Foto: KNA
Glockenturmfassade der Propsteikirche Leipzig mit Solarzellen.
„Zeichen stehen an der Wand“
Von: Christoph Arens | 8. Oktober 2017
Mit dem Klimaschutz und der Frage, was die Kirche selber dazu beitragen kann, haben sich die deutschen Bischöfe bei einem Studientag im Rahmen ihrer jüngsten Vollversammlung beschäftigt.
"Die Zeichen stehen an der Wand.“ Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber zitierte am 27. September die Bibel, um die Dramatik der Situation zu beschreiben. Wer den Klimawandel leugne, müsse blind sein, sagte er mit Blick auf die vier zerstörerischen Wirbelstürme der vergangenen sechs Wochen in der Karibik.
Das biblische Bild kam nicht von ungefähr: Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung war prominenter Gast der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda. Als Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Mitautor der Umweltenzyklika von Papst Franziskus betonte er, die Kirche sei ein wichtiger Global Player im Kampf gegen die Erderwärmung.
Der Physiker formulierte zwei Erwartungen an die Kirche: Als politische Kraft könne sie Druck auf die neue Bundesregierung ausüben, um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. „Die technischen Lösungen gibt es bereits“, sagte Schellnhuber. „Es fehlt nur der gesellschaftliche Wille, das auch umzusetzen.“
Zugleich sieht der Wissenschaftler die Kirche aber auch als „spirituellen Faktor“: Sie könne „die Frage, was gutes Leben ausmacht, neu stellen“, sagte er. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ergänzte: Die Richtung laute „gut leben statt viel haben“.
Die Bischöfe sehen sich beim Klimaschutz in der Verantwortung: Bei ihrem Studientag ging es dabei nicht um die großen theologischen Fragen, sondern um ganz praktische Dinge wie die Wärmedämmung kirchlicher Gebäude, die Nutzung von E-Autos und die ökologische Bewirtschaftung von Kirchenland. Der in der Konferenz für Öko-Themen zuständige Freiburger Weihbischof Bernd Uhl nannte die Kirche einen „schlafenden Riesen beim Thema Umweltschutz“.
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte zugleich, die Kirche stehe nicht am Anfang ihres ökologischen Engagements. Als mögliche weitere Schritte nannte er ein nachhaltiges Gebäudemanagement, klimasensible Energiekonzepte und die Prüfung einer CO2-Kompensation für Flugreisen bis hin zu den „kleinen alltäglichen Dingen“, wie, wo und was gekauft wird.
Das biblische Bild kam nicht von ungefähr: Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung war prominenter Gast der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda. Als Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Mitautor der Umweltenzyklika von Papst Franziskus betonte er, die Kirche sei ein wichtiger Global Player im Kampf gegen die Erderwärmung.
Der Physiker formulierte zwei Erwartungen an die Kirche: Als politische Kraft könne sie Druck auf die neue Bundesregierung ausüben, um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. „Die technischen Lösungen gibt es bereits“, sagte Schellnhuber. „Es fehlt nur der gesellschaftliche Wille, das auch umzusetzen.“
Zugleich sieht der Wissenschaftler die Kirche aber auch als „spirituellen Faktor“: Sie könne „die Frage, was gutes Leben ausmacht, neu stellen“, sagte er. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ergänzte: Die Richtung laute „gut leben statt viel haben“.
Die Bischöfe sehen sich beim Klimaschutz in der Verantwortung: Bei ihrem Studientag ging es dabei nicht um die großen theologischen Fragen, sondern um ganz praktische Dinge wie die Wärmedämmung kirchlicher Gebäude, die Nutzung von E-Autos und die ökologische Bewirtschaftung von Kirchenland. Der in der Konferenz für Öko-Themen zuständige Freiburger Weihbischof Bernd Uhl nannte die Kirche einen „schlafenden Riesen beim Thema Umweltschutz“.
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte zugleich, die Kirche stehe nicht am Anfang ihres ökologischen Engagements. Als mögliche weitere Schritte nannte er ein nachhaltiges Gebäudemanagement, klimasensible Energiekonzepte und die Prüfung einer CO2-Kompensation für Flugreisen bis hin zu den „kleinen alltäglichen Dingen“, wie, wo und was gekauft wird.
