Paulinus - Wochenzeitung im Bistum Trier

Paulinus - Kopfbereich:

Paulinus - Inhalt:
Paulinus - Hauptinhalt:
Die Entdeckung des Zuhörens

Foto: KNA
Abschlussmesse mit Papst Franziskus am 28. Oktober bei der Weltbischofssynode zum Thema Jugend in Rom.

Die Entdeckung des Zuhörens

Von: Burkhard Jürgens | 4. November 2018
Mit dem Bekenntnis zu einer Öffnung gegenüber Laien ist die Jugendsynode im Vatikan zu Ende gegangen. Aber der Abschluss verrät viel über die inneren Gärungen der Kirchenführung.

Fast einen Monat tagten Bischöfe und junge Katholiken im Vatikan. Herausgekommen ist ein Dokument, das eine stärkere Öffnung der katholischen Kirche gegenüber Laien verlangt. Das Synodenthema „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“ ließ erwarten, die Kirchenoberen würden Strategien suchen, wie sie ihre Botschaft einer immer desinteressierteren Generation vermitteln können. Am Ende steht aber die Einsicht, dass die Kirchenleitung sich auch etwas von jungen Menschen sagen lassen muss.

Papst Franziskus brachte es beim feierlichen Abschluss am 28. Oktober auf die Formel „Zuhören, bevor man spricht“; die Jugendlichen bat er um Entschuldigung, dass die Kirche ihnen zu oft „die Ohren vollgeredet habe“. Und wichtiger als Synodenbeschlüsse ist dem Papst, dass sich eine neue Art der kirchlichen Zusammenarbeit etabliert, die Junge und Alte „im Hören und in der Unterscheidung“ vereint – ein „synodaler Stil“. Das spiegelt die Sicht vieler Bischöfe, die während der am 3. Oktober begonnenen Beratungen immer wieder den offenen und erfrischenden Austausch lobten. Der synodenerfahrene Wiener Kardinal Christoph Schönborn nannte das Bischofstreffen kurz „das beste“, das er je erlebt habe.

Rund 270 Bischöfen standen 36 junge Katholiken unter 30 Jahren gegenüber. Hinter den verschlossenen Türen der Synodenaula durften sie mitdebattieren, aber nicht abstimmen. Dennoch prägten sie mit Beiträgen, die als erfahrungsbezogen und konkret beschrieben werden, offenbar die Atmosphäre und die Dynamik.

Franziskus wertete die Versammlung als charismatisches Ereignis. „Es war der Heilige Geist, der hier gearbeitet hat“, sagte er nach der Verabschiedung des Schlussdokuments am 27. Oktober. Die Synode fiel in eine für ihn schwierige Zeit, belastet durch Missbrauchsskandale und innere Widerstände gegen Reformen.

Nicht zufällig richtete Patriarch Louis Raphael I. Sako als Vertreter des Synodenpräsidiums eine Solidaritätsadresse an den Papst. „Gehen Sie mit Mut und Zuversicht weiter“, sagte der Iraker. Die Synodenväter applaudierten.

Zwar spricht sich das Synodendokument für ein stärkeres Hören auf Jugendliche aus; auch die Beteiligung von Frauen an kirchlichen Entscheidungsprozessen wird als „Gebot der Gerechtigkeit“ bezeichnet. Aber gerade die Artikel zur Teilhabe von Laien und zu einer synodalen Kirche ernteten in der Schlussabstimmung zahlreiche Nein-Stimmen. Ein Passus über „ein klares, freies, authentisches Wort“ zur Sexualität erreichte nur knapp die Zweidrittelmehrheit.

Wie hart um die vorsichtige Öffnung gerungen wurde, zeigt auch der Vergleich des Schlussdokuments mit dem unveröffentlichten Entwurf, zu dem mehr als 360 Änderungsanträge eingegangen waren. Manches wurde weichgespült, wohl um überhaupt eine Chance auf Bestehen in der Abstimmung zu haben.

So stellte der Entwurf fest, durch den Missbrauchsskandal der Kirche werde „ihre Glaubwürdigkeit schwerwiegend untergraben“; Missbrauch in allen Formen sei „das Haupthindernis“ kirchlichen Wirkens und Ursache des Vertrauensverlusts bei Jugendlichen. Verabschiedet wurde folgende Formulierung: „Das Phänomen ist in der Gesellschaft verbreitet, betrifft auch die Kirche und stellt ein ernsthaftes Hindernis für ihre Mission dar.“

Das „Geschwür des Klerikalismus“ ist wundersam verschwunden; auch der Vorschlag an die Bischöfe, „demütig um Vergebung für klerikales Gebaren zu bitten“, fiel unter den Tisch. Dass die Kirche eine „verurteilende Haltung“ in Fragen der Sexualität aufgeben möge, findet sich nicht mehr, auch nicht der Wunsch von Jugendlichen, das Thema „offen und klar“ zu diskutieren. Der betreffende Artikel betont nun, die Kirche verfüge über eine reiche Tradition auf diesem Feld, zu finden etwa im Katechismus der katholischen Kirche oder in der Theologie des Leibes von Johannes Paul II.

Die Früchte der Arbeit seien „in Gärung“ wie frischer Traubenmost, sagte Franziskus. Und er hofft auf einen guten Jahrgang.



Paulinus - Marginalinhalt:

Im Blickpunkt

„Paulinus“-Leserreise 2024

Die nächste „Paulinus“-Leserreise führt vom 28. September bis 5. Oktober nach Kroatien. Die dalmatinische Küste Kroatiens zählt zu einer der malerischsten Europas. Unzählige vorgelagerte Inseln, herrlich verträumte Buchten, ein kristallklares Meer sowie die einzigartigen Städte Dubrovnik, Split und Trogir (deren Altstädte stehen unter dem Schutz der Unesco) werden Sie verzaubern.


Lebensberatung im Paulinus

An dieser Stelle beantworten regelmäßig Lebensberaterinnen und -berater aus den Einrichtungen des Bistums Trier Fragen zu verschiedenen „Problemfeldern“ des Lebens, zum Beispiel aus den Bereichen Erziehung, Ehe oder Familie. Wenn Sie zu einem Problem Beratung oder Antworten suchen, können Sie sich entweder an die „Paulinus“-Redaktion, Postfach 3130, 54221 Trier, oder direkt an die Lebensberatungsstellen im Bistum Trier wenden. Viele Paulinus-Beiträge aus der Praxis der Lebensberater finden Sie im Paulinus-Archiv/Lebensberatung.


Einfach Leben

Ein eigenes Haus, ein Auto, regelmäßiger Urlaub, Fernreisen, ein möglichst gut gefülltes Bankkonto. So sah lange Zeit der Traum vom Wohlstand aus. Doch immer mehr setzt sich heute die Erkenntnis durch: „Viel haben“ heißt noch nicht „gut leben“, und „weniger ist vielleicht mehr“. In Zusammenarbeit mit Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum beleuchten wir das Thema in einer lockeren Serie und stellen Menschen vor, die für Veränderung eintreten oder anders leben.


Synode im Bistum Trier

Die Synode wurde am 29. Juni 2012 von Bischof Ackermann ausgerufen. Die Trierer Bistumssynode hat ihr Abschlussdokument „heraus gerufen – Schritte in die Zukunft wagen“ am 30. April 2016 verabschiedet.



Video

  • "Der kleine Otto und die Törtchenfabrik"
    Spaß beim Lesen, das wünscht Julia Hansjosten den kleinen und großen Leserinnen und Lesern ihres ersten Kinderbuches. Im Video verrät die Autorin, worum es in "Der kleine Otto und die Törtchenfabrik" geht (Video: Christine Cüppers).
  • "Begrüßungsvideo" Heilig-Rock-Tage 2024
    Isabell Krohn und Dario Tumminelli haben das Programm der 24. Ausgabe des Bistumsfestes vorgestellt und laden herzlich dazu ein. Sie stehen unter dem Leitwort "Mit Dir!" und halten ein umfangreiches geistliches und kulturelles Programm bereit (Video: Sarah Schött).
  • Madonnenausstelung Koblenz
    Der belgische Sammler Alex Poignard hat seinen Madonnen-Schatz dem Landesmuseum Koblenz vermacht. Ein auserlesener Teil seiner riesigen Sammlung wird noch bis 7. April auf der Festung Ehrenbreitstein gezeigt (Video: Constanze Haubrich).
  • Nikolausaktion
    Bereits zum 50. Mal machen sich Studierende der katholischen Theologie in Trier auf den Weg, um als Nikoläuse und Engel Familien und soziale Einrichtungen zu besuchen. Warum ihnen das Nikolausfest wichtig ist und was sie antreibt, bei der Aktion mitzumachen, erzählen Dustin und Francesca im Video (Video: Constanze Haubrich).
  • Engelausstellung Museum am Dom
    Sie gehören – nicht nur – in die Advents- und Weihnachtszeit. Engel sind beliebt bei glaubenden Menschen, aber auch bei denen, die nicht glauben. Das Museum am Dom in Trier widmet den „himmlischen Heerscharen“ seine diesjährige Sonderausstellung bis 28. Januar 2024. Dabei zeigt es, dass die Ursprünge geflügelter Wesen in der Antike zu finden sind (Video: Christine Cüppers).
  • Weitere Videos
    Weitere Videos des Paulinus finden sich auf www.youtube.com/PaulinusTrier




Paulinus - Fuss: