Die Bibel ins Gespräch bringen
Von: Sarah Schött | 19. August 2018
Die neue Einheitsübersetzung der Bibel war das Schwerpunktthema der 17. Sommerakademie des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier.
Etwa 60 Frauen und Männer waren in der Deutschen Richterakademie zusammengekommen, um sich vom 6. bis 9. August als Teilnehmer und Referenten über das Thema „Liturgie und Bibel“ auszutauschen. Der Grund: die Einführung der überarbeiteten Bibelübersetzung in den Gottesdiensttexten im neuen Kirchenjahr, das am ersten Advent beginnt.
Die bereits 2016 erschienenen revidierten Ausgaben der Einheitsübersetzung und der Lutherbibel wollen sprachlich zeitgemäßer, aber auch wörtlicher sein. Das war Anlass für die Teilnehmer, unter denen sich sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche befanden, darüber zu diskutieren, welche Auswirkungen dies für den Gottesdienst hat. Vortrags- und Workshopthemen waren unter anderem die Bibel im evangelischen Gottesdienst, Chancen und Herausforderungen der Wort-Gottes-Feier oder neue Formen der Bibelarbeit.
Eine Teilnehmerin plädierte zum Beispiel dafür, von Laien gehaltene Wort-Gottes-Feiern nicht als Notlösung, sondern als Chance zu sehen und ganz bewusst einzusetzen. Eine andere hob positiv hervor, dass die neue Einheitsübersetzung auch die Möglichkeit biete, die Bibel wieder ins Gespräch zu bringen.
Gertrude Knepper, Gemeindereferentin im Bistum Essen, war vor allem von der Begegnung mit Ehrenamtlichen berührt. „Ich habe einen neuen Blick auf die Menschen im Ehrenamt gewonnen, die mit so viel Leidenschaft bei der Sache sind.“ Dr. Konrad Müller, Leiter des Gottesdienst-Instituts der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, nahm für sich unter anderem eine Frage mit, die die Sprache der Bibel weiterdenkt: „Haben wir noch die Möglichkeit, als Gemeinden dem Ausdruck zu verleihen, was unser Evangelium verkündet?“
Die Bibel als Kommunikationswunder
„Die Bibel ist ein Kommunikationswunder. Sie hat auch zu ihrer Zeit nicht die Sprache von wenigen Hochgebildeten gewählt, sondern mit sehr vielen Bildern einfach die der Leute. Und viele diese Bilder kehren jetzt wieder in die Übersetzung zurück.“ Die Sprache sei nun „etwas kerniger, farbiger und an einigen Stellen auch etwas stacheliger“. In der neuen Fassung seien viele Redewendungen in den Text zurückgekehrt. Ein anderes Beispiel einer deutlichen Veränderung: Aus „Jahwe“ im Alten Testament wird „HERR“. Aus dem Publikum gab es dazu teilweise kritische Stimmen.
Eine Teilnehmerin wünschte sich mehr Aufklärung darüber, was die Übersetzer sich gedacht und weshalb sie bestimmte Dinge geändert haben. „Es ist schwierig, wenn man Dinge lesen soll, von denen man nicht weiß, warum sie jetzt so sind.“
Dr. Marius Linnenborn, ebenfalls Tagungsleiter und Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier, fasste die Veranstaltungsergebnisse so zusammen: „Wir haben uns damit beschäftigt, wie das Wort Gottes im Gottesdienst verkündet wird und wie die verschiedenen Schriftlesungen inhaltlich zusammenhängen.“ Vor Ort könne man sich jetzt überlegen, wie man mit der nötigen Sorgfalt an die Texte herangehe – in der Vorbereitung auf das Lesen eines Textes, aber auch im Sprechen selbst.
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Info
Weitere Infos zur Sommerakademie und zum Deutschen Liturgischen Institut unter www.dli.institute. Eine Publikation mit den Tagungsbeiträgen ist in Planung.
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