Paulinus - Wochenzeitung im Bistum Trier

Paulinus - Kopfbereich:

Paulinus - Inhalt:
Paulinus - Hauptinhalt:
Wenn Jugendliche Rat suchen

Foto: Imago
Wenn Jugendliche sich unverstanden, ausgegrenzt und allein fühlen, kann es hilfreich sein, in der Lebensberatung darüber zu reden.

Wenn Jugendliche Rat suchen

Von: Tanja Herz | 12. März 2017
„Was will ich eigentlich? Und was kann ich dafür tun?“ Die „Paulinus“-Lebensberatung beschäftigt sich dieses Mal mit der Beratung von jugendlichen Ratsuchenden.

Neben Erwachsenen und Kindern finden sich auch immer mehr Jugendliche im Wartezimmer der Beratungsstelle. In den Erstgesprächen zeigt sich ein weites Spektrum der Eigenmotivation: Einige der Jugendlichen haben bereits schon einmal als Kinder Kontakt zur Lebensberatung gehabt und sich dort verstanden und unterstützt gefühlt. Sie wollen diese hilfreiche Erfahrung wiederholt nutzen und gestalten. Andere nutzen bereits die Online-Beratung und haben sich entschlossen, die Beratungsform zu wechseln oder zu erweitern. Aber auch ohne einen solchen Hintergrund haben andere Jugendliche eigenständig die Idee, dass sie Hilfe brauchen könnten. Viele tun ihren Eltern den Gefallen, „sich das mal anzu-gucken, weil es ja ein Problem gibt“, und wirkten daher eher fremd- als eigenmotiviert.

Den Mut zur Anwesenheit würdigen

Für die Beraterinnen und Berater gilt es hier besonders, den Mut zur Anwesenheit zu würdigen, um einen vertrauensvollen Kontakt einzuleiten. In diesem Kontext haben auch die Erläuterungen zur Schweigepflicht einen wichtigen Stellenwert. So wird vereinbart, dass die Anliegen der jugendlichen Ratsuchenden nur in Rücksprache mit ihnen an Dritte, wie die Eltern, weitergegeben werden. Zwar ist dieses Verhalten für die Berater selbstverständlich, oft aber eher ungewohnt für ihr jugendliches Gegenüber.

Auf der einen Seite werden die Ratsuchenden in ihrer oft gewünschten Abgrenzung zu den Eltern ernst genommen. Auf der anderen Seite erhalten sie die Verantwortung, mit Unterstützung der Beraterinnen, zu erarbeiten, welche Meinungen und Wünsche sie zum Beispiel ihren Eltern offen machen sollten, um ihren Beratungszielen näher zu kommen.
Bevor jedoch die Jugendlichen Entscheidungen treffen können, was genau von ihnen an Eltern oder Lehrer herangetragen werden könnte, ist es erst mal wichtig für sie, ihre Anliegen und Sichtweisen für sich selbst zu benennen und zu verstehen.

Zum Beispiel: „Ich will, dass mein Vater meine Freundinnen akzeptiert“, „Ich wünsche mir, dass ich keine Panik mehr bekomme, wenn der Lehrer mich drannimmt“, „Meine Mutter soll mich in Ruhe lassen, sie nervt!“ Allgemein werden von jungen Menschen oft Stress in der Schule, Liebe und Liebeskummer, (Berufs-) Orientierung und Konflikte mit den Eltern als Themen benannt. Gesucht werden auch Bewältigungsstrategien für Gewalterfahrungen, selbstverletzendes Verhalten und (übermäßigen) Konsum von Medien, Alkohol.

Diese für die Lebensphase Pubertät typischen Anliegen fordern die jungen Menschen in ihrer Verantwortung für das Ich, ihre Ziele im Blick zu behalten und in ihrer Verantwortung für das Wir in der Auseinandersetzung mit Eltern, Lehrern und/oder Gleichaltrigen. Die Gestaltung der Balance zwischen diesen beiden Herausforderungen wird den Jugendlichen von den Beraterinnen und Beratern verdeutlicht, auch mit Blick über den „Tellerrand hinaus“.