Leuchttürme und die Mühen des Alltags
Leuchtturmprojekte hat die Kirche einige vorzuweisen: Seit 2008 hat der Dom in Osnabrück eine Erdwärmeheizung. Die 2015 geweihte Leipziger Propsteikirche ist das europaweit erste Gotteshaus, das weitestgehend nach ökologischen Maßstäben errichtet wurde. Seit 2009 bildet der Deutsche Caritasverband Langzeitarbeitslose bundesweit zu Stromspar-Helfern aus.
Mühsamer ist es, den Klimaschutz im Alltag zu verankern. Vielen der mehr als 24 000 Gotteshäuser stünde eine Modernisierung von Heizung und Wärmedämmung gut an. Kirchliche Kindergärten, Schulen und Bildungshäuser können Ökobewusstsein bei Ernährung und Beschaffung von Möbeln, Papier oder Elektrogeräten beweisen. Die Erzdiözese Freiburg hat einen Teil der Dienstwagen durch Elektrofahrzeuge ersetzt.
Immer mehr Diözesen schaffen dafür die Strukturen: In 20 von 27 Bistümern gibt es Umweltbeauftragte – allerdings sind die Hälfte von ihnen nur ehrenamtlich oder mit einem geringen Stundenkonto für diese Aufgabe abgestellt. Bistümer haben sich auf Klimaschutzziele festgelegt, sich den Anforderung von Öko-Siegeln unterworfen oder – auch im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums – Klimaschutzkonzepte erarbeitet: Bis 2021 etwa will das Bistum Trier rund 30 Prozent, bis 2040 rund die Hälfte der Kohlendioxid-Emissionen bezogen auf 2010 einsparen.
Die beiden evangelischen Landeskirchen und die beiden katholischen Bistümer in Baden-Württemberg haben ihre Energieversorgung selbst in die Hand genommen und 2008 eine eigene Gesellschaft zur Energieversorgung gegründet. Sie bietet atomfreien Strom aus Wasser- und Windkraftanlagen.
Zugleich ist Bildung ein wichtiges Thema: In der Erzdiözese München etwa haben sieben große Bildungshäuser nicht nur ihren CO2-Ausstoß um mehr als ein Viertel gesenkt. Gleichzeitig absolvierten 19 Mitarbeiter eine Ausbildung zum Kirchlichen Umweltauditor; sie kennen sich jetzt besser aus mit Energieverbrauch und bewusstem Einkaufen.
Lesen mehr dazu in unserer Printausgabe auf Seite 4.
Mühsamer ist es, den Klimaschutz im Alltag zu verankern. Vielen der mehr als 24 000 Gotteshäuser stünde eine Modernisierung von Heizung und Wärmedämmung gut an. Kirchliche Kindergärten, Schulen und Bildungshäuser können Ökobewusstsein bei Ernährung und Beschaffung von Möbeln, Papier oder Elektrogeräten beweisen. Die Erzdiözese Freiburg hat einen Teil der Dienstwagen durch Elektrofahrzeuge ersetzt.
Immer mehr Diözesen schaffen dafür die Strukturen: In 20 von 27 Bistümern gibt es Umweltbeauftragte – allerdings sind die Hälfte von ihnen nur ehrenamtlich oder mit einem geringen Stundenkonto für diese Aufgabe abgestellt. Bistümer haben sich auf Klimaschutzziele festgelegt, sich den Anforderung von Öko-Siegeln unterworfen oder – auch im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums – Klimaschutzkonzepte erarbeitet: Bis 2021 etwa will das Bistum Trier rund 30 Prozent, bis 2040 rund die Hälfte der Kohlendioxid-Emissionen bezogen auf 2010 einsparen.
Die beiden evangelischen Landeskirchen und die beiden katholischen Bistümer in Baden-Württemberg haben ihre Energieversorgung selbst in die Hand genommen und 2008 eine eigene Gesellschaft zur Energieversorgung gegründet. Sie bietet atomfreien Strom aus Wasser- und Windkraftanlagen.
Zugleich ist Bildung ein wichtiges Thema: In der Erzdiözese München etwa haben sieben große Bildungshäuser nicht nur ihren CO2-Ausstoß um mehr als ein Viertel gesenkt. Gleichzeitig absolvierten 19 Mitarbeiter eine Ausbildung zum Kirchlichen Umweltauditor; sie kennen sich jetzt besser aus mit Energieverbrauch und bewusstem Einkaufen.
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