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Evo, TIPNIS und die Kirche

Foto: Imago
Uralter Konflikt: Protestmarsch der indigenen Völker gegen die Straße durch den Nationalpark im Jahr 2011.

Evo, TIPNIS und die Kirche

Von: red/KNA/bs | 20. August 2017
In Bolivien ist der Streit über das Naturschutzgebiet TIPNIS wieder aufgeflammt und damit auch die Auseinandersetzung zwischen katholischer Kirche und Staatspräsident.

Es kracht wieder zwischen Boliviens Regierung und der katholischen Kirche. Im Zentrum der Debatte steht diesmal der Umgang mit dem Naturschutzpark „Territorio Indígena y Parque Nacional Isiboro Sécure“, kurz TIPNIS.

Die katholische Kirche sei Komplizin des Drogenhandels und der illegalen Holzmafia, wetterte Boliviens Transport-Vizeminister Galo Bonifaz vor wenigen Tagen Richtung Kirche. Ihr gehörten 834 164 Hektar Fläche im Naturpark, und damit sei sie Eigentümerin von zwei Dritteln des ökologisch wertvollen Gebietes. Obendrein seien in der betreffenden Region jüngst 190 Kilo Kokain sichergestellt worden. Für den Politiker ein Beleg, dass die Kirche ihre Finger im Spiel habe. Die Bischöfe hätten kein moralisches Recht, über die Nutzung von TIPNIS zu entscheiden.

Die massiven Attacken äußerte das Regierungsmitglied des sozialistischen Präsidenten Evo Morales bei einer Pressekonferenz. Anlass war die Kritik der Kirche an einem neuen Gesetz, das die Unantastbarkeit des Nationalparks kippen und den Weg für umstrittene Infrastrukturprojekte freimachen soll. Das Gesetz, das die geplante Straße von Hunari im Hochland bei Cochabamba nach San Igancio de Moxos im amazonischen Tiefland Boliviens ermöglichen soll, war in der ersten Augusthälfte vom Senat verabschiedet worden.

Die Vorwürfe sind Teil eines jahrealten Streits zwischen der Regierung und der Bolivianischen Bischofskonferenz, der nun wegen der Gesetzesnovelle eine Neuauflage erfährt.

Am Tag nach den Angriffen von Vizeminister Bonifaz luden die Bischöfe ihrerseits zu einer Pressekonferenz. Sie zeigten sich perplex. Nach ihrer Aussage ist Bonifaz schlicht und einfach mit den Maßeinheiten durcheinander geraten. Die Kirche verfüge über 843 Hektar Land in dem Gebiet, und das Areal diene zur Ausbildung von Jugendlichen. Ihnen würden dort die Grundlagen von Ackerbau und Viehzucht beigebracht, erklärte Erwin Bazan, Sprecher des Erzbistums Santa Cruz.

Die Bischofskonferenz verwies zudem auf den Besuch von Bildungsminister Roberto Aguilar, der die kirchliche Einrichtung jüngst besucht habe. Der Minister sei derart beeindruckt gewesen, dass er das Modell zur Nachahmung empfohlen habe. Der Verweis auf ein Video vom Besuch des Politikers rundete den Konter ab.

Der politische Konflikt um das Gebiet des Nationalparks ist nicht neu. Der erste indigene Protestmarsch „Für Würde, Boden und Territorium“ habe bereits im August 1990 stattgefunden, heißt es dazu im Interportal „amerika21“.

Der alte Streit: Bewahrung oder Ausbeutung der Natur

Umweltaktivisten und indigene Widerstandsgruppen sehen in den geplanten Infrastrukturprojekten einen Angriff auf die Natur und die Lebensgrundlagen der indigenen Gemeinden. Von einer Autobahn profitierten vor allem Drogenhändler und illegale Holzfäller. Mit dem Vorhaben seien die letzten intakten Waldbestände Boliviens in Gefahr.

Dem hält das Morales-Lager entgegen, die Straße ermögliche Wirtschaftsaufschwung und bessere Vernetzung. Laut „amerika21“ hatte die Regierung Morales noch 2011 ein Gesetz erlassen, dass den Naturpark für unantastbar erklärte und damit jegliche Baumaßnahmen verbot. Diese Regelung werde durch das neue Gesetz nun aufgehoben.

Die Kirche rief nun zu einer verantwortungsvollen Debatte über den Umgang mit dem Nationalpark auf. Jose Rivera, Sprecher der Bischofskonferenz, empfahl, in der Debatte einen kühlen Kopf zu bewahren. Eine vernünftige Diskussion müsse frei von Druck oder politisch-ideologischen Interessen sein und sich vielmehr auf die Interessen der betroffenen Gemeinden sowie das Wohl der gesamten Bevölkerung konzentrieren.



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