Denn neben der Loslösung von den Eltern, der Erprobung und Gestaltung von Partnerschaft und der Absolvierung von Schule/ Ausbildung beinhaltet die Lebensphase Jugend auch die Entwicklungsaufgabe, ein verantwortliches Mitglied in unserer Gesellschaft zu werden. Dies bedeutet, mich selbst und andere Menschen wahrzunehmen und für mein Handeln mit Blick auf mich und andere Verantwortung zu übernehmen. Konkret heißt dies in den Beratungsprozessen mit den jungen Menschen zum einen, mit ihnen ihre Ziele zu bestimmen, zum anderen aber auch mit ihnen zu erarbeiten, was sie dafür tun können, um sie zu erreichen.

Ein Beispiel: Bei dem Anliegen „Ich will, dass mein Vater meine Freundinnen akzeptiert“ war die Aufgabe der jugendlichen Ratsuchenden, zunächst zu überprüfen, ob ihre Empfindung, dass der Vater die Freundinnen ablehnt, auch der Realität entspricht. In der Beratung konkret geplant, gelang es ihr so, dem Vater ihre Sorge mitzuteilen, gekoppelt mit dem Wunsch, dass sich das gegebenenfalls verändere. Selbstverständlich ist dieser Schritt auch in der Beratung mit erwachsenen Klienten vorstellbar und wünschenswert.

Jedoch ist die Hürde für Jugendliche, ein Gespräch zu führen, indem sie authentisch ihre Gefühle und Wünsche schildern, um einiges höher. Ihnen fehlt es schlicht an Erfahrung und daraus resultierender Sicherheit. Zudem erleben sie im Kontakt mit Erwachsenen ein Machtgefälle, da diese eben über einen Erfahrungsvorsprung verfügen und/oder für sie Sorge tragen, auch wenn der diesbezügliche Umfang sich vom Kindes- zum Jugendalter reduziert hat.

Es geht um Vertrauen und Selbstverständnis

Somit kommt der Erfahrung der Selbstwirksamkeit eine erhöhte Bedeutung zu: Die junge Klientin konnte erleben, dass ihr Mut und ihre Zumutung, das Gespräch mit dem Vater zu suchen, eine Wirkung für ihr Ich und ihr gemeinsames Wir zeigte. Ihre Vorstellung, dass der Vater die Freundinnen ablehnte, stand im Zusammenhang mit ihrem Handeln, da sie stets mit ihrem Besuch schnell auf dem Zimmer verschwand.

Die Sorge des Vaters, zu stören, führte bei ihm zur Reaktion, nichts zu dem jugendlichen Besuch zu sagen, was seine Tochter mit Ablehnung übersetzte. Eigentlich eine „ganz einfache Geschichte“, wenn im Wir genügend Vertrauen und Selbstverständnis gegeben ist, miteinander zu reden. Der Schritt der Tochter auf den Vater zu war für eben diese „Selbstverständlichkeit“ ein wichtiger Impuls.

Das daraus resultierende Erfahrungswissen ist wertvoll und hilfreich für das Ich in jeder Lebensphase und es gilt, dies achtsam für und mit Jugendlichen im Fokus zu haben, so dass sie von sich sagen können: „Ich kann nicht alles, ich kann nicht gar nichts, aber ich kann was!“

  • Unsere Autorin
    Unsere Autorin Tanja Herz ist Diplom-Sozialpädagogin und arbeitet in der Lebensberatungsstelle Saarburg.
  • Info
    Insgesamt gibt es – von Ahrweiler bis Wittlich – 20 Lebensberatungsstellen des Bistums Trier, an die sich jede und jeder Ratsuchende wenden kann. Der zuständige Arbeitsbereich im Generalvikariat wird geleitet von Dr. Andreas Zimmer. Kontaktadresse: Lebensberatung im Bistum Trier, Bischöfliches Generalvikariat, Mustorstraße 2, 54290 Trier, Telefon (06 51) 71 05-2 79, E-Mail beratung@bgv-trier.de, Internet www.lebensberatung.info.

    Über 70 weitere Artikel sind unter www.paulinus.de in der Rubrik „Lebensberatung im Paulinus“ zu finden.



