Deutschkurs, den er mit dem gewünschten Ergebnis abschloss. Nun wurde sein Zeugnis aus der Ukraine anerkannt. Darauf konnte er aufbauen und an seiner Zukunft arbeiten.
Enorme Hemmnisse, um tätig werden zu können
Für Jocher ist das kein Einzelfall. Er berichtet von einer Krankenschwester, die aus Afrika nach Deutschland kam. Enorme bürokratische Hemmnisse habe die Frau bewältigen müssen, um hier beruflich tätig werden zu können. „Der Fachkräftemangel ist allen bekannt. Trotzdem gibt es in der Gesellschaft eine starke Abwehrhaltung gegenüber Menschen, die das Problem lösen könnten.“
Zurück zum Sprachkurs: Ein Teilnehmer dankt im Namen aller für das Engagement. Sie wollten etwas zurückgeben. So überreicht er im Namen der Gruppe Rosen an die Dozenten und Offiziellen.