Foto: Michael Merten
Die Büste des kommunistischen Vordenkers hat vom Garten aus das Karl-Marx-Geburtshaus in Trier immer im Blick.
Erst Jude, dann getauft, später Religionskritiker
Von: Michael Merten | 3. Dezember 2017
Seine Abwertung der Religion als „Opium des Volkes“ wurde geflügeltes Wort. Im Vorfeld des 200. Geburtstags von Karl Marx sind zwei Biografien erschienen, die sich mit seinem Verhältnis zur Religion befassen.
„Der Mensch“, das war für Karl Marx (1818–83) ausgemacht, „macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen“. Mit fester Überzeugung schrieb er in einem 1844 erschienenen Essay „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“, der noch heute vielfach zitiert wird: „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.“
Am 5. Mai 2018 jährt sich der Geburtstag des kommunistischen Vordenkers zum 200. Mal. Zum Jubiläumsjahr sind zwei umfangreiche neue Biografien erschienen, die Leben, Werk und Wirken des bedeutenden Ökonomen des 19. Jahrhunderts beleuchten.
Am 5. Mai 2018 jährt sich der Geburtstag des kommunistischen Vordenkers zum 200. Mal. Zum Jubiläumsjahr sind zwei umfangreiche neue Biografien erschienen, die Leben, Werk und Wirken des bedeutenden Ökonomen des 19. Jahrhunderts beleuchten.
„Marx. Der Unvollendete“
Jürgen Neffe, Marx. Der Unvollendete, 656 Seiten, ISBN 978-3-570-10273-2, C. Bertelsmann-Verlag München 2017, Preis: 28 Euro
Zum einen die 650 Seiten starke Biografie „Marx. Der Unvollendete“, in dem der Naturwissenschaftler und Journalist Jürgen Neffe das Leben eines Flüchtlings und geduldeten Staatenlosen nachzeichnet, der für seine Überzeugungen keine Opfer gescheut habe. „Weder Krankheit, Armut, Ehekrisen noch Familientragödien halten ihn davon ab, beharrlich an seinem Werk zu arbeiten“, schreibt der Autor. Mit seiner Analyse eines entfesselten Wirtschaftssystems habe Marx die globalisierte Welt der Gegenwart bis hin zur Finanzkrise vorausgesagt: „Karl Marx hat unsere Welt besser verstanden als viele andere – er trifft den Nerv unserer Zeit“, schreibt Neffe.
„Karl Marx. Die Biographie“
Gareth Stedman Jones, Karl Marx. Die Biographie, 890 Seiten, ISBN 978-3-10-036610-8, S. Fischer Verlag, Frankfurt 2017, Preis: 32 Euro
Mit fast 900 Seiten noch umfassender ist „Karl Marx. Die Biographie“ des britischen Politikwissenschaftlers Gareth Stedman Jones. „Karl Marx war kein Marxist –zum Marxisten haben ihn andere gemacht“, heißt es darin. Mit im Vergleich zu Neffe viel detaillierteren Schilderungen der jeweiligen Zeitumstände bettet der Autor Marx in die politischen und industriellen Umwälzungen seiner Zeit ein. Er schildert, wie aus dem politischen Journalisten ein Revolutionär und einflussreicher Wissenschaftler wird.
Beide Werke widmen sich in eigenen Kapiteln auch der Frage, wie aus dem Jungen mit jüdisch-christlichem Hintergrund einer der großen Religionskritiker seiner Zeit werden konnte. Die Familie Marx war jüdischen Glaubens gewesen; Karls Onkel Samuel wirkte als Rabbiner in Trier. Doch irgendwann in den 1810er Jahren entschied sich Karls Vater Heinrich, zum evangelischen Glauben des regierenden preußischen Königshauses überzutreten. Auch seine Familie wurde getauft, Marx und seine Geschwister 1824.
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