Paulinus - Marginalinhalt:

Im Blickpunkt

„Paulinus“-Leserreise 2024

Die nächste „Paulinus“-Leserreise führt vom 28. September bis 5. Oktober nach Kroatien. Die dalmatinische Küste Kroatiens zählt zu einer der malerischsten Europas. Unzählige vorgelagerte Inseln, herrlich verträumte Buchten, ein kristallklares Meer sowie die einzigartigen Städte Dubrovnik, Split und Trogir (deren Altstädte stehen unter dem Schutz der Unesco) werden Sie verzaubern.


Lebensberatung im Paulinus

An dieser Stelle beantworten regelmäßig Lebensberaterinnen und -berater aus den Einrichtungen des Bistums Trier Fragen zu verschiedenen „Problemfeldern“ des Lebens, zum Beispiel aus den Bereichen Erziehung, Ehe oder Familie. Wenn Sie zu einem Problem Beratung oder Antworten suchen, können Sie sich entweder an die „Paulinus“-Redaktion, Postfach 3130, 54221 Trier, oder direkt an die Lebensberatungsstellen im Bistum Trier wenden. Viele Paulinus-Beiträge aus der Praxis der Lebensberater finden Sie im Paulinus-Archiv/Lebensberatung.


Einfach Leben

Ein eigenes Haus, ein Auto, regelmäßiger Urlaub, Fernreisen, ein möglichst gut gefülltes Bankkonto. So sah lange Zeit der Traum vom Wohlstand aus. Doch immer mehr setzt sich heute die Erkenntnis durch: „Viel haben“ heißt noch nicht „gut leben“, und „weniger ist vielleicht mehr“. In Zusammenarbeit mit Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum beleuchten wir das Thema in einer lockeren Serie und stellen Menschen vor, die für Veränderung eintreten oder anders leben.


Synode im Bistum Trier

Die Synode wurde am 29. Juni 2012 von Bischof Ackermann ausgerufen. Die Trierer Bistumssynode hat ihr Abschlussdokument „heraus gerufen – Schritte in die Zukunft wagen“ am 30. April 2016 verabschiedet.



Video

  • "Begrüßungsvideo" Heilig-Rock-Tage 2024
    Isabell Krohn und Dario Tumminelli haben das Programm der 24. Ausgabe des Bistumsfestes vorgestellt und laden herzlich dazu ein. Sie stehen unter dem Leitwort "Mit Dir!" und halten ein umfangreiches geistliches und kulturelles Programm bereit (Video: Sarah Schött).
  • Madonnenausstelung Koblenz
    Der belgische Sammler Alex Poignard hat seinen Madonnen-Schatz dem Landesmuseum Koblenz vermacht. Ein auserlesener Teil seiner riesigen Sammlung wird noch bis 7. April auf der Festung Ehrenbreitstein gezeigt (Video: Constanze Haubrich).
  • Nikolausaktion
    Bereits zum 50. Mal machen sich Studierende der katholischen Theologie in Trier auf den Weg, um als Nikoläuse und Engel Familien und soziale Einrichtungen zu besuchen. Warum ihnen das Nikolausfest wichtig ist und was sie antreibt, bei der Aktion mitzumachen, erzählen Dustin und Francesca im Video (Video: Constanze Haubrich).
  • Engelausstellung Museum am Dom
    Sie gehören – nicht nur – in die Advents- und Weihnachtszeit. Engel sind beliebt bei glaubenden Menschen, aber auch bei denen, die nicht glauben. Das Museum am Dom in Trier widmet den „himmlischen Heerscharen“ seine diesjährige Sonderausstellung bis 28. Januar 2024. Dabei zeigt es, dass die Ursprünge geflügelter Wesen in der Antike zu finden sind (Video: Christine Cüppers).
  • Illuminale Trier
    Am 29. und 30. September hat in Trier das Lichtkunstfestival Illuminale stattgefunden. Unser Video bietet einen kleinen Rückblick auf einen Teil des Lichtspektakels am Dom (Video: Rolf Lorig).
  • Weitere Videos
    Weitere Videos des Paulinus finden sich auf www.youtube.com/PaulinusTrier




Paulinus - Fuss: